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Alien 3 Drucken E-Mail
William Gibsons erster Drehbuchentwurf als Roman Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 29 Juli 2024
 
Titel: "Alien 3"
Originaltitel: "Alien 3"
Bewertung:
Autorin: Pat Cadigan, nach dem Drehbuch von William Gibson
Übersetzung: Kristof Kurz & Stefanie Adam
Umfang: 448 Seiten
Verlag: Heyne (D), Titan Books (E)
Veröffentlicht: 2023 (D), 2021 (E)
ISBN: 978-3-4533-2256-1 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Auf ihrem Rückflug zur Erde wird die Sulaco zur zum Konzern Weyland-Yutani zugehörigen Raumstation Anchorpoint umgeleitet. Dies führt dazu, dass sie für kurze Zeit den Raumbereich der sogenannten Union of Progressive Peoples – eine sozialistische interstellare Supermacht – durchfliegt. Diese nutzt die Gelegenheit, um ein Raumschiff loszuschicken, um die Sulaco zu untersuchen. Dabei stößt man auf die Überreste des Androiden Bishop – und ein Alien-Ei. Dieses öffnet sich, und ein Crewmitglied wird vom daraus hervorspringenden Facehugger getroffen. Mit Bishop im Gepäck reist die Einsatztruppe wieder zur Raumstation Rodina zurück, während die Sulaco ihren Flug nach Anchorpoint fortsetzt. Dort werden dann schließlich die drei menschlichen Passagiere wiederbelebt: Ellen Ripley, Dwayne Hicks, und Rebecca "Newt" Jorden. Erstere hat jedoch durch einen Defekt der Kühlkapsel körperliche Schäden davongetragen, für die sie in der Krankenstation behandelt wird. Newt wird währenddessen zu ihren Großeltern auf die Erde geschickt. Hicks wiederum bleibt nach dem Debriefing vorerst auf der Station. Nachdem die UPP Bishop an Weyland-Yutani zurückgibt, unterstützt dieser die Wissenschaftler der Anchorpoint-Basis dabei, die Alien-Zellen, die auf dem Schiff gefunden wurden, zu untersuchen. Dabei zeigt sich, dass der Xenomorph auch abseits der Eier der Königin über eine Möglichkeit verfügt, sich fortzupflanzen – in dem sich die Zellen mit anderen biologischen Organismen zu einem Hybriden verbinden…

Review: Einmal geht's noch: Nach der Comicadaption von Johnnie Christmas sowie der Audible-Version von Dirk Maggs sollte 2021 dann auch noch eine Romanadaption der Autorin Pat Cadigan folgen. Der größte Unterschied dabei ist, dass Cadigan nicht, wie beim Comic und dem Hörspiel, auf die zweite, überarbeitete Version von William Gibsons Drehbuch, sondern seinem Erstentwurf, basiert. Die daraus resultierenden Unterschiede sind jedoch größtenteils überschaubar. Am auffälligsten sind wohl der Auftritt einer Alien-Königin, sowie die Tatsache, dass die Station hier von deutlich mehr Menschen – und auch vielen Zivilisten – bewohnt wird, als im zweiten Entwurf, was einerseits mehr Alien-Futter bedeutet, und andererseits die Evakuierung am Ende zu einem größeren Unterfangen macht. Die Grundzüge der Story sind jedoch in beiden Fassungen ident. Dies bedeutet, dass auch Pat Cadigans Adaption unter der meines Erachtens größten Fehlentscheidung von William Gibson bei seinen Drehbuchentwürfen leidet: Ripley wird hier größtenteils aufs Abstellgleis gestellt; sie ist nur in zwei Szenen bei Bewusstsein, und wird schließlich im Kälteschlaf von der Station evakuiert, lange bevor die Hölle ausbricht. An ihrer statt wird der Großteil der Action von den beiden "Aliens"-Veteranen Bishop und Hicks bestritten. Damit ist die Story für mich letztendlich auch eher "Aliens 2" als "Alien 3". Und so sehr ich auch verstehen kann, dass viele über die Art und Weise, wie im echten "Alien³" Hicks und Newt abseits der Kinoleinwand ins Reich der Toten geschickt wurden verärgert sind, kann ich wiederum nicht verstehen, dass man diese Entscheidung nicht mindestens so sehr kritisiert. Mir hat Ripley jedenfalls auch in dieser Adaption von William Gibsons Drehbuch wieder enorm gefehlt. Die Idee rund um die Alien-Mensch-Hybriden hat mich zudem auch beim dritten Mal immer noch nicht so recht überzeugt. Und das mit dem Kalten Krieg zwischen Weiland-Yutani und der UPP wirkte auf mich ebenfalls aufgesetzt; zumal es für meinen Geschmack auch hier wieder zu viel Platz einnahm, und von der eigentlichen Bedrohung durch die Aliens ablenkte.

Was Pat Cadigan allerdings wesentlicher besser gelang als Johnnie Christmas bei der Comic-Adaption ist, mich eine Bindung zu zumindest ein paar der neuen Figuren aufbauen zu lassen. Hier profitiert sie davon, dass ein Roman natürlich deutlich mehr Platz bietet, als ein Comic. Und eben dies nutzt die Autorin hier auch aus, um uns die neuen Charaktere (besser) vorzustellen. Vor allem das erste Drittel von "Alien 3" profitierte hiervon. Aber auch von ihrem Schreibstil war ich zu Beginn noch durchaus angetan. Cadigan schreibt durchaus gewitzt, und gibt so vor allem auch dem gerade erwähnten ersten Drittel, wo sich inhaltlich und vor allem auch spannungstechnisch noch nicht so viel tut (weil man mit dem Setup beschäftigt ist), einen hohen Unterhaltungswert. An die Hörspiel-Umsetzung – die mit der Rückkehr von Lance Henriksen und Michael Biehn aufwarten konnte – kam sie zwar selbst an dieser Stelle nicht ganz heran, den Comic ließ sie hier für mich aber klar und deutlich hinter sich. Nach einem dann immer noch ganz guten, wenn auch nicht mehr so mitreißenden Mittelteil bricht "Alien 3" dann aber leider völlig ein. Denn gerade an jener Stelle, wo deutlich mehr Spannung und Dramatik ins Geschehen hineinkommen sollte, nimmt sich Cadigan einfach zu viel Zeit, und wird viel zu wenig Handlung auf viel zu viele Seiten ausgebreitet. An dieser Stelle wirkte "Alien 3" für mich fast schon wie die Antithese zu Alan Dean Fosters Romanadaption von "Alien": Dort hastete dieser ja förmlich durch den Showdown, und handelte die letzten fünfzehn Minuten des Films auf gerade mal 2-3 Seiten ab. Demgegenüber breitet Cadigan die Flucht von der Station auf rund 150 Seiten aus; die ausgedehnte Erzählweise zehrte nicht nur an meiner Geduld, es kommt dem Roman an dieser Stelle eben wegen der schnarchigen Erzählgeschwindigkeit (von "Tempo" kann man nicht guten Gewissens sprechen) leider – trotz des Countdowns rund um die Zerstörung der Station – jegliche Dringlichkeit abhanden. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fand ich dann auch den hier nach wie vor eingestreuten Humor sehr deplatziert, und gingen diese Witzchen, Bemerkungen und Gedanken für mich auf Kosten der Spannung. Auf den letzten paar Seiten dreht "Alien 3" zwar dann wieder ein klein wenig auf. Dennoch musste ich mich durch die letzten rund 150 Seiten des Romans förmlich durchquälen, und habe sie – obwohl ich sie eigentlich in einem Aufwasch (während ich mir die Soundtracks der Filme angehört habe) durchlesen wollte – auf mehrere "Sitzungen" mit immer nur 3-4 Kapitel aufgeteilt, da ich sonst (zugegebenermaßen auch wegen der hohen Temperaturen) wohl eingeschlafen wäre. Schade!

Fazit: Zu Beginn war ich von Pat Cadigans Romanadaption von William Gibsons "Alien 3" – welche im Gegensatz zum Comic und Hörspiel auf dessen Erstentwurf basiert – noch ziemlich angetan. Klar, die Grundstory ist dieselbe, und leidet somit unter den gleichen Problemen, die mir dort schon nicht gefallen haben, insbesondere der minimalen Rolle für Ellen Ripley. Aber auch das mit den Alien-Hybriden überzeugte mich auch beim dritten Mal wo mir die Idee hier nun unter kam nach wie vor nicht so recht. Und der Kalte Krieg zwischen der UPP und den Konzernen wirkte auf mich auch eher störend. Getreu dem Motto "Mitgefangen, mitgehangen" litt Cadigans Adaption darunter ebenso, wie die vorhergehenden Varianten. Dafür bot sie einen wesentlich tieferen Einblicke insbesondere in die Persönlichkeit der neuen Figuren, als dies beim Comic und selbst beim diesbezüglich eh schon etwas besseren Hörspiel der Fall war. Auch von ihrem Schreibstil war ich anfänglich noch ziemlich angetan. Leider aber kratzte sie in weiterer Folge die Kurve nicht: Weil wo die gelegentlich eingestreuten Witzchen anfänglich noch durchaus passend waren, wirkten sie dann insbesondere im letzten Drittel auf mich doch eher störend. Der größte Knackpunkt ist aber, dass sich Cadigan für den Showdown viel zu lange Zeit nimmt. Gerade zu dem Zeitpunkt, wo sie das Tempo eigentlich anziehen müsste, auch um die Dringlichkeit und den Zeitdruck zu vermitteln, steigt sie auf einmal auf die Bremse, und verliert sich in zu vielen (und langen) Gedankengängen, ausgedehnten Beschreibungen, und unnötig wirkenden Sidequests. Dementsprechend hatte ich mit dem letzten Drittel von "Alien 3" doch ordentlich zu kämpfen. Schade; hätte sie beim Finale mehr aufs Tempo gedrückt, und die 150 Seiten auf zumindest die Hälfte gekürzt, hätte sie zumindest die Comic-Adaption hinter sich lassen können. So hingegen ist und bleibt die Audible-Variante die einzige Umsetzung von William Gibsons alternativer Fassung von "Alien 3", die ich guten Gewissens empfehlen kann.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2023 Heyne)





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