Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Hillary Brooke, Henry Daniell, Paul Cavanagh, Matthew Boulton, Eve Amber, Frederick Worlock, Coulter Irwin, Sally Shepherd, Mary Gordon u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 1945 treibt ein Serienmörder, der es auf junge Frauen abgesehen hat, sein Unwesen. Den Opfern wird dabei immer ein Finger abgeschnitten. Seit Jack the Ripper hat kein Killer mehr die Stadt derart in Angst und Schrecken versetzt. Inspektor Gregson wendet sich nun hilfesuchend an Sherlock Holmes. Dieser ist davon überzeugt, dass hinter den Morden nicht etwa ein Psychopath, sondern vielmehr ein kriminelles Meisterhirn steckt – und dies auch der Grund für die Verstümmelungen ist. Genauer lässt er sich jedoch vorerst noch nicht in die Karten schauen. Kurz darauf wird die nächste tote Frau mit einem abgetrennten Finger gefunden. Sir George Fenwick, der sich am Vorabend mit Lydia Marlowe getroffen hat, und diese schließlich nach Hause begleitete, sich kurz nach seiner Ankunft bei ihr aber an nichts mehr erinnern kann, findet den Finger schließlich in seiner Jackentasche. Kurz darauf besucht ihn ein Mann – Professor Moriarty – und meint, Zeuge des Mordes gewesen zu sein, jedoch gegen Bezahlung einer beträchtlichen Summe Stillschweigen bewahren und den Finger verschwinden lassen will. Als Sir Fenwick herausfindet, dass er hereingelegt wurde, wird er kurz darauf tot aufgefunden. Seine Tochter bittet Sherlock Holmes, den Fall zu untersuchen. Dieser erinnert sich daran, Sir Fenwick an jenem schicksalhaften Abend in Begleitung einer Frau in einem grünen Kleid gesehen zu haben…
Review:
Obwohl er in "Die Geheimwaffe" vermeintlich in den Tod gestürzt ist (das gleiche Schicksal ereilte die Figur ja bereits in "Die Abenteuer des Sherlock Holmes", der jedoch nicht zur Kontinuität der Universal-Filme zu zählen ist), kehrt Professor Moriarty hier zurück. Neuerlich schlüpft Henry Daniell in diese prominente Rolle, und im Vergleich zu "Die Geheimwaffe" hat er mir diesmal deutlich besser gefallen – insbesondere im Zusammenspiel mit Basil Rathbone. Tatsächlich würde ich ihre Begegnung hier im Apartment in der Baker Street 221b – nachdem Dr. Watson erfolgreich weggelockt wurde – zu den besten Momenten aller Holmes-Filme mit Rathbone (und ja, das schließt die beiden Filme von 20th Century Fox ein) zählen. Das war einfach nur großartig, sowohl vom Drehbuch ("Everything that I have to say to you has already crossed your mind." sowie "And we shall walk together through the gates of eternity hand in hand." Waren absolut grandiose) als auch den schauspielerischen Leistungen her. Ein weiterer hervorstechender Moment war die einzige Szene, die "Die Frau in Grün" mit der vermeintlichen Vorlage "Das leere Haus" gemein hat, nämlich wenn Holmes den Scharfschützen der es auf ihn abgesehen hat mit einer Attrappe von ihm (in diesem Fall eine Büste von Cäsar) überlistet. Und auch der Auftritt von Hillary Brooke als Lydia Marlowe wertete den Film für mich auf; ihr Zusammenspiel mit Holmes bei der Szene im Club stand jenem zwischen Rathbone und Daniell in nichts nach.
Weniger glücklich war ich mit dem Erzähler zu Beginn. Während sich bei "Das Haus des Schreckens" noch herausstellte, dass wir hier hören, wie dieser Sherlock Holmes die Hintergründe des Falls schildert, war es hier tatsächlich ein klassischer Voice Over-Kommentar aus dem Off, diesmal von Inspector Gregson. Schon sehr untypisch, und für mich doch eher irritierend. Deutlich schwerer als das wiegt jedoch, dass mich der Plot rund um die Hypnose nicht wirklich überzeugt hat. Zuerst einmal erscheint es insofern völlig überflüssig, als es eigentlich reichen sollte, sie zu Marlowe zu locken, die ihnen daraufhin Drogen unter ihrem Drink mischt, woraufhin sie für ein paar Stunden das Bewusstsein verlieren. Und wenn sie wieder aufwachen, einen Filmriss haben, und den abgetrennten Finger bei sich finden, tritt dann eben Moriarty auf den Plan. Der Hypnose-Ansatz ist somit völlig überflüssig. Er ist noch dazu sehr unzuverlässig, wie sich ja auch an Holmes am Ende zeigt. Ich will nicht bestreiten, dass Hypnose funktionieren kann, aber es gibt definitiv Menschen, die dafür anfälliger sind als andere; warum also das Risiko eingehen? Darüber hinaus hat der Plan von Moriarty noch ein weiteres Problem: Wenn es dann das nächste Opfer gibt, ob ich genau weiß, dass ich für dieses nicht verantwortlich sein kann, was hindert mich daran, zur Polizei zu gehen? Letztendlich hat der Plan somit doch einige Löcher, die ihn für mich jetzt eines vermeintlichen kriminellen Genies nur bedingt würdig machen. Irritierend fand ich auch, dass wir hier Paul Cavanagh im dritten (noch dazu relativ kurz hintereinander entstandenen) Film in seiner dritten Rolle erleben. War Mitte der 40er die Auswahl an (leistbaren und verfügbaren) Darstellern echt so knapp bemessen? Oder dachte man, das fällt den Zuschauern – vor allem auch im Abstand von ein paar Monaten – eh nicht auf? Seltsam auch die Szene zu Beginn, wo sich Holmes und Gregson über die Morde unterhalten, und Sherlock dann salopp meint: "Yes, it's horrible. Let's get a drink!". Zum Ende hin irritierte mich dann wiederum seine Aussage "I don't approve of sedatives"; weil das wissen Holmes-Kenner definitiv besser. Zudem war es halt schon auch sehr typisch, dass just der willensstarke Holmes (wenn auch unter Zuhilfenahme einer Droge) der Hypnose als Einziger widerstehen kann. Zumal die Offenbarung, dass er das nur gespielt hat, wenig überraschend war. Und generell ließ es das Finale dann leider an Spannung vermissen. Am Ende stürzt Professor Moriarty dann zum dritten Mal bei Holmes-Filmen (wobei ich "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" wie gesagt nicht zur Universal-Kontinuität zähle) in den Tod. Mal schauen, ob es diesmal dabei bleibt.
Fazit:
Einige Dialoge und Szenen – und hier nicht zuletzt die Begegnung zwischen Moriarty und Holmes im Apartment – zählen zum Besten, was uns die "Sherlock Holmes"-Filme mit Basil Rathbone (und Nigel Bruce) beschert haben. Umso bedauerlicher, dass er rund um sie gesponnene Plot hier nicht ganz mithalten kann. Vor allem das mit der Hypnose hat mich nicht wirklich überzeugt; nicht zuletzt auch deshalb, als es fürs Gelingen ihres Plans letztendlich völlig unnötig wirkte, und wenn überhaupt eher noch ein Risiko darstellte. Generell offenbarte dieser ein paar Schwächen, die dem Plan eines kriminellen Meisterhirns nicht unbedingt würdig sind. Viel zum Mitraten lädt "Die Frau in Grün" leider auch nicht ein. Und das Finale ließ es dann leider sehr an Spannung vermissen; zumal der Twist rund um Sherlocks List schmerzlich vorhersehbar war. Last but not least stürzt Moriarty hier nun schon zum dritten Mal in den Tod; ein bisschen einfallslos ist das schon. Dank der eingangs erwähnten starken Momente, sowie den wieder gut gelaunten Darsteller:innen – wobei ich neben Rathbone und Bruce vor allem noch den mich hier deutlich mehr als noch bei "Die Geheimwaffe" überzeugenden Daniell, sowie Hillary Brooke, lobend erwähnen würde – sowie der gewohnt kurzen Laufzeit, die keine Langeweile aufkommen lässt, kann sich aber auch "Die Frau in Grün" über eine solide Wertung freuen.