Kurzinhalt:
Die I.K.S. Gorkon kehrt nach Qo'noS zurück. Während Captain Klag für das Debriefing zu den jüngsten Ereignissen rund um das Schiff den Hohen Rat unter Kanzler Gowron aufsucht, genießt seine Crew den Landurlaub auf ihrem Heimatplaneten. So besucht z.B. der Soldat G'Joth seine Eltern im abgelegenen und zunehmend verarmten Dorf Krennla. Dort tritt er nicht nur für diese in einem Wettbewerb an, sondern hilft auch einem klingonischen Komponisten dabei, eine Oper über die Schlacht von San-Tarah zu schreiben. Die Chefärztin der Gorkon, B'Oraq, nimmt indes an einer medizinischen Konferenz teil – wo sie sich jedoch aufgrund ihrer fortschrittlicher Ansichten, welche sie ihrem Studium in der Föderation verdankt, einigen Anfeindungen gegenübersieht. Wol wiederum, die Anführerin eines Bataillons von Kriegern, beschließt, zwei ihrer Schützlinge in ihr Heimatdorf zu begleiten, und an einem Festival teilzunehmen. Toq empfängt indes einen Notruf seines Heimatplaneten Carraya IV, auf dem Klingonen und Romulaner in Harmonie lebten. Doch nun wurde die Kolonie angegriffen und vernichtet – weshalb er sich auf einen bitteren Rachefeldzug begibt. Und Rodek landet auf der Suche nach Antworten rund um seine geheimnisvollen Träume auf Deep Space Nine – wo Doktor Bashir einst diese neue Identität für Worfs Bruder Kurn erschaffen hat…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Klingon Empire" knüpft an die "I.K.S. Gorkon"-Trilogie an, und hätte eigentlich eine neue Romanreihe begründen sollen, welche die Abenteuer rund um Captain Klag und seine Crew weitererzählt. Daraus sollte jedoch letztendlich – aus welchen Gründen auch immer – nichts werden, weshalb "A Burning House" somit für die Reihe statt einen Neuanfang vielmehr den Schlusspunkt darstellte. Bis zu einem gewissen Grad kann ich es verstehen; wie meinen bisherigen Reviews zu entnehmen ist, war ich von den ersten drei Teilen jetzt nicht sooooo übermäßig begeistert; was allerdings sicherlich auch damit zu tun hat, dass a) die Klingonen jetzt noch nie meine Lieblingsrasse aus "Star Trek" waren, und b) mir im Allgemeinen doch jene Geschichten im literarischen "Star Trek"-Universum lieber waren, welche bekannte Figuren aufgriff, und deren Abenteuer weitererzählten. Bei "A Burning House" kommt nun noch hinzu, dass Keith R.A. DeCandido gleich mehrere parallele Geschichten erzählt, die voneinander größtenteils unabhängig sind, und zwar auf der einen Seite – das ist das Positive – verschiedene Elemente der klingonischen Zivilisation beleuchten, und darüber hinaus für Abwechslung sorgen. Andererseits aber ging es meinem Empfinden nach letztendlich in all diesen um zu wenig; und damit meine ich jetzt nicht, was darin jeweils auf dem Spiel stand, sondern den Inhalt generell. Es sind überwiegend Familiengeschichten, wir lernen Bekannte und Verwandte von Mitgliedern der Gorkon-Crew kennen, und ja, in einzelnen dieser Handlungsstränge mögen sich interessante Ideen verstecken. Mir war das aber insgesamt zu soziopolitisch bzw. kulturell, und fehlte hier das, was "Star Trek" für mich eben unter anderem so ausmacht: Das "to boldly go", der Aufbruch zu den Sternen, und die Mysterien, Geheimnisse und Wunder, die dort auf uns warten. Die "I.K.S. Gorkon"-Reihe hat diesen Mangel zumindest teilweise durch packende Action und Wettkämpfe kompensiert; "A Burning House" hingegen muss größtenteils auch darauf verzichten.
Nun klingt das zugegebenermaßen insgesamt dramatischer – und schlimmer – als es war. Ich fand den Roman insgesamt wohl so mittel; es gab durchaus einige Aspekte, die mir gut gefallen konnten. So war z.B. alles rund um die Adaption der Schlacht mit den Kindern von Son-Tarah als klingonische Oper nicht uninteressant; vor allem auch im Wettstreit zwischen historischer Authentizität und Dramaturgie bzw. künstlerischer Freiheit. Für mich einer der wenigen Handlungsstränge, der tatsächlich ein paar interessante Fragen aufwirft, kann man doch darüber, welche Seite im Diskurs recht hat, vortrefflich streiten. Zweifellos waren auch die Einblicke in die klingonische Kultur wieder interessant. Insbesondere auch deshalb, als wir diesmal eben – im Gegensatz zu den drei Bänden der "I.K.S. Gorkon"-Reihe – auch einen Einblick in das klingonische Leben abseits der Militärstreitkräfte erhalten, sei es eben bei den Künstlern der besagten Oper, dem medizinischen Bereich, oder den Bauern aus G'Joths Familie. Positiv fand ich auch jene Teile der Handlung, die auf Geschichten aus den Serien aufbauten. So knüpft "A Burning House" unter anderem an den Zweiteiler "Der Moment der Erkenntnis" an, wo Worf auf Carraya IV jenes ehemalige Straflager fand, in dem Klingonen und Romulaner mittlerweile in Eintracht lebten. Die betreffende Geschichte wird hier ziemlich ziemlich tragisch fortgesetzt, als die Kolonie angegriffen wird, und nur wenige den Anschlag überleben. Dennoch gefiel mir grundsätzlich, wie DeCandido hier auf die damalige Story aufbaut, und insbesondere die Geschichte von Toq und Ba'el weitererzählt – wo dann auch wiederum Worf ins Spiel kommt.
Aber auch die Story aus der DS9-Episode "Die Söhne von Mogh" setzt er fort. Dort wurde Kurn ja – der aufgrund der Schande des Hauses von Mogh nicht mehr leben wollte – eine neue Identität verpasst. Hier nun kehrt "Rodek" auf der Suche nach Antworten rund um seine mysteriösen Träume nach Deep Space Nine zurück, wo er dann die Wahrheit über sich erfährt. Das gefiel mir an und für sich gut; vor allem auch die abschließende Szene zwischen ihm und Worf, zu die der Handlungsstrang führt. Weniger gut fand ich allerdings, wie leicht sich Rodek von Klags Bruder gegen diesen manipulieren ließ. Immerhin: Besagte Fehde erhielt hier ebenfalls einen – zumindest für mich – überaus zufriedenstellenden Abschluss, an dem mir vor allem gefiel, dass DeCandido nicht davor zurückschreckt, den Konflikt auf überaus klingonische Art und Weise enden zu lassen. Daneben gibt es aber auch jene Handlungsstränge, wo sich für meinen Geschmack einfach zu wenig (interessantes) getan hat. Dies gilt für B'Oraqs frustrierende (und lange Zeit scheinbar vergebliche) Bemühungen, die klingonische Medizin aus der Steinzeit zu bringen, ebenso, wie für den Großteil der Story rund um G'Joth und seine Familie (eben mit Ausnahme des durchaus netten Opern-Teils), sowie alles rund um Wol und die beiden Krieger, die sie hier nach Hause begleitet. Und dann ist da eben noch der Punkt, dass all diese Geschichten voneinander fast völlig unabhängig sind, und nur sehr vereinzelt zusammenlaufen. Einigen mag das sich daraus ergebende Kaleidoskop der klingonischen Zivilisation gefallen. Mit war es aber etwas zu zerfahren, und stellenweise leider auch banal. Dass der Roman mit knapp vierhundert Seiten nicht gerade zu den kürzeren Vertretern gehört, und stellenweise meine Geduld doch etwas auf die Probe gestellt hat, kam dann nochmal erschwerend hinzu. Insofern hält sich in meinem Fall das Bedauern darüber, dass es keine weiteren Romane der Reihe gab, doch eher in Grenzen.
Fazit:
Wer sich stärker als ich für die klingonische Kultur interessiert, den wird zweifellos auch "A Burning House" mehr ansprechen. Mich sprachen hier aber letztendlich zu wenige der erzählten – und größtenteils voneinander unabhängigen – Geschichten an. Mir liegen halt andere Schwerpunkte bei "Star Trek" mehr. Dennoch gab es durchaus einige Elemente, die mir gut gefallen konnten; allen voran, wie DeCandido hier an zwei Episoden von TNG bzw. DS9 anknüpft. Auch alles rund um die Oper, die hier über die Schlacht von San-Tarah geschrieben wird, war interessant. Und nicht zuletzt gefiel mir der Ausgang der Fehde zwischen Klag und seinem Bruder. Mit einigen anderen hier erzählten Stories konnte ich aber deutlich weniger anfangen, und insgesamt war mir der Roman etwas zu arm an Spannung, Action und letztendlich auch Inhalt. Stellenweise drängte sich – gerade auch im Hinblick auf die nicht gerade geringe Seitenzahl – der Spruch "Viel Lärm um Nichts" auf. Immerhin war bei "A Burning House" aber dank der vielen verschiedenen Handlungsstränge für Abwechslung gesorgt.