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Makenzie kehrt zur Erde heim Drucken E-Mail
Ein soziopolitischer Blick in die Zukunft Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 23 August 2024
 
Titel: "Makenzie kehrt zur Erde heim"
Originaltitel: "Imperial Earth"
Bewertung:
Autor: Arthur C. Clarke
Übersetzung: Nicht bekannt
Umfang: 285 Seiten
Verlag: Heyne (D), Gollancz Ltd (E)
Veröffentlicht: 1979 (D), 1975 (E, Erstauflage)
ISBN: 978-3-453-30558-2 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Duncan Makenzie ist auf dem Titan aufgewachsen. Er ist der Nachkomme einer Dynastie, welche zu den ersten Siedlern des Saturnmonds gehörte, und dessen Geschicke seither maßgeblich bestimmt. Der Mond verdankt seinen Reichtum in erster Linie den reichhaltigen Vorräten an Wasserstoff, der als Treibstoff für Fusionsantriebe von interplanetaren Raumschiffen benötigt wird. Fortschritte in der Entwicklung alternativer Antriebe bedrohen jedoch diesen für Titan so bedeutsamen Geschäftszweig nun. Dies ist einer von drei Gründen, die Duncan zur Wiege der Menschheit – und natürlich auch seiner Familie – zurückführt. Er besucht zum ersten und – aufgrund der deutlich höheren Gravitation, welche diesen für ihn körperlich enorm anstrengend macht – letzten Mal die Erde. Als offizielle Begründung dient dabei die anstehenden Feierlichkeiten zum 500. Geburtstag der USA. Darüber hinaus gilt es, den Fortbestand der Makenzie-Dynastie – der aufgrund eines Erbfehlers auf Klon-Technologie angewiesen ist – zu sichern. Und dann gilt es auch noch, Gerüchten nachzugehen, wonach ein alter Freund von ihm, Karl Helmer, in illegale Machenschaften verwickelt sein könnte…

Review: In seinem Frühwerk hat sich Arthur C. Clarke ja stark auf seine dort präsentierten Visionen der Zukunft der Menschheit, und hier insbesondere die technologischen Aspekte dahinter, konzentriert. Den Figuren hat er sich dabei größtenteils nur sehr oberflächlich gewidmet; diese waren doch eher Mittel zum Zweck, um uns in eben diese Visionen eintauchen lassen zu können. Der futuristische Katastrophen-Thriller "Im Mondstaub versunken" kehrte von diesem Ansatz bereits ein bisschen ab, und legte durchaus auch einigen Wert auf die im Buggy gefangenen Charaktere. Dort konnte ich noch nicht beurteilen, ob dies nur ein Ausreißer, und der Notwendigkeit der Geschichte geschuldet war, oder Clarke im Verlauf seiner langen Karriere doch zunehmend – neben der Zukunft der Menschheit – auch ein Interesse an der Menschheit an sich entwickelte. "Makenzie kehrt zur Erde heim" ist nun ein deutliches Indiz für letzteres. Nachdem er sich in früheren Romanen stark auf die technologische Seite seiner Zukunftsperspektiven fokussiert hat, steht diesmal nämlich eher der soziopolitische Aspekt im Mittelpunkt. Vor allem Mitte der 70er waren einige der hier präsentierten Ideen – insbesondere im Hinblick auf Homo- oder genauer gesagt Bisexualität – höchst fortschrittlich. Knapp fünfzig Jahre später mögen sie nicht mehr ganz so revolutionär sein – hat sich doch erfreulicherweise in dieser Zeit einiges getan – dennoch ist dies zweifellos ein großes Plus des Romans. Sehr angetan war ich auch von den Einblicken in die Lebensweise auf Titan, sowie die Aufrollung der Geschichte der Kolonialisierung des Planeten. Und auch Duncan Makenzie zählt für mich zu den wesentlichen Stärken des Romans. In ihm hat Arthur C. Clarke einen Protagonisten geschaffen, mit dem ich mich rasch identifizieren konnte.

Ganz so stark wie frühere Werke von ihm schätze ich "Makenzie kehrt zur Erde heim" allerdings nicht ein (was auch der Grund sein mag, warum dieser, im Gegensatz zu bekannteren und wohl auch beliebteren Werken, bislang vom Heyne-Verlag noch nicht neu bzw. digital aufgelegt wurde). So fand ich leider, dass der Roman sobald Duncan die Erde erreicht doch ziemlich abbaut. Wo Clarke zuvor auf Titan einen faszinierenden Einblick in die Lebensweise auf einem fremden Planeten gab, verlor er in der Erde den futuristisch-visionären Aspekt doch ziemlich aus dem Augen. Da und dort mag es eine entsprechende Erwähnung geben, insbesondere natürlich im Hinblick auf die Klon-Technologie, davon abgesehen könnte man aber meinen, er wäre einfach in unserer (oder der damaligen) Gegenwart gelandet. Dadurch verlor "Makenzie kehrt zur Erde heim" für mich doch einiges an Reiz. Es hilft auch nicht, dass ich das Dreiecksverhältnis zwischen Duncan, Karl und Calindy sehr klischeehaft fand. An diesen Stellen fühlte ich mich teilweise mehr an eine Seifenoper denn einen Science Fiction-Roman erinnert. Aber auch alles rund um den vermeintlichen Diamantenschmuggel wollte mich irgendwie nie so recht mitreißen. Wie die Story generell nach der Ankunft auf der Erde doch eher vor sich hinplätscherte. Und dass ich den dramaturgischen Höhepunkt, zu dem der Roman hinsteuert, dann doch ziemlich konstruiert fand, half auch nicht gerade. So gesehen war "Makenzie kehrt zur Erde heim" auf Kurs in Richtung einer "nur" durchschnittlichen Wertung; bis das Ende dann doch nochmal ein bisschen etwas herausgerissen hat. Dort wendet sich Clarke nämlich der Möglichkeit von außerirdischem Leben zu, und wie Duncan die Menschheit auf eine ebensolche Begegnung vorbereiten will (und eben darin die Zukunft des Titan sieht) – und auf einmal war ich für die Geschichte wieder Feuer und Flamme. Letztendlich bleibt es zwar bei diesem Denkansatz, denn kurz darauf ist der Roman auch schon wieder vorbei. Dennoch haben die faszinierenden letzten Seiten – inklusive eines netten kleinen Twists ganz am Ende – "Makenzie kehrt zur Erde heim" für mich definitiv nochmal ein bisschen aufgewertet.

Fazit: "Makenzie kehrt zur Erde heim" ist Mitte der 70er – und damit doch ein paar Jahre nach dem von mir zuletzt besprochenem "Im Mondstaub versunken" entstanden. Im Gegensatz zu seinen früheren Werken, wo er sich auf Visionen der Zukunft der Menschheit im Sonnensystem und/oder die Wunder und Mysterien, die uns im All erwarten konzentrierte, setzt sich dieser Roman in erster Linie mit soziopolitischen Aspekten auseinander. Aus damaliger Sicht überaus fortschrittlich ist beispielsweise die Darstellung der Sexualität. Sehr gut gefallen haben mir auch die Einblicke in das Leben auf dem Saturnmond Titan. Und am Ende setzt sich Clarke dann auch nochmal kurz mit der Möglichkeit von außerirdischen Leben auseinander – und wie sich die Menschheit am besten auf ein eben solches vorbereiten könnte. Abseits dieser Höhepunkte gelang es "Makenzie kehrt zur Erde heim" allerdings nicht ganz so, mich zu faszinieren und mitzureißen, wie früheren Werken. Vor allem der Mittelteil, nach Duncans Ankunft auf der Erde, fiel für mich auch eher ab. Zumal dort dann die futuristischen Elemente, trotz des Settings, doch eher in den Hintergrund rücken. Die recht ausgelutschte und hanebüchene Dreiecksgeschichte tat ihr Übriges. Unbedingt gelesen haben muss man "Makenzie kehrt zur Erde heim" somit meines Erachtens zwar nicht; eine (digitale) deutsche Neuauflage des Heyne-Verlags wäre aber dennoch wünschenswert.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2023 Gollancz)





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