Mit: Basil Rathbone, Ida Lupino, Alan Marshal, Terry Kilburn, George Zucco, Henry Stephenson, E.E. Clive, Arthur Hohl, May Beatty, Peter Willes, Mary Gordon u.a.
Kurzinhalt:
Im Mai 1894 wird dem kriminellen Genie Professor Moriarty – die einzige Person, die Sherlock Holmes als würdiger Gegenspieler betrachtet – aus Mangel an Beweisen des Mordes freigesprochen; auch, weil Holmes um wenige Sekunden zu spät mit den entscheidenden Beweisen in den Gerichtssaal gekommen ist. Doch der Meisterdetektiv lässt sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen – weiß er doch, dass es nicht lange dauern wird, ehe Professor Moriarty seinen nächsten Coup plant, und sich damit zugleich auch für Holmes die nächste Gelegenheit ergibt, um ihn hinter Gitter zu bringen. Tatsächlich hat es Moriarty als nächstes auf die Kronjuwelen abgesehen, die im Tower of London aufbewahrt werden. Dessen Diebstahl soll auch seine Karriere als Verbrecher krönen. Damit ihm seine Nemesis dabei nicht in die Quere kommt, setzt er jemanden auf Lady Ann Brandon an. Diese wendet sich daraufhin, nachdem sie eine anonyme Morddrohung erhalten hat, hilfesuchend an Sherlock Holme…
Review:
Heutzutage ist man ja mehrere Jahre Wartezeit zwischen einem Film und seiner Fortsetzung durchaus gewohnt – was natürlich auch mit der deutlich aufwändigeren Produktion, insbesondere von Blockbustern, zu tun hat. Vor nicht ganz 100 Jahren war das noch anders: Noch im gleichen Jahr, in dem "Der Hund von Baskerville" in den Kinos startete, machte man sich – angesichts dessen Erfolgs – an eine Fortsetzung, die dann auch in diesem gleich noch abgedreht und ebenfalls ins Kino gebracht wurde. Auf der einen Seite ist diese Geschwindigkeit beachtlich, andererseits bin ich mir rückblickend nicht sicher, ob es nicht doch besser gewesen wäre, sich ein bisschen mehr Zeit zu nehmen. Denn an die Qualität des Vorgängers kommt "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" leider bei weitem nicht mehr heran. Ein Hauptgrund dürfte sein, dass man diesmal keine Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle adaptiert, sondern vielmehr das Theaterstück von William Gillette, welches nur die Figuren aus Doyles Erzählungen übernahm, diese jedoch in einem völlig neuen Fall einband. Und dieser kann mit dem Gros von Doyles Geschichten nun mal leider nicht mithalten.
Dies ist umso bedauerlicher (um nicht zu sagen beschämender) als man sich hier mit Professor Moriarty Holmes' berühmtesten und besten Gegenspielers bedient. Dass es dieser hier aber auf die Kronjuwelen abgesehen hat, wirkt doch ziemlich einfallslos. Generell ist der Fall leider nicht wirklich ausgeklügelt, was sowohl für seinen geplanten Diebstahl als auch die Intrige rund um Ann Brandon gilt. "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" gibt zudem dem Titelhelden vergleichsweise wenig Gelegenheit, seine detektivische Brillanz unter Beweis zu stellen. Enttäuschend ist in dieser Hinsicht nicht zuletzt auch, dass wir auf seine typischen Deduktionen fast vollständig verzichten müssen: Und damit meine ich auf die Erklärungen, wie Holmes seine diversen Schlüsse gezogen hat; wohl, weil die Autoren (sei es nun des Theaterstücks, oder des Films) selbst keine Idee hatten, wie er wissen konnte, dass nicht etwa Ann Brandon, sondern vielmehr Sir Ronald Ramsgate gleich vor der Tür stehen würde, oder auch, dass Billy den Dreck einfach unter den Teppich gekehrt hat. Aber auch am Ende, wenn Holmes und Watson zusammen speisen, und man hofft, dass man uns zumindest rückblickend in seine Ermittlungsarbeit Einblick geben würde, enttäuscht der Film. Die Liebesgeschichte hat für mich leider ebenfalls nicht wirklich funktioniert; wobei der Film vor allem zum Ende hin mit den Worten des in sie verliebten Familienanwalts an Anne einen ordentlichen Bock schließt. Last but not least läuft "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" statt auf ein Duell der Intellekte am Ende vielmehr auf einen klassischen Hollywood-Showdown heraus, mit einer Verfolgungsjagd und Schießerei auf dem Tower von London. Immerhin war diese soweit ganz spannend inszeniert.
Womit wir auch die Brücke zu den positiven Aspekten geschlagen hätten. Hier ist natürlich in erster Linie wieder einmal Basil Rathbone zu nennen, der in der Titelrolle brilliert, und den Film generell enorm aufwertet, ohne ihn wäre "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" nicht einmal halb so gut. Aber auch Nigel Bruce als Watson erfüllte die ihm hier zugetragene Rolle zur komödiantischen Auflockerung wieder mal perfekt, wobei nicht zuletzt jene Szene hervorsticht, als er Holmes bei seinen Untersuchungen hilft, in dem er sich mitten auf die Straße legt. Generell bietet der Film durchaus einige gelungene Szenen und auch Elemente. Letzteres betrifft nicht zuletzt die eingängige und zunehmend markerschütternde Melodie, mit der Ann terrorisiert wird (leider sind diese zugleich die einzigen Momente, wo "Abenteuer" im Hinblick auf die Atmosphäre mit "Der Hund von Baskerville" mithalten kann). Wie es mir die Performance der bezaubernden Ida Lupino generell angetan hatte. Positiv zweifellos auch, dass man – im Gegensatz zu den nachfolgenden Universal-Filmen – dem historischen Setting im viktorianischen London treu geblieben ist. Und auch der Abschlussgag, wo Watson (nachdem man ihn zuvor dazu zwang, Moriarty nur deshalb nicht zu erkennen, weil er sich den Bart abrasierte) gegenüber Holmes doch tatsächlich mal die Oberhand gewinnt, weiß zu gefallen, und sorgt damit immerhin für einen versöhnlichen Ausklang.
Fazit:
"Die Abenteuer des Sherlock Holmes" lebt in erster Linie von der wieder einmal brillant-dominierenden Performance von Basil Rathbone in der Hauptrolle, sowie dem gelungenen Zusammenspiel mit Nigel Bruce als Watson. Die Inszenierung ist zwar auch wieder ganz ok, kommt jedoch nur sporadisch an die von Sidney Lanfield beim Vorgänger geschaffene Atmosphäre heran. Und auch einzelne Momente und/oder Elemente können durchaus gefallen. Leider aber überzeugt "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" im Gegensatz zum Vorgänger doch eher nur mit einzelnen Teilen, statt ihrer Summe. Vor allem der Fall ist leider nie sonderlich packend, interessant und/oder ausgeklügelt. Und auch Holmes' detektivisches Genie lässt sich hier leider nur selten bis nie nachvollziehen, was auch damit zusammenhängt, dass er es diesmal größtenteils nicht für erforderlich hält, seine Deduktionen zu erläutern. Insofern muss man sagen: So beachtlich es auch ist, wie schnell man diese Fortsetzung ins Kino gebracht hat, so wäre es vielleicht doch besser gewesen, sich ein bisschen mehr Zeit zu nehmen – statt einfach auf das eine ideale Vorlage bietende Theaterstück zurückzugreifen, welches nicht von Doyle selbst stammt, und mit seinen besseren Geschichten bei weitem nicht mithalten kann.