Originaltitel: The Naval Treaty Episodennummer: 1x03 Bewertung: Erstausstrahlung US: 08. Mai 1984 Erstausstrahlung D: 21. Oktober 1987 Drehbuch: John Hawkesworth & Jeremy Paul Regie: Alan Grint Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
David Burke als Dr. John Watson,
David Gwillim als Percy Phelps,
Gareth Thomas als Joseph Harrison,
Alison Skilbeck als Annie Harrison,
Ronald Russell als Lord Holdhurst,
Nicholas Geake als Charles Gorot,
Pamela Pitchford als Mrs Tangey,
John Malcolm als Tangey,
David Rodigan als Inspector Forbes,
Eve Matheson als Miss Tangey,
Rosalie Williams als Mrs Hudson,
John Taylor als Dr Ferrier u.a.
Kurzinhalt:
Dr. Watson erhält einen Brief von seinem alten Schulkameraden Percy Phelps. Dieser arbeitet im Außenamt, und wurde von seinem Vorgesetzten damit betraut, ein streng geheimes und höchst brisantes Marineabkommen zwischen England und Italien zu kopieren. Er hat nur kurz das Büro verlassen, um sich Kaffee zu holen – als er zurückkam, fehlte von dem Dokument jede Spur. Der Schock löste ein Gehirnfieber bei ihm aus, das er auf dem Anwesen seiner Verlobten Annie Harrison auskurierte. Wirklich gesund ist er zwar noch nicht, immerhin geht es ihm mittlerweile aber gut genug, um Sherlock Holmes in diesem so verzwickten wie brisanten Fall um Hilfe zu bitten. Dieser stürzt sich mit Begeisterung auf das Rätsel, und lässt sich von Phelps noch einmal die Ereignisse jener schicksalhaften Nacht genauestens schildern. Nachdem er eine Hypothese zum Hergang erstellt hat, beschließt er, dem Täter eine Falle zu stellen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die Kurzgeschichte "Das Marineabkommen" – in Deutschland auch häufig unter dem Namen "Der Flottenvertrag" veröffentlicht – zählte zu meinen Highlights aus dem zweiten Sammelband "Die Memoiren des Sherlock Holmes". Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an die Verfilmung – die von ihr zugegebenermaßen nicht ganz eingelöst wurden. Denn auf dem Papier fand ich die Geschichte (zumindest in meiner Erinnerung) doch nochmal eine Spur packender und mitreißender; die relativ lange Laufzeit von einer knappen Stunde sorgt zwar dafür, dass man sich ausreichend Zeit nehmen und sich die Story so richtig entfalten kann, und lässt zudem auch Platz für nette Charaktermomente. Ich denke aber, dass es – je nach Inhalt der Vorlage – bei manchen Kurzgeschichten leichter ist, sie auf die entsprechende Laufzeit zu strecken, als bei anderen. Und bei "Das Marineabkommen" schlichen sich aus meiner Sicht doch kleinere Längen ein. Und dann ist da natürlich noch der Punkt, dass man sich halt natürlich unweigerlich denkt: Wenn das Dokument so wahnsinnig wichtig ist, dann nimm es halt mit, wenn du dir deinen Kaffee holst.
Insgesamt hat mir aber auch die dritte Episode wieder sehr gut gefallen. Eine der schönsten Szenen war dabei zweifellos, wie Sherlock Holmes mit der Rose in der Hand zu sinnieren beginnt. Jeremy Brett war generell in der Hauptrolle wieder einmal absolut famos; energisch, bestimmend (u.a. auch bei der Szene mit den Inspektor), und die Brillanz der von ihm verkörperten Figur jederzeit nach außen strahlend. Er ist und bleibt für mich – so toll Rathbone auch gewesen sein mag – der ultimative Sherlock Holmes. Der Fall an sich hatte es mir, wie schon in der Vorlage, ebenfalls angetan. Dieser ist durchaus ausgeklügelt, und lädt mit den ganzen Hinweisen, sowie der Schilderung jener schicksalhaften Nacht, auch durchaus zum Miträtseln ein. Und insbesondere auch der Moment, wo die Klingel ertönt – obwohl sich niemand im Büro befinden sollte – verfehlte die gewünschte Wirkung nicht. Wie ich die Inszenierung von Alan Grint hier generell lobend hervorheben muss. Diesbezüglich stach insbesondere das Finale mit dem Kampf hervor, den wir in erster Linie über die Schatten an der Wand verfolgen. Das war schon sehr cool gemacht. Schön auch, wie Holmes hier dem – von ihm zuvor bereits identifizierten – Täter wieder einmal eine Falle stellt; einerseits, um ihn auf frischer Tat zu ertappen, und andererseits, um sich den Aufwand zu ersparen, im Raum nach dem gestohlenen Abkommen suchen zu müssen. Stattdessen lässt er sich – wie im Serienauftakt "Ein Skandal in Böhmen" von Irene Adler – vom Täter selbst zum gesuchten Dokument führen. Und generell bekommt Sherlock Holmes hier wieder einiges zu Kombinieren – und damit ausreichend Gelegenheit, seinen überlegenen Intellekt unter Beweis zu stellen. Ihm dabei zuzusehen, wie er das Rätsel löst, machte zweifellos auch hier wieder großen Spaß. Die Vorlage habe ich aber halt noch die Spur gelungener und mitreißender in Erinnerung.
Fazit:
Angesichts der "Spionage"-Thematik überrascht es, dass man für die in der damaligen Gegenwart des Zweiten Weltkriegs angesiedelten Universal-Filme mit Basil Rathbone und Nigel Bruce nicht auf diese Vorlage zurückgegriffen hat. So war es nun vielmehr der Granada-Serie mit Jeremy Brett und David Burke vorbehalten, diese zum ersten Mal auf die Leinwand bzw. den TV-Schirm zu bringen. Die Vorlage war einer meiner Favoriten aus dem betreffenden Sammelband "Die Memoiren des Sherlock Holmes" – und zumindest aus meinem Gedächtnis heraus kam die Adaption hier nicht ganz heran. Wohl auch, als die Story für die hier veranschlagten fünfundfünfzig Minuten Laufzeit doch ein bisschen zu wenig hergibt. Davon abgesehen war ich aber auch von "Das Marineabkommen" wieder sehr angetan. Der Fall ist nett verschachtelt, lädt zum Mitraten ein, und bietet vor allem auch Sherlock Holmes wieder ausreichend Gelegenheit, uns mit seinen logischen Deduktionen in Staunen zu versetzen. Mehr noch als dies sticht aber der Monolog hervor, den er mit der Rose in der Hand hält. Generell ist Jeremy Brett in der Hauptrolle wieder einmal eine absolute Wucht. Und die Inszenierung von Alan Grint war ebenfalls sehr hochwertig, und tat sich dann insbesondere mit den Schattenspielen beim Showdown hervor. Macht insgesamt zwar kein absolutes Highlight, aber definitiv eine weitere sehr starke und unterhaltsame Folge der Krimi-Serie.