Originaltitel: The Crooked Man Episodennummer: 1x05 Bewertung: Erstausstrahlung US: 22. Mai 1984 Erstausstrahlung D: 14. Oktober 1987 1987 Drehbuch: Alfred Shaughnessy Regie: Alan Grint Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
David Burke als Dr. John Watson,
Norman Jones als Henry Wood,
Lisa Daniely als Nancy Barclay,
Denys Hawthorne als James Barclay,
Fiona Shaw als Miss Morrison,
Paul Chapman als Major Murphy,
Shelagh Stephenson als Jane,
Michael Lumsden als Young Henry Wood,
Catherine Rabett als Young Nancy,
James Wilby als Young Barclay,
Maggie Holland als Mrs Fenning,
Colin Campbell als Private Bates,
David Graham Jones als Pianist u.a.
Kurzinhalt:
Die Bediensteten im Anwesen von James und Nancy Barclay werden Zeuge eines schrecklichen Streits, den die beiden hinter verschlossenen Türen abhalten. Nachdem sie einen Schrei und einen Knall hören, gelangt einer von ihnen durch die offene Verandatür in den Raum. James liegt tot vor ihnen, seine Frau Nancy hat das Bewusstsein verloren. Der Verdacht liegt nahe, dass Nancy ihren Ehemann erschlagen und dann vor Schock in Ohnmacht gefallen ist. Doch Sherlock Holmes, der in dem Fall von Major Murphy hinzugezogen wurde, ist davon überzeugt, dass mehr dahintersteckt. Stutzig macht ihn nicht zuletzt, dass die Tür von innen verschlossen war, jedoch kein Schlüssel im Schloss steckte. Alles scheint in Zusammenhang mit Nancys Arbeit für eine Wohlfahrtseinrichtung zu stehen. Offenbar kam es dort zu einer Begegnung mit einem verkrüppelten Mann, die Nancy zutiefst schockierte. Nun gilt es, eben diesen ausfindig zu machen, in der Hoffnung, so Licht in die Sache zu bringen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die Geschichte "The Crooked Man" ist – entgegen der direkten Übersetzung des Episodentitels – bei uns überwiegend unter dem Namen "Der Verwachsene" bekannt. Ursprünglich im zweiten Sammelband "Die Memoiren des Sherlock Holmes" veröffentlicht, konnte mir die Story – die für mich starke Ähnlichkeiten zu "Eine Studie in Scharlachrot" und "Das Tal der Angst" aufweist – recht gut gefallen. An die besagten erinnerte "Der Verwachsene" nicht nur aufgrund des (vermeintlichen) Mordes, der auf frühere Tagen des Opfers zurückzuführen war, sondern vor allem auch, weil die Vorgeschichte in einer ausgedehnten Rückblende erzählt wird. Dies ist Segen und Fluch zugleich. Segen, als die besagte Vorgeschichte zweifellos eine tragische ist, und man mit Henry definitiv mitfühlt. Fluch, weil es wertvolle Sendezeit von Sherlock Holmes und seinen Ermittlungen abzieht. Und letzteres ist halt nun mal definitiv die größte Stärke der Serie; insbesondere auch dank Jeremy Bretts intensiver Darstellung der Figur.
Was mir zweifellos sehr gut gefallen konnte, ist das zugrundelegende "locked room"-Mysterium rund um den Tod von James Barclay. Im Vergleich zu "Die tanzenden Männchen" wird hier der Befragung der Bediensteten jedoch nur eine vergleichsweise kurze Zeit eingeräumt; wie Holmes Ermittlungen am Tatort generell relativ rasch von statten gehen. Es dauert nicht lange, bis er jene Wohlfahrtseinrichtung aufsucht, die Nancy am Tag vor dem Tod ihres Gatten besuchte; dort gibt es mit Fiona Shaw dann auch das (aus heutiger Sicht) bekannteste Gesicht aus der Gaststarriege zu sehen. Sobald es ihnen dann gelungen ist, den titelspendenden verkrüppelten Mann ausfindig zu machen, nimmt jedoch eben die Vorgeschichte rund um ihn, James und Nancy den Rest der Episode ein – und das ist insgesamt ein gutes Drittel. Wir sehen, wie die beiden Kameraden bei der Armee waren, und um die Liebe der gleichen jungen Frau – Nancy – buhlten. Wie weit James dann schließlich zu gehen bereit war, um sie für sich zu gewinnen, ist dann zweifellos erschütternd. Am Interessantesten war daran für mich allerdings sicherlich die Aufrollung der Geschehnisse aus jener schicksalhaften Nacht nach seiner Rückkehr, die James dann schließlich das Leben kosteten. Insgesamt denke ich aber, so tragisch die Vorgeschichte auch war, dass es möglich gewesen wäre, die Rückblenden kürzer zu gestalten, und dafür Holmes Ermittlungen – bzw. generell dem Zusammenspiel zwischen Jeremy Brett und David Burke – mehr (Lauf-)Zeit einzuräumen. Wie der Fall zwar grundsätzlich ganz nett, aber sicherlich weder so ausgeklügelt noch mitreißend war, wie so manch anderer. Insgesamt ein solides Holmes-Abenteuer – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Fazit:
"Der verkrüppelte Mann" fiel für mich im Vergleich zu den bisherigen Episoden der Serie doch ein bisschen ab. Zwar keineswegs schlecht, litt er für mich darunter, dass die Aufrollung der – zweifellos tragischen – Vorgeschichte von Henry für meinen Geschmack doch ein bisschen zu viel Zeit einnahm – auf Kosten von Watson und Holmes, und insbesondere den Ermittlungen des Meisterdetektivs, die mir hier doch ein bisschen zu kurz kamen. Davon abgesehen wusste aber auch "Der verkrüppelte Mann" durchaus wieder zu gefallen. Die Ausgangssituation rund um den Tod von James Barclay war durchaus interessant. Nett auch, mit Fiona Shaw einen bekannten Gaststar in einer kleinen Nebenrolle zu Gesicht zu bekommen. Und wenn Henry dann seine Geschichte erzählt, fühlt man durchaus mit ihm mit. Die "Sherlock Holmes"-Episoden davor haben mich aber halt doch noch die Spur mehr mitgerissen.
