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Alien III Drucken E-Mail
Audible-Hörspiel zu William Gibsons Drehbuch Kategorie: Audio - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 25 Juni 2024
 
Titel: Alien III
Bewertung:
Label: Audible
Veröffentlicht: 30. Mai 2019
Inszenierung: Dirk Maggs, nach dem Drehbuch von William Gibson
Länge: ca. 136 Minuten
Altersempfehlung: keine Angabe
Kaufen: Stream


Besetzung: Jery Ryan als Seven of Nine, Michael Biehn als Cpl. Hicks, Lance Henriksen als Bishop, Samantha Coughlan als Spence, Siri Steinmo als Jackson, Barbara Barnes als Welles, Dar Dash als Tully, Keith Wickham als Fox, Sarah Pitard als Halliday, Martin McDougall als Rosetti, Laurel Lefkow als Ripley, Harry Ditson als Walker, Mairead Doherty als Newt, Lorelei King als Mother, Michael Roberts als Suslov, Graham Hoadly als Nevsky, Rebecca Yeo als Chang, Dai Tabuchi als Tatsumi, Ben Cura als Rivera, Cliff Chapman als DeSolis, David Seddon als Kurtz, Andrew James Spooner als Sterling, Tom Alexander als Carter Burke u.a.

Inhalt: Auf ihrem Rückflug zur Erde wird die Sulaco zur zum Konzern Weyland-Yutani zugehörigen Raumstation Anchorpoint umgeleitet. Dies führt dazu, dass sie für kurze Zeit den Raumbereich der sogenannten Union of Progressive Peoples – eine sozialistische interstellare Supermacht – durchfliegt. Diese nutzt die Gelegenheit, um ein Raumschiff loszuschicken, um die Sulaco zu untersuchen. Dabei stößt man auf die Überreste des Androiden Bishop – und ein Alien-Ei. Dieses öffnet sich, und ein Crewmitglied wird vom daraus hervorspringenden Facehugger getroffen. Mit Bishop im Gepäck reist die Einsatztruppe wieder zur Raumstation Rodina zurück, während die Sulaco ihren Flug nach Anchorpoint fortsetzt. Dort werden dann schließlich die drei menschlichen Passagiere wiederbelebt: Ellen Ripley, Dwayne Hicks, und Rebecca "Newt" Jorden. Erstere hat jedoch durch einen Defekt der Kühlkapsel körperliche Schäden davongetragen, für die sie in der Krankenstation behandelt wird. Newt wird währenddessen zu ihren Großeltern auf die Erde geschickt. Hicks wiederum bleibt nach dem Debriefing vorerst auf der Station. Nachdem die UPP Bishop an Weyland-Yutani zurückgibt, unterstützt dieser die Wissenschaftler der Anchorpoint-Basis dabei, die Alien-Zellen, die auf dem Schiff gefunden wurden, zu untersuchen. Dabei zeigt sich, dass der Xenomorph auch abseits der Eier der Königin über eine Möglichkeit verfügt, sich fortzupflanzen – in dem sich die Zellen mit anderen biologischen Organismen zu einem Hybriden verbinden…

Review: In etwa parallel zur Comic-Adaption von William Gibsons "Alien III", deren Einzelausgaben von November 2018 bis März 2019 erschienen sind, arbeitete der Amazon Hörbuchverlag Audible an einer Hörspiel-Fassung, die dann schließlich Ende Mai 2019 veröffentlicht wurde. Beide basieren auf Gibsons zweitem Drehbuchentwurf, und haben somit grundsätzlich die gleiche Vorlage – dennoch gibt es auch abseits der Wahl der Adaption ein paar inhaltliche Unterschiede. So beginnt die Audible-Fassung mit einer Aufrollung der Ereignisse aus "Aliens", die von Bishop erzählt wird, und in denen auch die wichtigsten Momente aus dem Film noch einmal nachgestellt werden. Zudem gibt es einzelne Szenen, die es – aus meiner Sicht zu unrecht (weil den Großteil davon hätte ich definitiv gerne dort gesehen, auch wenn man dafür anderes hätte kürzen oder noch eine weitere Ausgabe hätte dazunehmen müssen) – nicht in die Comic-Version geschafft haben, welche die Handlung noch ein bisschen vertiefen. Vereinzelt finden sich darunter auch echte Highlights, wie z.B., wenn Ripley bevor man sie zurück zur Erde schickt nochmal kurz das Bewusstsein erlangt und fragt, wo Newt ist. Aus meiner Sicht hat "Alien III" von praktisch allen Momenten, die hier im Vergleich zum Comic enthalten waren (teilweise entstammen diese direkt aus Gibsons Drehbuch, teilweise wurden sie im Zuge der Adaption neu hinzugefügt), profitiert, was das Audio-Hörspiel allein schon mal der Comic-Variante überlegen macht.

Die Produktion an sich ist ebenfalls hochwertig. Das größte Plus ist sicherlich die Rückkehr von Lance Henriksen als Bishop (wenn man auch insbesondere ihm die dazwischenliegenden Jahre anhört), sowie Michael Biehn als Corporal Hicks. Sie nach all den Jahren nochmal in ihren Rollen zu hören, war schon sehr cool. Auf Sigourney Weaver muss man zwar verzichten, da Ripley jedoch hier ohnehin keine große Rolle spielt, ist dies zu verschmerzen (und auch verständlich, dass man einen solchen Star nicht wegen ein paar Zeilen ins Tonstudio holen wollte). Der Rest der Besetzung machte ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Einige Stimmen sind durchaus markant, was es leichter machte, die Figuren voneinander abzugrenzen (was nicht heißt, dass es nicht dennoch zwischendurch vorkam, dass ich die Stimme im ersten Moment nicht zuordnen konnte, und dementsprechend nicht gleich wusste, wer sprich). Und an den Leistungen gab es ebenfalls nichts auszusetzen, wobei ich neben Biehn und Henriksen noch insbesondere Mairead Doherty als Newt und Laurel Lefkow (die Weaver stimmlich wirklich enorm nahe kommt) positiv hervorheben möchten. Der Sound trägt ebenfalls viel zur Atmosphäre des Hörspiels bei – wobei man sich für die Töne der Aliens am Soundkatalog von "Alien: Isolation" bediente. Ein kleiner Haken: Leider sicherte man sich nicht die Rechte an den Filmmusiken von Jerry Goldsmith und/oder James Horner, sondern griff auf eine Eigenkomposition zurück. Diese – von James Hannigan – war zwar nicht grundsätzlich schlecht, man merkte aber immer wieder, wie er versuchte, Goldsmith und insbesondere Horner zu imitieren, und ihren Kompositionen so nahe wie möglich zu kommen, ohne sich dem Vorwurf eines Plagiats aussetzen zu müssen. Und generell war das eher Stimmungsmusik, von der definitiv nichts länger in Erinnerung bleiben wird.

Allerdings: Auch die beste Produktion kann nichts am Inhalt ändern – und genau dort offenbart "Alien III" auch in der Audible-Version seine Schwächen. Die größte davon ist zweifellos, wie Gibson hier mit Ripley die Hauptfigur der ersten beiden "Alien"-Filme plötzlich zugunsten der erst in "Aliens" dazugestoßenen Bishop und Hicks aufs Abstellgleis befördert. Wie er dies jemals für eine gute Idee halten konnte, werde ich nie verstehen. Jedenfalls habe ich Ripley auch in dieser Hörspiel-Fassung schmerzlich vermisst, und hat mich dieser Wechsel des erzählerischen Schwerpunkts doch ordentlich irritiert. Generell bleibe ich auch nach dieser Präsentation dabei, dass die Story hier mit den ersten beiden "Alien"-Filmen nicht mithalten kann. Gibson versuchte sich hier an einer Verschmelzung der Atmosphäre von "Alien" mit der Action von "Aliens" – dies ist aus meiner Sicht allerdings nur sehr bedingt geglückt. Kein Freund war ich auch hier vom Kalten Kriegs-Setting, welches etwas gar von den damaligen politischen Verhältnissen beeinflusst scheint. Vor allem aber überzeugte mich die Idee rund um die Hybriden nicht. Mit der neuartigen Fortpflanzungsmöglichkeit der Aliens stellt er letztendlich vieles von dem, was wir in den ersten beiden Filmen erfahren haben, auf den Kopf, und führt letztendlich vor allem auch die in "Aliens" offenbarte Königin ad absurdum – und das, obwohl er sich wiederum bemüht, eine Erklärung zu finden, warum von einer solchen in "Alien" nichts zu sehen war. Das passte für mich nicht wirklich zusammen. Insofern bleibe ich auch nach dieser Audible-Präsentation dabei, dass ich froh bin, dass statt diesem "Alien III" dann vielmehr der "echte" dritte Alien-Film produziert wurde.

Fazit: In der Umsetzung als Audible-Hörbuch konnte mir William Gibsons (zweiter) Drehbuchentwurf für "Alien III" definitiv besser gefallen, denn als Comic. Dies liegt einerseits an einigen zusätzlichen Szenen, die dem ganzen mehr Tiefe geben, und andererseits daran, dass die Rückkehr von Hicks und Bishop hier – wenn man die Stimmen von Michael Biehn und Lance Henriksen hört – deutlich stärker wirkt, als in der Comic-Adaption. Generell ist das Hörspiel sehr hochwertig produziert, und machen alle Sprecher:innen einen guten Job. Auch der Ersatz für Sigourney Weaver wurde fantastisch gecastet. Und die Geräuschkulisse sowie die Inszenierung wissen ebenfalls zu gefallen. Demgegenüber fand ich die Musik leider wenig bemerkenswert, und fand ich es doch etwas schade, dass man nicht auf die Kompositionen von Jerry Goldsmith und James Horner für die Vorgänger (und gerne auch ein bisschen Elliot Goldenthal für den echten "Alien 3") zurückgegriffen hat. Von der Story war ich zudem auch in dieser Form nur bedingt begeistert. Das größte Problem ist und bleibt aber die unwürdig kleine – und letztendlich völlig passive – Rolle, die Ripley hier im Geschehen zukommt. Das war aus meiner Sicht Gibsons größter Fehler bei seinem Versuch, eine Fortsetzung zu den ersten beiden "Alien"-Filmen zu schmieden – und daran ändert halt auch die gelungene Audible-Präsentation nichts.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel





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