Kurzinhalt:
Nach der Verhaftung ihres ersten Offiziers, Una Chin-Riley – weil sie ihre wahre, illyrianische Herkunft verborgen hat – wird die Enterprise auf eine Routine-Versorgungsmission geschickt. Captain Pike nimmt diese nur widerwillig an, würde er doch viel lieber nach entlastenden Beweisen für seine Nummer eins suchen. Eben dazu sieht er dann jedoch eine Gelegenheit, als sie die besagte Mission nah an einer illyrianischen Kolonie vorbeiführt. Pike setzt beim Vorbeiflug eine Nachricht ab, in der er auf die Notlage von Una hinweist, und tatsächlich wird sein Ruf beantwortet. Doch der Anführer der illyrianischen Kolonie verfolgt eigene Ziele: Nach dem Treffen mit Pike auf der Enterprise entführt er Spock, damit dieser eine alte, von den Vulkaniern erbaute Ruine untersucht. Dafür wird Spock einer vorübergehenden genetischen Anpassung unterzogen, die es ihm erlauben soll, für kurze Zeit auf dem unwirtlichen Planeten zu überleben. Der von Spock dort gefundene Hinweis deutet dann schließlich an, dass der Ursprung der illyrianischen genetischen Modifikationen auf die Vulkanier zurückliegt – und sich dementsprechend die Antworten, die Christopher Pike sucht, auf Vulcan zu finden sind…
Review:
Die Einzelausgaben dieses vierteiligen Comics sind zwischen der ersten und zweiten Staffel erschienen; was auch insofern Sinn macht, als dieser zeitlich auch genau dort angesiedelt ist (was wiederum keinen Sinn macht, ist, dass man sich mit dem Trade Paperback bis nach der zweiten Staffel Zeit gelassen hat, aber das nur am Rande). Die hier erzählte Geschichte halte ich allerdings insofern für ungünstig gewählt, als von vornherein ausgeschlossen war, dass Pike & Co. hier irgendetwas finden würden, dass dazu führt, dass Una aus der Haft entlassen wird (und das selbst dann, wenn man ihn nicht so wie ich erst nach der zweiten, sondern chronologisch richtig zwischen den beiden Staffeln gelesen hat). Denn eine solche Entwicklung wäre einfach zu wichtig, um sie in einem Comic zu verstecken, der von einem Bruchteil der "Strange New Worlds"-Zuschauer gelesen wird. Man schaue sich nur die vielen verwirrt-irritierten Reaktionen auf das "Discovery"-Finale an, weil selbst die "Short Treks" von vielen ausgelassen wurden. Ein ähnliches Problem hat ja auch Marvel mit seinen Serien auf Disney. Da man die MCU-Kinobesucher nicht dazu zwingen will, den Streamingdienst abzuschließen und dort die Geschichten zwischen den Filmen zu verfolgen, darf es letztendlich dort keine wichtige Änderung des Status Quo geben. Bestes Beispiel: Am Ende von "Endgame" wird Sam Wilson von Steve Rogers der Schild übergeben, und dann verschwendet man in "The Falcon and the Winter Soldier" eine komplette Miniserie darauf, um genau den gleichen Punkt wieder zu erreichen. Und der prozentuelle Anteil an MCU-Fans, die auch die Serien sehen, ist ungleich größer als jener der "Star Trek"-Fans, die sich die Comics vorknöpfen.
Insofern hätte ich es für wesentlich sinnvoller gefunden, wenn man die Enterprise hier auf eine vom Cliffhanger unabhängige Mission geschickt, und in deren Zuge die Reaktion der Crew auf Unas Verhaftung thematisiert hätte – statt sie, so wie es hier geschieht, die Enterprise auf eine Mission zu schicken, bei der wir von Anfang an wissen, dass sie scheitern wird. Auch von diesem großen Manko abgesehen war ich von "The Illyrian Enigma" nur bedingt begeistert. So fand ich den Comic inhaltlich doch ein bisschen dürftig. Selbst in den weniger als 100 Seiten tut sich relativ lang nicht wirklich viel. Aber auch die Offenbarung rund um die Verbindung zwischen Vulkaniern und Illyrianern fand ich längst nicht so schockierend, wie es wohl gedacht war. Aus meiner Sicht hätte jedenfalls dem Comic eine B-Story und/oder mehrere Szenen rund um die verschiedenen Crewmitglieder wo man eben ihre Reaktion auf Unas Verhaftung thematisiert hätte, gut getan. Last but not least hat mich das mit der kurzfristigen genetischen Veränderung von Spock nicht wirklich überzeugt. Krampfhaft schlecht reden will ich "The Illyrian Enigma" jetzt aber nicht. Vor allem die Dynamik an Bord fängt man aus meiner Sicht hier sehr gut ein. Generell gab es ein paar durchaus gefällige Momente, vor allem rund um Pike. Und optisch ist der Comic ebenfalls mehr als ok (wenn auch in meinen Augen nicht unbedingt überragend). Letztendlich wird hier aber halt aus meiner Sicht weder eine wichtige (was eben auch von vornherein ausgeschlossen) noch übermäßig interessante Geschichte erzählt – weshalb man aus meiner Sicht als "Star Trek"-Fan im Allgemeinen und "Strange New Worlds"-Fan im Besonderen nicht wirklich etwas verpasst, wenn man ihn links liegen lässt.
Fazit:
"The Illyrian Enigma" ist zwischen der ersten und zweiten Staffel angesiedelt. Der Comic greift die Verhaftung von Una Chin-Riley auf, und befasst sich mit einem Versuch der Enterprise-Crew unter dem Kommando von Christopher Pike, entlastendes Material zu finden. Aus meiner Sicht ist dieses Thema insofern unglücklich gewählt, als einfach von vornherein klar ist, dass man nichts Wesentliches finden wird (und das selbst dann schon, wenn man die Einzelcomics "live", zwischen den beiden Staffeln, verfolgt hat). So gesehen wäre es in meinen Augen besser gewesen, sich einfach auf die Gefühle und Nachwehen der Crew von dieser Entwicklung zu konzentrieren, sie aber auf eine davon losgelöste Mission zu schicken. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die Story hier doch recht dünn fand, und die Offenbarung am Ende die vermeintlich gewünschte schockierende Wirkung bei mir verfehlte. Insofern lebt "The Illyrian Enigma" in erster Linie von unserer Sympathie für die Serie/Figuren, und davon, uns ein weiteres Abenteuer mit ihnen erleben zu lassen. Aus meiner Sicht verpasst man aber halt leider nichts, wenn man ihn auslässt.
Bewertung:
2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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