Kurzinhalt:
Zwei Jahre nach der Rückkehr der U.S.S. Voyager werden sowohl Sevens Antrag auf Staatsbürgerschaft in der Föderation, als auch ihre Bewerbung für die Sternenflottenakademie aufgrund ihrer Borg-Vergangenheit abgelehnt. Desillusioniert, bricht sie daraufhin in die gesetzlosen Regionen am Rande des zerfallenden romulanischen Reichs auf. Dort wird sie von einem Mitglied des Sternenflotten-Geheimdienstes angesprochen. Dieser stellt ihr in Aussicht, dass ihren beiden Gesuchen doch noch stattgegeben werden könnte, wenn sie für ihn eine Mission absolviert. Seven soll sich unter die Fenris-Ranger mischen, die im Qiris-Sektor alles dafür tun, um für Recht und Ordnung zu sorgen, aus. Da sie jedoch keiner offiziellen Regierung angehören, werden sie von der Föderation als Selbsträcher-Truppe angesehen. Seven soll der Sternenflotte nun dabei helfen, die Organisation auszuschalten. Allerdings: Im Gegensatz zur Föderation wird Seven von den Fenris-Rangern trotz ihrer Borg-Implantate mit offenen Armen empfangen. Dies, sowie die Freundschaften, die sie schon bald zu entwickeln beginnt, lassen ihre Loyalität schon bald ins Wanken geraten…
Review:
Die Serie "Picard" ist nach aktuellem Stand zu Ende. Es gibt zwar immer wieder mal Gerüchte über einen weiteren, an sie anknüpfenden TNG-Kinofilm oder auch einen Serien-Ableger rund um die U.S.S. Enterprise-G, noch hat sich daraus jedoch nichts konkretes ergeben. Mit "Fenris-Ranger" legt man dementsprechend nun ein doch recht spätes Prequel vor, welches wohl besser nach der ersten Staffel gepasst hätte. Darin wird vom "Star Trek"-erfahrenen Autor David Mack erzählt, wie es Seven of Nine zu den Fenris-Rangern verschlug. Der Roman ist 2380 – und damit zwei Jahre nach der Rückkehr der U.S.S. Voyager zur Erde – angesiedelt, wobei sich Mack hier aus meiner Sicht ein bisschen vertan hat, denn laut Una McCormacks Prequel-Roman "Die letzte und einzige Hoffnung" erfuhr man erst Anfang 2381 davon, dass die romulanische Sonne binnen weniger Jahre zur Supernova werden würde. Insofern setzt Mack die Ereignisse um 1-2 Jahre zu früh an. Zwar nicht weiter tragisch, aber etwas schade finde ich es schon, dass dies weder ihm noch den Lektoren aufgefallen ist. Schwerer wiegt allerdings, dass ich die Story, wie sich Seven den Fenris-Rangern anschloss, nur bedingt interessant fand. Es hilft auch nicht, dass Mack hier notgedrungen die doch sehr kritische Darstellung der Föderation und Sternenflotte, wie sie halt in "Picard" präsentiert wurde, übernehmen muss – und die halt nicht zum utopischen "Old Trek" passt. Einzelne Momente – wie z.B. die Beobachtung rund um die Bewohner eines Planeten, die ständig auf die Geräte starren, die sie in der Hand halten – waren mir auch etwas gar zeitgenössisch geprägt. Und auch mit Macks Humor tue ich mir nach wie vor schwer. Ich mag ihn als Autor grundsätzlich sehr gerne, aber seine Gags kommen bei mir leider überwiegend nicht an. Als besonders schmerzhaftes Beispiel sei nachfolgender Austausch erwähnt: "You never change, Harper, do you?" "Not unless it's laundry day." Witz komm raus, du bist umzingelt!
Demgegenüber zählt die Beschreibung von packender Action zu seinen Stärken – die er auch bei "Fenris-Ranger" wieder ausspielt. Bei der Skydiving-Einlage denkt man zwar unweigerlich an den ersten "Star Trek"-Reboot-Film von J.J. Abrams, insgesamt ist die Action aber mitreißend geschildert, und auch recht abwechslungsreich. Aber auch die Story hatte es mir durchaus angetan, insbesondere im Hinblick darauf, dass Seven zu Beginn ihrer Zeit bei den Fenris-Rangern erkennen muss, dass selbst die besten Absichten manchmal tragische Konsequenzen mit sich bringen. Auch die Mentor-Beziehung zu Harper (auch wenn sich diese in einem bestimmten Punkt sehr vorhersehbar entwickelt) sowie ihre Liebesaffäre mit Kayd fand ich gelungen beschrieben. Mit dem skrupellosen Diktator General Kohgish hat er zudem einen wirklich abscheulichen Bösewicht geschaffen, dessen Ende man so richtig herbeisehnt. Und vor allem auch die Momente rund um Admiral Janeway, und hier insbesondere ihre Begegnungen/Gespräche mit Seven of Nine, empfand ich als echte Highlights. Hier ist es ihm aus meiner Sicht wunderbar gelungen, ihre Dynamik aus der Serie aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Vor allem aber ist "Fenris-Ranger" von David Mack wieder gewohnt flott und damit kurzweilig erzählt, weshalb beim Lesen zumindest in meinem Fall keine Langeweile aufkam. So richtig mitgerissen bzw. interessiert hat mich die Schilderung von Sevens ersten Abenteuern bei den Fenris-Rangern aber halt leider auch nicht, weshalb der Roman insgesamt über eine durchschnittliche Bewertung nicht hinauskommt. Wer insbesondere die erste "Picard"-Staffel deutlich mehr mochte, als dies bei mir der Fall war, mag dies anders sehen.
Fazit:
Mit "Fenris-Ranger" legt David Mack ein recht spätes (angesichts der Tatsache, dass die Serie mittlerweile beendet ist, könnte man sogar von einem zu späten) Prequel vor, das schildert, wie(so) sich Seven of Nine nach der Rückkehr der Voyager in den Alpha-Quadranten den Fenris-Rangern angeschlossen hat. Dementsprechend wird das Endresultat natürlich insbesondere jene sehr ansprechen, die sich eben diese Frage bei "Picard" schon immer gestellt haben, und bislang vergeblich auf eine Antwort hofften. Leider zähle ich da nur bedingt dazu, weshalb ich "Fenris-Ranger" doch nur bedingt aufschlussreich und/oder interessant fand. Auch Macks Humor traf wieder einmal größtenteils nicht meinen Geschmack. Dafür legt er hier einen gewohnt kurzweiligen Roman vor, der vor allem bei den Actioneinlagen zu überzeugen und stellenweise sogar richtiggehend zu packend versteht. Auch die eine oder andere düstere Entwicklung stach für mich hervor. In erster Linie hatten es mir aber die gemeinsamen Momente von Seven und Janeway angetan. Als ähnlich essentiell wie "Die letzte und beste Hoffnung" kann ich "Fenris-Ranger" allerdings nicht einstufen.