Kurzinhalt:
Die Enterprise reagiert auf den Notruf der Sternenflotten-Forschungsstation auf dem Planeten Tanis. Dort angekommen, findet man nur mehr einen der drei dort arbeitenden Wissenschaftler lebend vor: Dr. Jeffrey Adams. Die anderen beiden sind unter gewalttätigen Umständen ums Leben kommen; zudem findet man in ihren Leichen kein Blut. Adams wiederum scheint an einer mysteriösen, lebensbedrohlichen Krankheit zu leiden, die dafür sorgt, dass sein Körper kein Hämoglobin herstellen kann. Alles deutet daran hin, dass im Labor nicht nur streng geheime, sondern vor allem auch innerhalb der Föderation verbotene und geächtete Forschungen an Biowaffen durchgeführt wurden – und Dr. Adams dem Pathogen ausgesetzt wurde. Dadurch hat er sich in ein vampirähnliches Wesen verwandelt – welches nun an Bord der Enterprise sein Unwesen treibt…
Review:
Für ihren dritten "Star Trek"-Roman ließ sich J.M. Dillard von Dracula inspirieren, bemüht sich dabei jedoch, die Vampirlegende auf eine (pseudo- bzw. futuristisch-)wissenschaftliche Grundlage zu bringen. Nicht zuletzt die Verknüpfung eben dieser Elemente mit einem Science Fiction-Setting hat (wie zuvor bereits "Lifeforce" unter Beweis gestellt hat) durchaus seinen Reiz. Aber auch die sich aus der Grundidee unweigerlich ergebenden Horrorelemente liefern einen spannenden Kontrast zu typischen "Star Trek"-Geschichten. Zumal es der Autorin gelingt, ein paar durchaus spannende, atmosphärisch dichte Momente zu beschreiben. Ein weiterer interessanter Aspekt war für mich die Verschwörung hinter der streng geheimen (und eigentlich verbotenen) Forschung. Zugegeben, im Gegensatz zum netten Einfall mit dem Vampirismus betritt "Blutdurst" diesbezüglich alles andere als Neuland; "böse" Admiräle (oder ähnliche hochrangige Mitglieder Starfleets) hat es bei "Star Trek" immer schon gegeben (tatsächlich könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, dass entsprechende korrupte Vorgesetzte eher die Regel als die Ausnahme sind). Dennoch gab auch dies "Blutdurst" eine weitere interessante Komponente, einerseits, da dadurch mehr auf dem Spiel stand als "nur" das Leben der Crew, und andererseits, als es Dr. Adams zu einer etwas ambivalenteren Figur machte, als wenn er selbst hinter der Forschung gesteckt wäre; weil so ist er, trotz all seiner natürlich abscheulichen Taten, bis zu einem gewissen Grad selbst Opfer dieser Verschwörung.
Leider belang es der Autorin aber trotz dieses ihn ein bisschen entlastenden Aspekts nicht, mich eine Bindung zu Adams aufbauen zu lassen. Mehr noch als an den Taten, zu denen er zum Überleben aufgrund der Infektion gezwungen ist, liegt das an seinem Plan, die Forschung an eine andere Macht weiterzuverkaufen. Spätestens da konnte ich ihn nicht mehr als armes Opfer eines außer Kontrolle geratenen Experiments betrachten. Eine ambivalentere Darstellung der Figur, die uns vielleicht sogar dazu zwingt, Sympathie für ihn zu empfinden, hätte "Blutdurst" noch um einiges interessanter gemacht. Noch schwerer als das wiegt für mich aber, dass J.M. Dillard hier viel Zeit auf nicht einfach nur bislang unbekannte, sondern vor allem auch bestenfalls uninteressante und schlimmstenfalls nervtötende Figuren verschwendet. Letzteres gilt insbesondere für Stanger; mit dem Kerl konnte ich einfach überhaupt nicht. Insofern sank der Unterhaltungswert von "Blutdurst" jedes Mal, wenn er im Mittelpunkt stand – und insbesondere, wenn er wieder einmal einen seiner furchtbaren inneren Monologe hielt – in den Keller. Stellenweise musste sich die Enterprise-Crew auch ein bisschen gar dämlich verhalten, damit sich die Handlung wie von Dillard gewünscht entwickeln konnte. Von der Frage, warum man den in Lebensgefahr schwebenden Dr. Adams nicht einfach in Stase versetzt, bis man ein Heilmittel gefunden hat, ganz zu schweigen. Last but not least muss ich leider sagen, dass der anfängliche Reiz rund um einen Vampir in diesem Science Fiction-Setting dann doch relativ rasch verflogen, und der Autorin in meinen Augen abseits dieser durchaus pfiffigen Idee nicht genug eingefallen ist, um die rund dreihundert Seiten zu füllen. Ein Konzept ist halt noch keine Geschichte – und genau was diese betrifft, hapert es bei "Blutdurst" leider ein bisschen.
Fazit:
Das Konzept rund um eine Krankheit, die vampirähnliche Symptome auslöst – und dementsprechend quasi Dracula auf der Enterprise sein Unwesen treibt – ist zwar sicherlich eigenwillig, ich fand sie aber durchaus interessant, und die Mischung dieser archaischen Horrorelemente mit dem futuristischen Science Fiction-Setting durchaus reizvoll. Leider aber ist der Autorin J.M. Dillard in meinen Augen abseits dieser Grundidee nicht mehr wirklich viel eingefallen. So zieht sich die Handlung teilweise doch ordentlich vor sich hin. Bei Adams hätte ich zudem eine etwas ambivalentere und nicht so deutlich in Richtung Bösewicht der Geschichte gehende Darstellung vorgezogen. Vor allem aber füllt sie die Story mit neuen Figuren, mit denen ich größtenteils nichts anfangen konnte. Dies gilt insbesondere für Stanger; den Kerl fand ich absolut unmöglich. All dies trübte leider, nach einem noch durchaus verheißungsvollen Beginn, in weiterer Folge zunehmend mein Lesevergnügen.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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