Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Lionel Atwill, Karen Verne, William Post Jr., Dennis Hoey, Holmes Herbert, Mary Gordon u.a.
Kurzinhalt:
Sherlock Holmes ist für den britischen Geheimdienst in der Schweiz im Einsatz. Als alter Buchverkäufer verkleidet, trifft er sich dort mit zwei Gestapo-Männern, angeblich, um mit ihnen die Entführung des Schweizer Wissenschaftlers Dr. Franz Tobel zu planen. In Wahrheit lockt er sie aber vielmehr in eine Falle, und sorgt dafür, dass sie zwei Lockvögeln folgen, während Holmes und Tobel unbemerkt davonschleichen. Kurz darauf sind die beiden zurück in London, und Dr. Tobel beginnt mit seiner Arbeit. Er hat ein neuartiges Zielerfassungssystem für Bomben entwickelt, welches im Krieg gegen Nazi-Deutschland eingesetzt werden soll. Doch kurz nach seiner Ankunft in London fehlt von dem Wissenschaftler plötzlich jede Spur. Auch seine Freundin weiß nicht, wo er sich aufhalten könnte. Alles deutet auf eine Entführung hin – und die betreffende Spur führt just zu Holmes' alter, totgeglaubter Nemesis Professor Moriarty. Und so entbrennt zwischen den beiden ein Wettlauf rund um die von Dr. Tobel entwickelte Technologie, für die es einen aus Strichmännchen bestehenden Code zu knacken gilt…
Review:
Der zweite "Sherlock Holmes"-Film von Universal (und insgesamt der vierte mit Basil Rathbone und Nigel Bruce) führt als Vorlage "Die tanzenden Männchen" an, hat mit dieser jedoch nur das mit dem aus eben solchen bestehenden Code, den es zu knacken gilt, gemein. Davon abgesehen erzählt auch "Die Geheimwaffe" wieder eine völlig neue, von den Drehbuchautoren extra für den Film ersonnene Geschichte. Diese gefiel mir insgesamt eine Spur besser als "Die Stimme des Terrors". Dies liegt nicht zuletzt daran, als es diesmal um einiges schneller zur Sache geht. Der in der Schweiz angesiedelte Auftakt, in dem es Holmes – in Verkleidung (ein Aspekt der "Sherlock Holmes"-Erzählungen, den man im ersten Universal-Film noch ausgespart hatte, der hier nun dafür gleich 2x zur Anwendung kommt) – gelingt, der Gestapo Dr. Tobel vor ihrer Nase wegzuschnappen, sorgte nämlich gleich mal für einen durchaus launigen und mitreißenden Einstieg. Aber auch nach ihrer Ankunft in London gelang es "Die Geheimwaffe" in meinen Augen etwas besser, ein hohes Unterhaltungsniveau beizubehalten.
Die Rückkehr von Professor Moriarty als Oberschurke der Erzählung hat dabei sicherlich auch ihren Anteil. Manche mögen sich zwar fragen, wie das sein kann – da wir doch gesehen haben, wie Moriarty in "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" vom Tower von London aus in seinen Tod stürzte (wobei der Film auf seinen vermeintlichen Tod zumindest auf nette und potentiell selbstironische Art und Weise anspielt). Angesichts des Wechsels des zeitlichen Settings sehe ich die Filme von 20th Century Fox und Universal aber – auch wenn man Rathbone und Bruce als Besetzung von Holmes und Watson beibehielt – nicht als Teil der gleichen Kontinuität. Insofern hat mich das nicht gestört. Allerdings fand ich leider, dass Lionel Atwill (der wiederum in "Der Hund von Baskerville" Dr. Mortimer gespielt hatte) nicht an George Zucco herankam. Der hatte in der Rolle doch mehr Ausstrahlung, und wirkte auf mich sowohl bedrohlicher als auch gewiefter. Und generell fand ich ihn als Gegenspieler zu Basil Rathbones Holmes besser gewählt. Schlecht ist aber auch Atwill nicht, und das hier von ihm verübte Verbrechen schien mir auch besser zu Moriarty zu passen, als sein einfallsloser Coup in "Die Abenteuer des Sherlock Holmes", wo er es auf die Kronjuwelen (gähn) abgesehen hatte. Schön fand ich zudem, dass Dr. Watson – auch wenn er natürlich auch hier in erster Linie wieder dafür da ist, um für komödiantische Auflockerung zu sorgen, und zudem Holmes' Genialität noch stärker hervortreten zu lassen – in der Szene mit der Kiste doch auch wieder seinen eigenen Grips unter Beweis stellen darf. Das letzte nennenswerte Plus ist dann der erste filmische Auftritt von Inspektor Lestrade, gespielt von Dennis Hoey. Demgegenüber fand ich den Abschlussdialog zwischen Holmes und Watson im Vergleich zur fast schon Gänsehaut erzeugenden Warnung am Ende von "Die Stimme des Terrors" doch eher verkrampft-bemüht. Und wie schon der Vorgänger lud auch "Die Geheimwaffe" aufgrund des Plots wieder einmal nur sehr bedingt zum Mitraten ein. Insgesamt fand ich ihn aber eine Spur unterhaltsamer und damit besser als den unmittelbaren Vorgänger.
Fazit:
Ich fand den zweiten der von Universal produzierten und in der damaligen Gegenwart angesiedelten "Sherlock Holmes"-Film eine Spur besser als den ersten. Er profitiert einerseits vom Auftritt von Professor Moriarty (wenn ich auch George Zucco in der Rolle doch etwas besser fand), dem Film-Debüt von Inspektor Lestrade, einem deutlich schwungvolleren Auftakt, sowie generell einem flotteren Erzähltempo und damit einhergehend dem etwas höheren Unterhaltungswert. Demgegenüber fand ich den abschließenden Dialog zwischen Holmes und Watson bei "Die Stimme des Terrors" gelungener. Von diesen Punkten abgesehen teilen sie sich im Wesentlichen die gleichen Stärken die Schwächen, insbesondere – was Ersteres betrifft – die schauspielerischen Leistungen von Basil Rathbone und Nigel Bruce, sowie – im Hinblick auf Letzteres – das nicht der Vorlage entsprechende zeitliche Setting, durch das doch etwas an Charme der literarischen Holmes-Erzählungen verloren geht.