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Sherlock Holmes - 1x01: Ein Skandal in Böhmen Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Granada/ITV

Originaltitel: A Scandal in Bohemia
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 24. April 1984
Erstausstrahlung D: 28. Oktober 1987
Drehbuch: John Hawkesworth & Alexander Baron
Regie: Paul Annett
Besetzung: Jeremy Brett als Sherlock Holmes, David Burke als Dr. John Watson, Gayle Hunnicutt als Irene Adler, Wolf Kahler als King of Bohemia, Michael Carter als Godfrey Norton, Max Faulkner als John, Tim Pearce als Cabby, Rosalie Williams als Mrs Hudson, Tessa Worsley als Mrs Willard u.a.

Kurzinhalt: Dr. Watson kehrt aus dem Urlaub in sein Apartment in der Baker Street 221b zurück, und trifft seinen Freund und Mitbewohner Sherlock Holmes in Gedanken versunken vor. John befürchtet, dass der Privatdetektiv wieder einmal in Lethargie verfallen ist, da es für seinen ruhelosen Geist keine Beschäftigung gibt. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall, erhielt er doch vor kurzem einen Brief, der seine Aufmerksamkeit erweckte – und ihm einen Besucher für eben diesen Abend, genauer gesagt in wenigen Minuten, ankündigte. Besagter Besucher versteckt sich zwar hinter einer Maske, für Holmes ist dessen Identität jedoch kein Geheimnis: Es handelt sich um den König von Böhmen. Dieser hatte vor einigen Jahren eine Affäre mit der abenteuerlustigen Irene Adler, die ihn in den Bann zog. Heiraten wollte er sie dann aber doch nicht. Nun, da seine Hochzeit mit einer Adligen bevorsteht, fürchtet er, dass Irene ihre Beziehung öffentlich machen und ihn so bloßstellen, oder ihn erpressen könnte. Holmes soll deshalb jene Fotographie, welche die beiden gemeinsam zeigt, an sich bringen – nachdem alle früheren Einbrecher, die ihr mit dieser Mission zu Irene Adler geschickt hat, gescheitert sind. Sherlock Holmes nimmt den Auftrag an, und schleicht sich in Verkleidung auf das Anwesen von Irene Adler. Doch diese ist nicht so leicht zu überlisten, wie Holmes gedacht hat…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Granada/ITV Auf meine Besprechung von "Sherlock Holmes" freue ich mich nun schon länger. Denn: Ich bin ja bekanntlich großer Fan der betreffenden Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle. In meiner Kindheit habe ich die ersten zwei Staffeln – bis zur Folge mit dem Reichenbachfall – im Fernsehen verfolgt, und war von der Serie sehr begeistert. Allerdings: Die weiteren Episoden (und Filme) hatte ich dann irgendwie verpasst (sei es, dass ich die Serie im ORF geschaut hatte, und die nur die ersten beiden Staffel gezeigt haben, oder auch, dass ich irgendwie nicht mitbekommen hatte, dass es mit neuen Folgen weiterging). Vor ziemlich langer Zeit, als die Serie das erste Mal auf DVD erschienen ist, hatte ich dann mal einen Rewatch gestartet, allerdings kamen mir dann andere Serien dazwischen, weshalb ich nie über die ersten paar Folgen hinauskam (an dieser Stelle sei festgehalten, dass das nichts mit der Qualität und/oder meiner Meinung zur Serie zu tun hatte). Insofern freue ich mich nun schon darauf, die meisten Episoden nach sehr langer Zeit endlich wieder, und die ganzen späteren Staffeln sowie sämtliche Filme nun zu allerersten Mal zu sichten.

"Sherlock Holmes" ist von 1984 bis 1994 und somit in einem Zeitraum von etwas über zehn Jahren entstanden. Die von Granada produzierte und in England auf ITV ausgestrahlte Serie machte es sich zum Ziel, sämtliche von Sir Arthur Conan Doyle für seinen Meisterdetektiv geschriebenen Fälle zu verfilmen. Der Tod des Hauptdarstellers Jeremy Brett sollte zwar verhindern, dass die dieses Ziel letztendlich auch erreichen sollten; insgesamt neunzehn Kurzgeschichten und Romane sollten unverfilmt bleiben, darunter nicht zuletzt der allererste Auftritt von Holmes und Watson "Eine Studie in Scharlachrot". Dennoch stellt für viele Holmes-Fans die Serienumsetzung von Granada bis zum heutigen Tag das Nonplusultra dar. Ein wesentlicher Grund dafür ist wohl, dass man sich bemühte, die Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle so werkgetreu wie möglich zu adaptieren. Dies bedeutet unter anderem, dass man dem Setting im viktorianischen London treu blieb – was die Produktion verständlicherweise recht aufwändig machte. Von essentieller Bedeutung war aber vor allem auch das Casting. Basil Rathbone und Nigel Bruce hatten das Bild von Sherlock Holmes und Dr. John Watson in der Öffentlichkeit über mehrere Generationen hinweg geprägt. Nun galt es, Darsteller zu finden, die es mit diesem Erbe aufnehmen können. Jeremy Brett – sehr früh ihre erste Wahl für die Hauptrolle – war anfangs eher zurückhaltend, da er nicht wollte, dass es ihm so ergeht wie Basil Rathbone, und man sich dann nur mehr als Sherlock Holmes an ihn erinnert. Tatsächlich sollte er letztendlich eben dieses Schicksal erleiden, fand ich jedoch noch Zeit seines Lebens letztendlich damit ab. Als großer Fan der Vorlage war er auch immer darauf bedacht, dieser so treu wie möglich zu bleiben.

Episodenbild (c) Granada/ITV Für die Rolle von Dr. John Watson wurde ursprünglich David Burke verpflichtet (dieser nahm nach der zweiten Staffel seinen Hut, um ein Angebot der Royal Shakespeare Company anzunehmen – was es ihm auch ermöglichte, näher bei seiner Familie zu sein). Getreu dem Motto, so nahe an der Vorlage wie möglich zu bleiben, ging man hier in eine deutlich ernstere Richtung, und stellte die Figur nicht mehr ganz so naiv dar wie in den Rathbone-Filmen, wo Nigel Bruce in erster Linie zur komödiantischen Auflockerung diente (was oftmals – und in den krassesten Fällen auch von mir – kritisiert wurde; zugleich ist aber auch nicht zu bestreiten, dass die Filme daraus viel Humor und damit auch Unterhaltungswert bezogen haben). Irritierend fand ich lediglich, dass er mich im ersten Moment enorm an Mel Brooks, und hier insbesondere dessen President Skroob aus "Spaceballs" (nur, dass dessen Schnäuzer nicht so ausgeprägt war) erinnert hat. Letzten Endes wurde mit den beiden aber ein Duo gefunden, dass sich mit Basil Rathbone und Nigel Bruce zumindest auf Augenhöhe befindet (wobei Brett Rathbone für mich dann doch nochmal deutlich übertrifft).

Wenn es etwas gibt, was ich an diesem Serienauftakt ein bisschen kritisieren würde, dann wäre es wohl die Wahl des Falls. Auf der einen Seite mag es logisch erscheinen; zumal der englische Originaltitel der Serie ja "The Adventures of Sherlock Holmes" lautet, und "Ein Skandal in Böhmen" die erste Kurzgeschichte aus dieser Anthologie war. Aber einerseits fragt man sich, warum man der Serie nicht mit "Eine Studie in Scharlachrot" einen klassischen Pilotfilm gegönnt hat, der uns zudem gezeigt hätte, wie sich Holmes und Watson kennen lernen. Vor allem aber, wie in meinem Review vom betreffenden Kurzgeschichten-Sammelband schon festgehalten, halte ich "Ein Skandal in Böhmen" jetzt nicht unbedingt für Sherlocks besten und/oder faszinierendsten Fall. Ja, natürlich, mit Irene Adler hat er die zweitwichtigste Widersacherin, der sich Holmes im Verlauf seiner Karriere stellen musste, im Gepäck. Zudem zeigt die Geschichte einige von Holmes typischen Stärken, wie seine Kombinationsgabe, seine effektiven Verkleidungen, aber auch sein Talent, seine Gegner zu überlisten bzw. ihnen eine Falle zu stellen. Vor allem aber sticht natürlich hervor, dass "Ein Skandal in Böhmen" eine der wenigen Geschichten ist, in denen sich Holmes doch tatsächlich geschlagen geben muss. All dies macht ihn als Wahl des ersten Abenteuers von Sherlock Holmes in der Serie wohl nur logisch. Nur, leider: Der Fall an sich ist irgendwie wenig interessant und/oder ausgeklügelt. Er bietet kein Rätsel, in das man sich groß verbeißen und wo man mitraten könnte. Und ein bisschen belanglos ist die Story schon auch. Vor allem aber: So sehr ich das Ziel einer möglichst werkgetreuen Adaption grundsätzlich auch schätze, aber ich finde, dass man sich in diesem Fall dann doch etwas zu sklavisch an die Vorlage gehalten hat. Buch und "Film" sind einfach zwei sehr unterschiedliche Medien. Und auch wenn man sich mit Rückblenden usw. bemüht, sich an die Regel "Zeigen, nicht erzählen" zu halten, ist dann insbesondere das Finale mit dem Brief von Irene Adler sehr antiklimaktisch. Hier hätte es nicht geschadet, bei der Adaption ein bisschen mehr Mut zu beweisen, und den beiden Kontrahenten eine abschließende Begegnung auf Augenhöhe zu ermöglichen, nach der es Irene gelingt, mit einem Trick zu verschwinden.

Episodenbild (c) Granada/ITV Davon abgesehen gibt es an "Ein Skandal in Böhmen" aber nichts auszusetzen. Die Produktionsqualität ist – vor allem für damalige Verhältnisse – ausgesprochen hoch. Aus heutiger Sicht mag zumindest mal diese Pilotfolge ein bisschen angestaubt wirken; zudem könnten das sehr gemächliche Erzähltempo sowie die unaufgeregte Erzählweise eine Herausforderung für modernere Gemüter darstellen. Ich selbst empfand das allerdings, vor allem auch im Kontrast zu aktueller Fernsehunterhaltung, als netten Kontrast. Lob hat auch die Musik im Allgemeinen und die Titelmelodie im Besonderen verdient, die sich mir gleich wieder ins Hirn gebrannt hat. Die Besetzung weiß auch abseits der beiden Hauptrollen zu gefallen. Gayle Hunnicutt ist mir persönlich weitestgehend unbekannt, fängt aber sowohl die verlockend-anziehende als auch ausgefuchste Seite von Irenes Figur sehr gut ein. Und der in erster Linie als Obernazi aus "Jäger des verlorenen Schatzes" bekannte Wolf Kahler überzeugt als stocksteifer, überheblicher König von Böhmen. Einzig die Inszenierung von Paul Annett hätte vielleicht noch eine Spur mehr Flair vertragen. Dies mag aber durchaus auch dem Budget und den Möglichkeiten der damaligen Zeit geschuldet sein.

Fazit: Der Auftakt der Sherlock Holmes-Serie von Granada mag noch nicht der ganz große Wurf sein. Mit dem Casting von David Burke als John Watson und insbesondere Jeremy Brett als Sherlock Holmes, der Entscheidung, dem Setting im viktorianischen London treu zu bleiben, der hohen Produktionsqualität, sowie dem Ziel, die Vorlage möglichst werkgetreu zu verfilmen, sind aber jedenfalls beste Grundvoraussetzungen für eine wunderbare Krimi-Serie, die insbesondere Fans der Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle in Verzücken setzen sollte, gegeben. Wobei man sich im Hinblick auf die Werkstreue im Falle von "Ein Skandal in Böhmen" fast ein bisschen selbst ein Bein stellt, da der Ausgang der Konfrontation zwischen Holmes und Adler doch sehr unspektakulär ist; in der Kurzgeschichte mag der Abschluss mit dem Brief nicht so störend gewesen sein, hier hätte man sich aber eben doch noch eine direkte Konfrontation auf Augenhöhe zwischen Brett und Hunnicutt respektive Holmes und Adler gewünscht. Sprich: Ein bisschen freier (und mutiger) hätte die Adaption an dieser Stelle ruhig sein dürfen. Vor allem aber leidet "Ein Skandal in Böhmen" darunter, dass der Fall – trotz Irene Adler – zumindest für mich jetzt nicht unbedingt zu Holmes' besten zählt. Trotzdem freue ich mich schon sehr darauf, mir die Serie nun endlich nach all der Zeit wieder (und ab der dritten Staffel dann zum ersten Mal) zu Gemüte zu führen.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Granada/ITV)







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