Die Ringe der Macht - 2x01: Elbenkönige hoch im Licht
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Originaltitel: Elven Kings Under the Sky Episodennummer: 2x01 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 29. August 2024 (Amazon Prime) Drehbuch: Gennifer Hutchison Regie: Charlotte Brändström Besetzung:
Charlie Vickers als Sauron,
Morfydd Clark als Galadriel,
Robert Aramayo als Elrond,
Benjamin Walker als High King Gil-Galad,
Daniel Weyman als The Stranger,
Ciarán Hinds als Dark Wizard,
Markella Kavenagh als Nori Brandyfoot,
Megan Richards als Poppy Proudfellow,
Charles Edwards als Lord Celebrimbor,
Jack Lowden als Forodwaith Sauron,
Ben Daniels als Círdan,
Sam Hazeldine als Adar u.a.
Kurzinhalt:
Zu Beginn des zweiten Zeitalters schickte sich Sauron an, die Herrschaft über die Südlande – und die dort lebenden Orks – zu übernehmen, wurde jedoch von Adar bei der Krönung verraten und vermeintlich tot zurückgelassen. Doch der Gestaltwandler, der einst im Dienste Morgoths stand, erholte sich, und kehrte schließlich als Halbrand wieder in die Südlande zurück. In seiner neuen Gestalt wird er von Adar nicht erkannt, und gefangen genommen. In Bruchtal berichtet Galadriel indes vom Schmieden der drei Elbenringe, mit der die Welt wieder geheilt und damit die Zeit, welche die Elben in Mittelerde verbringen können, verlängert werden soll. Elrond zwingt sie jedoch dazu, Halbrands wahre Identität zuzugeben. Er warnt davor, dass die drei in Eregion geschmiedeten Ringe von Sauron kompromittiert worden sein könnten, und drängt darauf, diese zu vernichten. Als er erkennt, dass Gil-Galad angesichts der Notlage der Elben das Risiko eingehen möchte, bringt er die Ringe an sich, und flieht zu den Grauen Anfurten, wo er den Schiffsbauer Círdan um Rat und Hilfe bittet. Der Fremde hat indes zusammen mit seiner Halbling-Freundin Nori die Reise in den Osten angetreten. Doch diese erweist sich als beschwerlicher als erwartet…
Review (kann Spoiler enthalten):
An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, dass ich nicht etwa zu den (vermeintlich überwiegenden) Kritikern der ersten Staffel zählte, sondern diese vielmehr größtenteils gefeiert habe (und definitiv stärker einschätze als die direkte Konkurrenz "House of the Dragon"). Neben dem Staffelfinale habe ich vor allem auch die Premiere gefeiert, und hier insbesondere die ersten paar Minuten, die einen Blick auf Valinor boten. Ich fühlte mich von Beginn an (wieder) zu Hause, und sowohl bei "Schatten der Vergangenheit" als auch den nachfolgenden Episoden fand ich es einfach nur wunderbar, wieder Zeit in der magischen Welt von Mittelerde zu verbringen, und dabei auch einige Orte kennenzulernen, die bislang nur in meiner Fantasie – sowie den Illustrationen von Künstlern wie Alan Lee, John Howe und Ted Nasmith – existierten. Aber auch die Figuren und die Geschichte vermochten es größtenteils, mich in ihren Bann zu ziehen. Ein oder zwei Folgen mögen ein bisschen schwächer gewesen sein, insgesamt hatte mich die erste Staffel von "Die Ringe der Macht" aber sehr gut unterhalten – und konnte ich die teils harsche Kritik, die ihr entgegenschlug, absolut nicht nachvollziehen.
Dementsprechend groß war meine Vorfreude auf die zweite Staffel, weshalb ich mir die ersten drei Folgen auch gleich am Tag ihrer Veröffentlichung in einem kleinen Mittelerde-Marathon (der letztendlich auch nicht viel länger war als einer der Kinofilme aus Peter Jacksons Trilogie) angesehen habe. Dabei gelang es vor allem "Elbenkönige hoch im Licht", mich wieder zu überzeugen. Die Episode, und damit die zweite Staffel im Allgemeinen, erwischte dabei insbesondere mit der Aufrollung von Saurons Vorgeschichte einen ausgesprochen guten Start. Ich fand den Einblick in die damaligen Ereignisse, direkt nach dem Sturz von Morgoth, faszinierend. An dieser Stelle bietet sich nochmal ein kurzer Exkurs an, um festzuhalten, dass mir Änderungen an der Vorlage relativ egal sind. Eine Adaption wird nun mal immer genau das sein: Eine Adaption. So mancher Film, der allgemein als Meisterwerk angesehen wird, nahm sich im Vergleich zur Vorlage einige Freiheiten ("Shining"), bzw. hatte teilweise mit dieser sogar nicht einmal mehr wirklich viel zu tun ("Blade Runner"). Warum die Tolkien-Fans nun nach ebenfalls einigen krassen Änderungen, die Peter Jackson an der allgemein gefeierten "Herr der Ringe"-Trilogie vornahm, nun just gegen "Die Ringe der Macht" ausreiten, will sich mir einfach nicht erschließen. Und gerade auch bei Tolkien finde ich es insofern ein bisschen widersinnig, als die gesamte Mythologie von Mittelerde bis zu seinem Tod ein "work in progress" war, und das von seinem Sohn fertiggestellte Silmarillion aus seinen Arbeit halt jeweils die letzte oder am besten ausgearbeitete Version übernahm, die jedoch nicht zwingend auch jene gewesen sein muss, die Tolkien selbst gewählt hätte. Von den Änderungen, die Tolkien selbst nachträglich an "Der Hobbit" vorgenommen hat, damit dieser besser zu "Der Herr der Ringe" passt, ganz zu schweigen. Und jetzt wertet man die Anhänge von "Der Herr der Ringe" als heilige Schrift, an der nicht gerüttelt werden darf? Ich bitte euch.
Aber wieder zurück zum Prolog, der die Vorgeschichte von Sauron erzählt. Wir sehen hier, wie sich dieser langsam – nachdem er vermeintlich von Adar und seinen Orks ermordet wurde – erholt, und schließlich die Gestalt von Halbrand annimmt. In dieser Form dann auf die aus den Südlanden fliehenden Menschen trifft, die gerade dabei sind, nach Númenor aufzubrechen. Wie das betreffende Schiff von einem Seemonster angegriffen und zum Kentern gebracht wird. Und schließlich, wie er auf den Wrackteilen treibend Galadriel aus dem Wasser zieht – so, wie wir das in "Schatten der Vergangenheit" gesehen hatten. Danach wird die Geschichte von dem Punkt, wo er sich Galadriel offenbarte und daraufhin aus Eregion vertrieben wurde, weitererzählt. Mir gefiel dabei, dass wir nun wo wir seine wahre Identität kennen seine Fähigkeit zur Täuschung, List und Manipulation noch besser nachvollziehen können – so wie er es hier u.a. bei Adar unter Beweis stellt. Charlie Vickers spielt das wirklich wunderbar – und schaffte es mich in einzelnen Momenten sogar in Betracht zu ziehen, dass er den Pfad den er nun eingeschlagen hat bedauern könnte.
Mindestens ebenso stark wie seinen Handlungsstrang fand ich alles rund um die Elben. Das beginnt schon bei Galadriel, die sich nachdem es Sauron gelungen ist, sie auf diese Art und Weise zu täuschen, von schweren Schuldgefühlen geplagt wird. Spannender als dies fand ich aber letztendlich, dass sie in ihrer Verzweiflung ob des drohenden Abschieds der Elben von Mittelerde – aber auch, wie Gil-Galad richtig argumentiert, da sie diese Welt, in der Sauron nun sein Unwesen treibt, nicht ihrem Schicksal über- und sie im Stich lassen will (hier zeigt sich übrigens eine nette Parallele zu Peter Jacksons "Die zwei Türme"-Adaption, wo es Galadriel war, die Elrond davon überzeugte, eine Armee von Elben nach Helms Klamm zu schicken) – dennoch darauf drängt, die Ringe einzusetzen. Sie kann und will sich einfach nicht vorstellen, dass diese von Sauron korrumpiert wurden, einfach, weil die Ringe die letzte Hoffnung der Elben darstellen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Diese Verzweiflung, und ihren inneren Zwiespalt, brachte Morfydd Clark wunderbar zur Geltung. Wohl mehr noch als ihre oder Saurons ist "Elbenkönige hoch im Licht" aber wohl Elronds Episode. Dieser nimmt die Ringe an sich, und flieht zu den Grauen Anfurten, wo wir mit Círdan (gespielt von Ben Daniels) nun endlich eine der wichtigsten Elbengestalten aus Tolkiens Werk kennenlernen. Ihr gemeinsames Gespräch war nicht nur voller wunderbarer Anspielungen auf die Kunde von Mittelerde (Elronds Vater Elendil, Manwe, usw.), sondern gefiel mir auch vom Inhalt her. Letztendlich scheint es Elrond eigentlich gelungen sein, Círdan von seinem Standpunkt, dass die Ringe böse seinen, zu überzeugen, dann jedoch gelingt es diesen doch, ihn in ihren Bann zu ziehen. Und so werden sie nach Bruchtal zurückgebracht und tatsächlich angewendet, um das Elbenreich zu heilen und zu regenerieren. Und, wie es Galadriel so schön ausdrückt: Nur die Zeit wird zeigen können, ob diese Entscheidung weise war, oder töricht.
Obwohl alles rund um die Elben den Auftakt der zweiten Staffel dominierte, ging es trotzdem auch mit dem Fremden und seiner Halbling-Begleiterin Nori weiter. Diese sind gen Ostern aufgebrochen. Die betreffenden Szenen trumpfen vor allem mit ein paar imposanten Landschaftsaufnahmen, sowie der wundervollen Chemie zwischen Daniel Weyman und Markella Kavenagh auf. Aber auch die mysteriös-düsteren Alpträume/Visionen des Fremden stechen hervor. In weiterer Folge – nachdem sich die beiden offensichtlich verirrt haben und im Kreis laufen – schließt sich ihnen dann auch Magsame an, die mit dem Hinweis, dass das Wanderlied wörtlich gemeint ist und Anweisungen zum Pfad den sie beschreiten müssen enthält, den entscheidenden Hinweis liefert. Ich gebe zu: So sehr ich "Magsi" und ihre enge Freundschaft mit Nori in der ersten Staffel auch mochte, bin ich mir nicht sicher, ob Nori unbedingt ihren eigenen Sam braucht; Nori und der Fremde allein wären von der Dynamik schon auch sehr interessant gewesen. Und generell könnte ich fast schwören, dass dies ein nachträglicher Einfall der Serienmacher war, nachdem sie erkannten, wie gut Poppy und Nori in der ersten Staffel miteinander funktioniert haben. Von diesem Punkt abgesehen war ich vom Auftakt der zweiten "Ringe der Macht"-Staffel aber wieder sehr angetan.
Fazit:
Der Auftakt der ersten Staffel mag mich zwar noch die Spur mehr geflasht haben, dennoch hat mir auch "Elbenkönige hoch im Licht" sehr gut gefallen. Ich mochte dabei insbesondere die Aufrollung von Saurons Vorgeschichte zu Beginn des zweiten Zeitalters, welche dann schließlich in die Ereignisse der ersten Staffel überleitet. Aber auch seine weiteren Abenteuer – und wie es ihm schließlich gelingt, der Gefangenschaft von Adar zu entkommen, ohne dabei seine wahre Identität preis zu geben – hatten es mir angetan; vor allem auch, da wir hier beobachten konnten, wie geschickt Sauron darin ist, andere zu täuschen und zu manipulieren. Nicht minder angetan war ich vom Handlungsstrang rund um die Elben, und hier insbesondere Galadriels – verständliche – Schuldgefühle, das Dilemma rund um die Ringe der Macht, sowie Elronds Beharren darauf, die Ringe zu vernichten – was ihn schließlich zu den Grauen Anfurten führt. Seine Szenen mit Círdan zählten für mich zu den Highlights der Folge. Und auch der Handlungsstrang des Fremden und Nori gefiel mir sehr gut; nur im Hinblick auf Magsame bin ich (so sehr ich die Figur grundsätzlich auch mag) vorerst noch ein bisschen skeptisch. Insgesamt ein vielversprechender Auftakt der zweiten Staffel, der aus meiner Sicht auch einen deutlich besseren Job dabei machte, nicht nur die vorangegangenen Ereignisse nochmal aufzurollen, sondern eben auch schon die Geschichte von Season Zwei ins Laufen zu bringen, als dies der Staffelpremiere von "House of the Dragon" gelungen war.