Originaltitel: The Speckled Band Episodennummer: 1x06 Bewertung: Erstausstrahlung US: 29. Mai 1984 Erstausstrahlung D: 05. September 1987 Drehbuch: Jeremy Paul Regie: John Bruce Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
David Burke als Dr. John Watson,
Jeremy Kemp als Dr. Grimesby Roylott,
Rosalyn Landor als Helen Stoner,
Denise Armon als Julia Stoner,
John Gill als Driver,
Rosalie Williams als Mrs. Hudson,
Tim Condren als Thorne,
Stephen Mallatratt als Percy Armitage u.a.
Kurzinhalt:
Vor zwei Jahren ist Julia Stoner, kurz vor ihrer Hochzeit, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Nun fürchtet ihre Schwester Helen – die nun ebenfalls kurz davor steht, zu heiraten – dass ihr etwas ähnliches zustoßen könnte. Nicht zuletzt, als Julia vor ihrem Tod von einem seltsamen Pfeifen in der Nacht berichtet hat, und Helen dieses nun – nachdem sie aufgrund von Renovierungsarbeiten in das alte Zimmer ihrer Schwester übersiedelt ist – ebenfalls vernimmt. Sherlock Holmes hört ihr aufmerksam und, je weiter ihre Erzählung voranschreitet, mit zunehmender Besorgnis zu. Nur kurz nachdem Julia das Apartment in der 221b Baker Street verlassen hat, betritt ihr Stiefvater Grimesby Woylott die Wohnung. Ein überaus schroffer und unfreundlicher Zeitgenosse, der Holmes zu verstehen gibt, dass er sich aus den Angelegenheiten seiner Familie heraushalten soll. Doch davon lässt sich der Meisterdetektiv natürlich nicht abschrecken, und so bricht er zusammen mit Dr. Watson zum Anwesen auf, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Das gesprenkelte Band" – so wurde die Kurzgeschichte "The Speckled Band", im Gegensatz zur TV-Episode, bislang zumeist übersetzt – war mein absoluter Favorit aus dem Sammelband "Die Abenteuer von Sherlock Holmes". Dementsprechend groß war meine Vorfreude auf die TV-Umsetzung. Diese konnte mir zwar ebenfalls sehr gut gefallen, kam für mich aber irgendwie an die Vorlage (und auch die meiner Ansicht nach bisher besten Folge der Serie, "Die tanzenden Männchen") nicht ganz heran. Ein Aspekt ist – und ich schließe nicht einmal aus, dass das in der Vorlage sogar noch schlimmer war (ich liebe die "Sherlock Holmes"-Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle, und man muss natürlich immer bedenken, in welcher Zeit sie geschrieben wurden, aber die rassistischen Tendenzen die dabei immer wieder mal zum Vorschein kommen sind halt definitiv unschön) – aber dass die Tatsache, dass Dr. Roylott den Roma/Sinti bei sich Unterschlupf gewährt, als Argument dafür gebracht wird, was für ein Scheusal er ist, fand ich ebenso verkehrt, wie deren extrem klischeehafte Darstellung. Wie gesagt, dürfte der Vorlage geschuldet sein; hier hätte man bei der Adaption aber ruhig mit mehr Bedacht (und Respekt vor dieser Volksgruppe) agieren können.
Der zweite Punkt ergibt sich fast notgedrungen: Sir Arthur Conan Doyle tat sich vergleichsweise leicht, auf Papier – ohne dabei irgendjemanden in Gefahr zu bringen – einen spannenden Showdown rund um die Giftschlange zu schreiben. Einen eben solchen für eine TV-Episode umzusetzen war allerdings mit den damals vorhandenen inszenatorischen Mitteln (sprich, noch ohne CGI) halt doch ziemlich schwierig. Zwar macht man hier, was man kann – aber ein bisschen unspektakulär ist das Finale dann halt schon. Von diesen Punkten abgesehen hat mir "Das gefleckte Band" aber sehr gut gefallen. Einerseits natürlich aufgrund der Vorlage, die mich mit ihrem "closed room"-Mysterium schon immer begeistert hat, und mich auch hier in dieser Adaption (obwohl ich die Auflösung natürlich schon kannte) mitreißen konnte. Mir gefällt nicht zuletzt, wie der Fall hier so richtig zum Mitraten einlädt. Zwar behält Holmes auch diesmal so manche Überlegung und/oder Beobachtung für sich, im Großen und Ganzen erhalten wir aber – nicht zuletzt dank der wieder ausführlichen Rückblende zu den früheren Ereignissen, insbesondere rund um Helens verstorbene Schwester – alle Informationen, die auch ihm zugetragen wurden, und könnten somit rein theoretisch zum selbem Schluss gelangen. Ich mochte auch wieder das Zusammenspiel zwischen Brett und Burke, u.a. während der Zugfahrt. So richtig dreht "Das gefleckte Band" dann aber nochmal zum Ende auf, wenn sich die beiden ins Zimmer von Helen begeben, und darauf warten, dass Grimesby seinen finsteren Plan in die Tat umsetzt. Nicht zuletzt der kurze Blick auf Sherlocks zitternde Hand, der deutlich macht, dass selbst der sonst so souveräne Meisterdetektiv sich fürchtet, lässt die Spannung nochmal in die Höhe schnellen. Und wie immer war ich auch von Jeremy Bretts intensiver Darstellung hier wieder sehr angetan. Insgesamt war "Das gefleckte Band" somit definitiv stark – aber die Vorlage fand ich halt doch nochmal die Spur besser.
Fazit:
Der Fall an sich konnte mir – so wie ja auch schon in der Kurzgeschichte – sehr gut gefallen. Ich mag solche "closed room"-Mysterien, und die Auflösung hinter dem Mord an Julia gehört für mich definitiv zu den einfallsreicheren und denkwürdigeren. Schön auch, wie die Geschichte hier zum Mitraten einlädt, und dabei auch fair genug ist, uns praktisch alle Informationen zu geben, die auch Sherlock erhält, so dass wir theoretisch zum gleichen Schluss wie er kommen könnten. Ich mochte aber auch die Geschichte an sich, und habe mit Helen definitiv mitgefühlt und -gefiebert. Eine wesentliche Stärke war zudem auch hier wieder Jeremy Bretts schauspielerische Leistung als Sherlock Holmes (und, wenn auch nicht ganz in diesem Ausmaß, durchaus auch David Burke als Dr. Watson). Und der eine oder andere amüsante Moment – wie z.B., wenn Holmes Grimesby aus der Wohnung verweist – war auch wieder enthalten. Nicht ganz glücklich war ich allerdings mit der Darstellung der Roma/Sinti. Vor allem aber tat man sich sichtlich schwer, den Showdown packend umzusetzen. Es ist halt wesentlich leichter, solche Dinge auf Papier zu schreiben, als sie dann – noch dazu mit dem damals vorhandenen Mitteln – für den TV-Schirm zu inszenieren. Was wohl auch der Grund ist, warum mir die Vorlage doch noch die Spur besser gefallen hat.