Etwas schwächer als Woods erste Adaption
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 12 Mai 2024
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Titel: |
"James Bond and Moonraker" |
Bewertung: |
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Autor: |
Christopher Wood |
Übersetzung: |
- |
Umfang: |
221 Seiten |
Verlag: |
Triad Books |
Veröffentlicht: |
1979 |
ISBN: |
978-0-5860-5034-5 |
Kaufen: |
Taschenbuch (E) |
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Kurzinhalt:
Die NASA haben England ein vom privaten Großindustriellen Hugo Drax gebautes Space Shuttle geliehen. Beim Testflug wird dieses entführt. Der englische Geheimdienst setzt 007 auf den Fall an. Dieser beginnt mit seinen Ermittlungen in der Firmenzentrale von Drax Industries in den USA. Er und der Multimilliardär sind sich von Anfang an nicht wirklich grün; zudem kommt es zu seltsamen Unfällen, die Bond das Leben hätten kosten können, und ihn langsam aber sicher vermuten lassen, dass er nicht wirklich willkommen ist – und Hugo Drax etwas zu verbergen hat. Doch warum sollte dieser sein eigenes Space Shuttle stehlen? Die Antwort auf diese Frage wird 007 auf eine Mission schicken, bei der nicht weniger als das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht…
Review:
Auch "Moonraker" war eine überaus lose Adaption (so man es überhaupt noch so nennen kann) von Ian Flemings Spionage-Thriller. Zwar zumindest eine Spur näher als beim unmittelbaren Vorgänger "Der Spion, der mich liebte", wo man aus dem Titel eine völlig neue Story schmiedete, dennoch haben Ian Flemings Roman und der Film inhaltlich kaum mehr etwas miteinander gemein. Darum – und wohl auch (würde ich jetzt zumindest mal in den Raum stellen), weil sich Christopher Woods erste Romanadaption gut verkauft hat (immerhin war der Film ja ein echter Kassenschlager), gab man ihm die Gelegenheit, auch das Drehbuch zu "Moonraker" wieder in einen Roman umzuwandeln; das Endergebnis wurde dann unter dem Titel "James Bond and Moonraker" aufgelegt. Nun fand ich auch diesen grundsätzlich wieder ganz launig geschrieben. Fleming-Puristen mögen zwar angesichts des augenzwinkernden und stellenweise schon richtiggehend albernen Tons die Nase rümpfen, mich konnten die entsprechenden Einlagen und Einfälle aber durchaus erheitern; und natürlich passen sie auch sehr gut zur augenzwinkernden Natur des Films. Exemplarisch sei einerseits das dritte Kapitel genannt, wo Wood die Kapitelzahl in den Titel einfließen lässt, und andererseits jene Stelle, wo Trudi Parker ein Buch liest, und sich gerade auf den Seiten 64 und 65 befindet, und über eben dieses doch ein bisschen echauffiert – ihr ahnt es vielleicht schon: Eben dies ist auch in "James Bond and Moonraker" genau auf den Seiten 64 und 65 zu finden. Generell schreibt Wood auch seine zweite Bond-Adaption wieder sehr gewitzt und stilvoll. Insgesamt fühlte ich mich jedenfalls auch hier wieder durchaus gut unterhalten.
An den Vorgänger man "James Bond and Moonraker" meines Erachtens aber nicht mehr ganz heran. Einerseits liegt das an der Story an sich, die eine allzu offensichtliche und einfallslose Kopie des von "Der Spion, der mich liebte" (gemeint ist hier der Film) ist; was natürlich damals auch für den Film an sich galt. Man ging hier doch etwas zu sehr auf Nummer sicher, und kopierte die Erfolgsformel des Vorgängers fast 1:1, insbesondere im Hinblick auf den Plan des Bösewichts (und Multimilliardärs), der die Erde zuerst auslöschen und dann aus einem gesicherten Habitat (dort eine Unterwasserwelt, hier eine Raumstation) neu bevölkern will. Erschwerend kommt hinzu, dass man beim Versuch, den Vorgänger nochmal zu übertreffen, deutlich über das Ziel hinausschoss. Dies gilt insbesondere fürs Finale ins All, wo man meinte, auf den von "Krieg der Sterne" losgetretenen Science Fiction-Zug aufspringen zu müssen; zu Bond will es aber halt überhaupt nicht passen. Zwar fand ich es zugegebenermaßen irgendwie etwas erträglicher es nur zu lesen als auf der Leinwand zu verfolgen, trotzdem war es einfach zu viel des Guten. Und generell ist die Story längst nicht so interessant, was auch daran liegen mag, dass diesmal das spannende Setup rund um die russische Agentin, deren Freund Bond getötet hat, fehlt. Last but not least: Beim Vorgänger gab es zwischen dem auf dem Drehbuch basierenden Roman und dem fertigen Film doch ein paar markante Unterschiede; insbesondere im Hinblick darauf, dass Wood in seinem Buch noch etwas mehr auf die Hintergründe und Vorgeschichte der einzelnen Figuren eingegangen ist. Hier hingegen hält er sich diesbezüglich sehr zurück, und ist ein Roman als Ergebnis fast 1:1 deckungsgleich mit dem Film – was den Reiz, ihn in die Hand zu nehmen, für mich dann doch nochmal reduziert.
Fazit:
Ähnlich wie beim Vergleich zwischen beiden Filmen kam für mich auch Christopher Woods Romanadaption von "Moonraker" nicht mehr ganz an den Vorgänger "The Spy Who Loved Me" heran. Teilweise ist dies direkt dem – schwächeren – Drehbuch geschuldet, welches das Erfolgskonzept des Vorgängers sehr einfallslos kopiert, und beim Versuch diesen nochmal zu übertreffen spätestens mit dem Finale im Weltall völlig übers Ziel hinausschießt. Aber auch die Unterschiede zwischen der Adaption und dem Film fallen hier geringer aus, wodurch ein Reiz solcher Bücher doch eher verloren geht. Positiv machte sich für mich auch hier in erster Linie wieder Christopher Woods sehr gewitzter Schreibstil bemerkbar, der nicht mit Ironie und Humor spart, und damit den Ton des Films sehr gut einfängt. Insgesamt hat mir Woods Romanfassung jedenfalls zumindest eine Spur besser gefallen als der Film, der zweifellos zu den schwächeren 007-Abenteuern zu zählen ist.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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