Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Patricia Morison, Edmund Breon, Frederick Worlock, Carl Harbord, Patricia Cameron, Holmes Herbert, Harry Cording, Leyland Hodgson, Ian Wolfe, Mary Gordon u.a.
Kurzinhalt:
Bei einer Auktion werden unter anderem drei Spieldosen versteigert, die zuvor im Dartmoor-Gefängnis angefertigt wurden. Bei einem der drei unterschiedlichen Käufer wird schließlich am nächsten Tag eingebrochen, und eine ähnlich aussehende Spieldose gestohlen – während der Dieb zahlreiche weitere, deutlich wertvollere solcher Schmuckstücke ignorierte. Als Sherlock Holmes zufällig mithört, wie Julian Emery seinem Freund Dr. Watson von diesem kuriosen Vorfall berichtet, wird er hellhörig. Gemeinsam suchen sie Emerys Wohnung auf, wo ihnen die betreffende Spieldose gezeigt wird. Nur kurz nachdem die beiden die Wohnung wieder verlassen haben, erhält Emery Besuch von einer geheimnisvollen jungen Dame, die sich ebenfalls im Hinblick auf die Spieldose erkundet. Als er ihr diese nicht verkaufen will, wird er kurzerhand von ihrem Handlanger ermordet. Denn: Mrs. Hilda Courtney ist der Kopf einer vierköpfigen Verbrecherbande, die Druckplatten der Bank of England gestohlen hat. Doch nur ihr im Dartmoor-Gefängnis sitzender Komplize weiß, wo diese versteckt sind. Und eben diese Information hat er in den drei von ihm angefertigten Spieldosen versteckt…
Review:
Nach einem leicht holprigen Start – ich bin kein Freund des Erzählers aus dem Off; dass sich dieser hier enorm zurückhält, und nur kurz erwähnt, dass wir uns im Dartmoor-Gefängnis befinden, kann man nun sowohl positiv (er hält sich diesmal enorm zurück) als auch negativ (wäre das mit einer Einblendung nicht ebenso gut gegangen?) sehen – mausert sich "Jagd auf Spieldosen" zu einem der besten "Sherlock Holmes"-Filme aus der Universal-Ära (sprich, "Der Hund von Baskerville" nicht mitgerechnet), und damit zu einem mehr als würdigen Abschluss der Einsätze von Basil Rathbone und Nigel Bruce als Sherlock Holmes und Dr. Watson. Die Handlung nimmt sich dabei Anleihen an der Kurzgeschichte "Die sechs Napoleons", die bereits für "Die Perle der Borgia" (der für mich ebenfalls zu den Universal-Holmes-Filmen zählte) Pate stand. Darüber hinaus gibt es innerhalb des Films gleich mehrere Referenzen auf "Ein Skandal in Böhmen", sowie eine direkte Erwähnung von Irene Adler, "die Frau", die wohl auch für Hilda Courtney Pate stand. Diese erweist sich sowohl aufgrund ihrer Aktionen in der Geschichte als auch der Darstellung von Patricia Morison als würdige Gegenspielerin für Holmes/Rathbone.
Dies zeigt sich einerseits in der netten Parallele, dass sich Hilda – wie Sherlock – einer Verkleidung bedient, vor allem aber in der cleveren Art und Weise, wie sie ihn mit der bewusst zurückgelassenen Zigarette in die Falle lockt. Letzteres war ein wirklich cooler Einfall, und zugleich eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen Holmes von seiner Gegnerin doch tatsächlich ausgetrickst wurde. Einer der wenigen Kritikpunkte folgt dann allerdings unmittelbar darauf, weil die Todesfalle ist a) sehr typisch (und nach zahlreichen ähnlichen Einlagen innerhalb der Reihe mittlerweile fast schon unfreiwillig komisch) und b) unnötig kompliziert (und erweist sich letztendlich ja auch als ineffektiv). Gut gefiel mir dafür, wie sie schließlich nach Holmes auch Watson austrickst. Dieser muss sich dabei im Gegensatz zu einigen früheren, ähnlichen Szenen auch nicht wie ein Dummkopf aufführen; und natürlich, dass Holmes selbst ihr unmittelbar davor ebenfalls auf den Leim gegangen ist, mildert die entsprechende "Schmach" ebenso nochmals zusätzlich, die die Tatsache, dass der gute Dr. Watson diesmal gleich zwei entscheidende Hinweise geben und den Meisterdetektiv damit auf die richtige Fährte locken darf (auch wenn das mit dem Zitat von Dr. Samuel Johnson fast schon ein zu großer Zufall war). Aber auch der Fall an sich hatte es mir angetan, und verstand es, mich praktisch von Beginn an in den Bann zu ziehen. Angefangen bei der Auktion der zuvor im Gefängnis gefertigten Spieldosen, über den Einbruch bei und Mord von Sir Emery, bis hin zum eben daraufhin entbrennenden und wirklich gelungenen Wettstreit zwischen Holmes und Courtney. Die letzte wesentliche Stärke ist dann auch bei ihrem letzten Einsatz als Sherlock Holmes und Dr. Watson das Duo Basil Rathbone und Nigel Bruce, die auch hier wieder wunderbar miteinander harmonieren, und in ihren jeweiligen Rollen aufgehen. Bis zur (nun als nächstes anstehenden) TV-Adaption mit Benjamin Brett und David Burke bzw. Edward Hardwicke sollten sie für Doyle-Fans das Nonplusultra darstellen – und für viele sind sie es bis zum heutigen Tag geblieben.
Fazit:
Mit "Jagd auf Spieldosen" beschert man Basil Rathbone und Nigel Bruce als Sherlock Holmes und Dr. Watson eine mehr als nur würdige Abschiedsvorstellung. Die Story zählt für mich definitiv zu den besten der Universal-Filme, wie auch die – an Irene Adler angelehnte – Gegenspielerin, die den Meisterdetektiv sogar überlisten und in die Falle locken darf. Die daraus resultierende, eher aufgesetzt wirkende (und unnötig komplizierte) Todesfalle zählt zusammen mit der eher zufälligen Art und Weise, wie Holmes das Versteck der Druckplatten herausfindet, zu den wenig hervorstechenden Kritikpunkten. Insgesamt ist "Jagd auf Spieldosen" aber ein toller Krimi, der neben der gelungenen Handlung, dem coolen Wettstreit zwischen Holmes und Courtney, sowie dem nett ausgeklügelten Fall natürlich auch wieder – zum letzten Mal – vom wunderbaren (Zusammen-)Spiel von Rathbone und Bruce in den Hauptrollen profitiert. Kein Wunder, dass die beiden auch rund achtzig Jahre später immer noch das popkulturelle Bild dieser beiden Figuren maßgeblich prägen.