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James Bond 007 - Licence to Kill Drucken E-Mail
John Gardners Romanadaption ohne Flair Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 18 Juni 2024
 
Titel: "Licence to Kill"
Bewertung:
Autor: John Gardner
Übersetzung: -
Umfang: 224 Seiten
Verlag: Coronet
Veröffentlicht: 1989
ISBN: 978-1-4091-3576-4
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Der CIA-Agent Felix Leiter hat seinen Freund – und MI6-Agenten – James Bond zu seiner Hochzeit nach Miami eingeladen. Vor der Zeremonie nageln die beiden aber zuerst noch den gefährlichen Drogenboss Franz Sanchez fest. Diesem gelingt jedoch bei der Verlegung ins Gefängnis dank einer ausgeklügelten Befreiungsaktion seiner Crew die Flucht. Bevor sich dieser in sein Anwesen in der Republik Isthmus zurückzieht, übt er jedoch Vergeltung: So wird Felix' frisch angetraute Ehefrau auf brutale Art und Weise ermordet, und Felix von einem Hai verstümmelt, und lebensgefährlich verletzt. James Bond möchte sich den Gangster daraufhin vorknöpfen, wird jedoch zu einem Einsatz in Istanbul beordert. Als 007 den Auftrag verweigert, entzieht ihm M die Lizenz zum Töten. Als abtrünniger Agent begibt sich James Bond daraufhin auf einen erbitterten Rachefeldzug…

Review: Nach dem beiden Romanadaptionen der Drehbücher zu "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker" – jeweils von Christopher Wood geschrieben – war diesbezüglich erstmal wieder Pause. Sowohl Roger Moores weitere drei Einsätze "In tödlicher Mission", "Octopussy" und "Im Angesicht des Todes", sowie Timothy Daltons erster 007-Auftrag "Der Hauch des Todes" mussten – obwohl mindestens ebenso weit von der Vorlage weg – mussten ohne Buchfassung auskommen, welche die Geschichte aus dem Film/Drehbuch nacherzählte. Erst bei "Lizenz zum Töten" war es dann wieder so weit. Zu der Zeit waren die 007-Romane fest in der Hand von John Gardner, der mit seinen 007-Abenteuer an die Bücher von Ian Fleming anknüpfte. Mein Eindruck zu seinem Output ist bekanntlich etwas durchwachsen. Grundsätzlich setzte er einige interessante und gelungene Akzente, wenn es darum ging, James Bond ein bisschen zu modernisieren, und in den 80ern ankommen zu lassen. Zudem reduzierte er den Sexismus deutlich (wenn ich auch nicht behaupten würde, dass ein solcher in seinen Büchern überhaupt nicht mehr verantwortlich war), und verzichtete zudem gänzlich auf jenen Rassismus, der Flemings Romane aus heutiger Sicht teilweise doch ziemlich problematisch macht. Zugleich fehlte seinen Büchern jedoch auch größtenteils jenes Flair, welches Ian Flemings Bücher so auszeichnete, und auch maßgeblich für ihren Erfolg (und ihre Langlebigkeit) verantwortlich waren. Gardner schrieb solide Agententhriller, denen aber einfach die besondere Note fehlte. Man könnte auch so sagen: Wo Flemings Romane dem Besuch eines Sternerestaurants glich (was nicht zwingend bedeuten muss, dass einem immer alles, was dort serviert wird, schmeckt), hatten Gardners Bücher eher etwas von McDonald's.

Eben dies zieht sich auch durch "Licence to Kill", und fällt insbesondere auch dann stark auf, wenn man so wie ich den "Fehler" macht, ihn unmittelbar nach Christopher Woods launigen beiden Adaptionen zu lesen. Zugegeben: Dieser orientierte sich bei seinen Büchern ja eindeutig am starken humoristisch-augenzwinkernden Ton der Vorlage – der beim sehr ernsten und stellenweise richtiggehend düsteren "Lizenz zum Töten" von vornherein nicht gepasst hätte. Generell verstehe ich, wenn Woods Stil nicht unbedingt jedermanns oder -fraus Sache war. Aber: Er hatte zumindest einen Stil. Demgegenüber ist John Gardners Schreibweise trockener als Bonds Wodka Martinis. Zwar kann man durchaus argumentieren, dass das insbesondere bei "Lizenz zum Töten" wie die Faust aufs Auge passt. Und in der Tat wäre Woods augenzwinkernder Ton hier fehl am Platz gewesen. Mir persönlich fehlte hier aber jenes Flair, welches dessen beide Adaptionen so auszeichnete. Es hilft auch nicht, dass sich Gardner – da sowohl seine Romane als auch seine Adaption zu "Lizenz zum Töten" als Fortführung der Fleming-Bücher gedacht sind – hier bemüßigt fühlt, auf die Ereignisse im Roman von "Leben und Sterben Lassen" Bezug zu nehmen (einer der wenigen Aspekte aus den Büchern, die in den Film eingeflossen sind), weshalb in der Buchkontinuität Felix Leitner hier schon zum zweiten Mal einem Hai zum Fraß vorgeworfen wird – was dieser Wendung eine unfreiwillig komische Note gibt, welche die angestrebte Schockwirkung doch ordentlich untergräbt. Generell irritierte mich diese Entscheidung insofern doppelt, als ja dann eigentlich auch die Ereignisse aus "Die Hildebrand Rarität" in Gardners Kontinuität passiert sein müssten; dies lässt sich aber wiederum mit seiner Romanadaption "Licence to Kill" nicht in Einklang bringen.

Nun klingt das alles zugegebenermaßen schlimmer, als es ist. Denn: Wenn man – so wie ich – den Schreibstil eines Autors nicht überragend findet, stehen und fallen die Bücher mit der Geschichte, die sie erzählen. Und die finde ich im Falle von "Licence to Kill" durchaus gelungen. Ich weiß, dass der Film bei einigen 007-Fans nicht zu den Favoriten zählt. Auch in meinem Fall ist er sicherlich weit davon entfernt, zu meinen absoluten Lieblings-Bonds zu zählen; nicht zuletzt, als hier eine relativ 08/15-Rachestory erzählt wird, die man auch abseits von James Bond hätte erzählen können. Dennoch hatte dieses ausbrechen aus dem üblichen 007-Schema für mich immer schon durchaus seinen Reiz. Ja, letztendlich wird hier eine Geschichte erzählt, für die es Bond nicht bräuchte – wo seine Anwesenheit für mich die Story aber durchaus aufwertet. Wir sind nach den zahlreichen Abenteuern die wir mit ihm erlebt haben dem Doppelnullagenten im Idealfall doch verbunden, und leiden und fiebern dementsprechend hier mit ihm mit, wenn er sich auf seine bislang wohl persönlichste Mission begibt. Auch der eine oder andere durchaus harte Moment, sowie generell Bonds teilweise skrupellose Vorgehensweise, stechen hervor. Und zugegebenermaßen, so sehr ich Gardner als Schriftsteller auch kritisiert habe, aber da und dort hat sich in "Licence to Kill" dann ja doch ein recht netter Absatz, und sogar ein bisschen Augenzwinkern eingeschlichen – wie z.B. wenn sich Bond an einer Stelle denkt, dass er wie ein Film-Stuntman aussehen muss, der ein besonders gefährliches Kunststück für die Kameras aufführt. An die Film-Vorlage kommt John Gardners Adaption für mich aber leider nicht heran.

Fazit: Meine Meinung zu "Licence to Kill" ist sicherlich davon beeinflusst, dass ich im Allgemeinen – vorsichtig ausgedrückt – nicht der größte Fan von Gardners Schreibstil bin. Dieser ist mir doch etwas zu trocken und 08/15; mir fehlen Charme und Flair von Ian Fleming, bzw. – wenn wir die Filmadaptionen miteinander vergleichen – von Christopher Wood. Seltsam fand ich zudem, dass er auf der einen Seite die Ereignisse aus dem "Leben und sterben lassen"-Roman in die Geschehnisse hier einbindet, zugleich jedoch "Die Hildebrandt-Rarität" ignoriert. Entweder, das eine, oder das andere. Davon, dass die unfreiwillige Komik (und Unwahrscheinlichkeit), dass Leiter so etwas 2x passiert, der angestrebten Schockwirkung dieser Wendung zuwiderlief. Wovon er wiederum profitiert, ist, dass ich noch nie der größte Kritiker von "Lizenz zum Töten" war, sondern diesem Bond-Film – nicht etwa trotz, sondern vielmehr weil er so untypisch ist – immer schon einiges abgewinnen konnte. Die Geschichte mag eine ziemlich klischeehafte Rache-Story sein, erlaubt es unserem Doppelnull-Agenten aber, sich auf eine sehr persönliche Mission zu begeben, und dabei noch härter und skrupelloser vorzugehen, als sonst schon. Das hat auch in geschriebener Form durchaus seinen Reiz – wenn auch im Vergleich zum Film Stärken wie die Performance von Timothy Dalton oder die packend inszenierte Action fehlen. Letztendlich sehe ich John Gardners Adaption auf dem durchschnittlichen Niveau von Gardners originären Bond-Romanen.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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