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3 Body Problem - 1x01: Countdown Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Countdown
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 21. März 2024 (Netflix)
Drehbuch: David Benioff, D.B. Weiss & Alexander Woo
Regie: Derek Tsang
Besetzung: Joel Kinnaman als Edward Baldwin, Jovan Adepo als Saul Durand, John Bradley als Jack Rooney, Rosalind Chao als Ye Wenjie, Liam Cunningham als Thomas Wade, Eiza González als Auggie Salazar, Jess Hong als Jin Cheng, Marlo Kelly als Tatiana, Alex Sharp als Will Downing, Sea Shimooka als Sophon, Zine Tseng als Young Ye Wenjie, Saamer Usmani als Raj Varma, Benedict Wong als Da Shi, Jonathan Pryce als Mike Evans, Guming Yu als Yang Weining, Gerard Monaco als Collins, Vedette Lim als Vera Ye u.a.

Kurzinhalt: Die Wissenschaft spielt verrückt. Verschiede Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt weisen auf einmal Ergebnisse aus, die alles, was wir über die Gesetze des Universums zu wissen glauben, auf den Kopf stellt. Zur gleichen Zeit kommt es zu einer regelrechten Selbstmordwelle unter Wissenschaftler:innen; andere wiederum stellen ihre Forschungen von einem Tag auf den nächsten ein. Als fünf Wissenschaftler:innen in London den Freitod von Vera Ye bedauern, die sich nachdem ihr Teilchenbeschleuniger abgeschaltet wurde in den Tod stürzte, beginnt eine von ihnen, Auggie Salazar, plötzlich Zahlen vor ihren Augen zu sehen, die wie ein Countdown herunterzählen. Am darauffolgenden Abend hat sie Besuch von einer mysteriösen jungen Frau, die sie dazu auffordert, ihr Forschungsprojekt einzustellen, ehe der Countdown – in wenigen Tagen – Null erreicht. Sonst droht ihr etwas Schreckliches zu widerfahren. Als Beweis dafür, dass die Frau die Wahrheit spricht, soll sie in der darauffolgenden Nacht den Sternenhimmel um Mitternacht beobachten. Zugleich ermittelt der Londoner Privatdetektiv Da Shi in den Selbstmordfällen. Und Jin Cheng findet im Nachlass von Vera Ye einen VR-Helm, der sie in eine faszinierende andere Welt entführt…


Review: Episodenbild (c) Netflix "3 Body Problem" ist letzte Woche mit einigen Vorschusslorbeeren bei Netflix gestartet. Einerseits, da Liu Cixins Trisolaris-Trilogie – nicht zuletzt dank prominenter Fürsprecher wie Barack Obama – weltweit für einiges an Aufsehen gesorgt hat, und mittlerweile von nicht wenigen zu den modernen Klassikern des Hard-SF-Genres gezählt wird. Und andererseits, da sich für die Netflix-Adaption David Benioff und D.B. Weiss verantwortlich zeichnen, deren "Game of Thrones" die TV-Landschaft jahrelang maßgeblich prägte. Zwar haben die schwächelnden letzten beiden Staffeln an ihrem Lack gekratzt. Allerdings: Das dortige Hauptproblem, dass sie die Bücher überholten und sie somit irgendwann nichts mehr hatten, dass sie adaptieren konnten, kann hier ja nicht passieren, da die Trilogie schon längst abgeschlossen ist. Zusammen mit einem Aufsehen erregenden Trailer standen somit die Zeichen darauf, dass es sich bei "3 Body Problem" um das große neue Science Fiction-Highlight handelt, welches man als Genre-Fan nicht verpassen darf.

Nun muss ich gestehen: Nach der ersten Episode hat sich bei mir – als Nicht-Kenner der Vorlage – erstmal noch nicht wirklich Begeisterung eingestellt. Zwar keinesfalls schlecht, und mit einigen interessanten Aspekten, kam bei mir leider teilweise der Verdacht auf, dass die Serie aufgrund von einiger Ideen, die mich nicht so recht überzeugen können, möglicherweise nicht meins sein könnte (was mich ein bisschen an die hochgelobte HBO-Serie "The Leftovers" erinnerte; mit der hatte ich ja auch so meine Probleme, und kam deshalb – obwohl viele in den höchsten Tönen von ihr sprechen – über die erste Staffel nicht hinaus). Im vorliegenden Fall war es die Idee der Selbstmordwelle unter Wissenschaftlern, "bloß" weil a) die Gesetze der Natur verrückt spielen bzw. b) sie einen Countdown vor sich sehen. Die Forscher:innen, die ich so kenne, sind enorm wissbegierig. Ich habe auch noch nie jemanden erlebt, der sagt: "Oh nein, diese Theorie die wir ausgearbeitet haben hat sich als völlig falsch herausgestellt – wie furchtbar!". Immerhin bringt auch jede widerlegte Theorie neue Erkenntnisse, und damit die Wissenschaft wieder einen Schritt weiter. Und auch, dass sich alle vor diesem unerklärlichen Countdown fürchten und kein einziger von ihnen diesen ablaufen lassen soll, um aus wissenschaftlicher Neugier heraus zu sehen, was dann passiert, erscheint mir unplausibel. Insofern konnte ich mich auf diesen Teil von "Countdown" nur schwer einlassen. Als bekennender Atheist tat ich mir auch mit dem Gott-Geplapper schwer; nicht aus Prinzip, sondern weil ich einen entsprechenden Glauben unter Wissenschaftlern für nicht allzu verbreitet halte. Und auch die Tatsache, dass ich bis zuletzt keine wirkliche Idee hatte, was genau diese erschütternden wissenschaftlichen Erkenntnisse waren, erschwerte mir den Einstieg nochmal unnötig.

Episodenbild (c) Netflix Die Handlung von "Countdown" gliedert sich in zwei Zeitebenen und/oder Haupt-Schauplätze. Nach einem Prolog, der zum Beginn der Mao-Revolution 1966 angesiedelt ist (und zur interessanten Parallele führt, dass auch die zweite Serie von Benioff und Weiss mit einer öffentlichen Hinrichtung beginnt), springen wir ein paar Jahre in die Zukunft, und begleiten Ye Wenjie dabei, wie sie nach der Hinrichtung ihres Vaters zuerst in ein Arbeitslager gesteckt, und später dann dem streng geheimen "Rote Küste"-Projekt, wo man mit einem großen Radioteleskop eine Nachricht ins All hinausschickt, in der Hoffnung, mit außerirdischen Lebensformen in Kontakt zu treten. Dieser Teil von "Countdown" konnte mir insgesamt am besten gefallen, wohl auch, weil er klar auf eine Figur fokussiert ist. Demgegenüber jongliert man in der zweiten Handlungs- und Zeitebene, nämlich London im Jahr 2024, mit einer Fülle an Figuren: Den "Oxford Five" – Auggie Salazar, Saul Durand, Jin Cheng, Jack Rooney und Will Downing – , dem Ermittler Clarence Shi, seinem Partner/Auftraggeber Thomas Wade, dem geheimnisvollen Geschäftsmann Mike Evans, sowie die ältere Version von Ye Wenjie (falls das überraschend sein sollte, verfehlte es die gewünschte Wirkung bei mir).

Wie ich mittlerweile erfahren habe, war der Roman hier deutlich fokussierter, stand dort doch statt gleich fünf vielmehr ein Wissenschaftler im Mittelpunkt. Darüber, warum Benioff und Weiss diesen einen Charakter auf fünf Protagonisten aufgeteilt hat, lässt sich nur spekulieren. Vielleicht wollten sie ein bisschen mehr ethnische (und geschlechtliche) Abwechslung hineinbringen. Möglicherweise fühlen sie sich auch einfach nach acht Staffeln "Game of Thrones" mit einer Vielzahl an Figuren wohler. Für mich war es hier allerdings erstmal ein bisschen viel; umso mehr, als die Geschichte in der Vergangenheit in etwa die Hälfte der Laufzeit einnimmt. Da bleibt dann, zusammen mit der Etablierung der Story, nicht mehr viel Zeit, um auf die Figuren einzugehen. Die erste Folge legt zwar den Fokus eher auf Auggie, aber selbst von ihr erfahren wir hier erstmal noch recht wenig; und von den anderen erhaschen wir ohnehin nur einen sehr oberflächlichen Eindruck. Ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, jeder der – meiner Rechnung nach – sieben Hauptfiguren (die fünf Wissenschaftler:innen, Ermittler Da Shi, sowie Ye Wenjie) je eine Folge zu widmen, ehe dann im Staffelfinale alle Handlungsstränge zusammenlaufen. So hingegen empfand ich "Countdown" doch als ein bisschen zerfahren. Nichts zu bemängeln gibt es bei der Produktionsqualität, sowie der Besetzung. Die bekanntesten Gesichter sind sicherlich Benedict Wong und Eiza Gonzalez, als Genre-Fan ist einem zudem natürlich Rosalind Chao ein Begriff. Auch ein paar "Game of Thrones"-Veteranen haben sie ins Boot geholt, und das nicht nur vor (John Bradley, Liam Cunningham und Jonathan Pryce), sondern mit Komponist Ramin Djawadi auch hinter der Kamera. Letzterer ist hier tonal allerdings eher im "Westworld"-Modus; vor allem aber kamen seine Kompositionen hier für meinen Geschmack an diese beiden herausragenden Arbeiten von ihm leider (noch?) nicht heran.

Episodenbild (c) Netflix Neben der Story in der Vergangenheit haben für mich am besten noch die ersten Einblicke in die faszinierende VR-Welt, wo es dann eben in weiterer Folge auch um das titelspendende Dreikörper-Problem gehen wird, am meisten angesprochen. Ich fand diese erste Einlage hier sehr faszinierend; sie zählte auch optisch zu den eindrucksvollsten Szenen der Episode. Der Moment von "Countdown" war aber natürlich das Finale mit dem blinkenden Himmel. Das war schon ein ziemlich cooler und faszinierender Moment; nur dass mit dem Morse-Code hat mich leider überhaupt nicht überzeugt (da es nicht möglich wäre, einen Countdown im Sekundentakt zu morsen). Rein optisch und von der Grundidee her war das aber zweifellos das Highlight der Folge – und auch hauptverantwortlich dafür, dass ich "Countdown" doch noch knapp über den Durchschnitt einstufe. Damit bleibt allerdings für die weiteren Episoden definitiv noch Luft nach oben.

Fazit: Den Auftakt von "3 Body Problems" würde ich noch eher als interessant denn faszinierend einstufen. Nicht zuletzt, dass ich die Freitod-Welle unter Wissenschaftlern wegen der verrückt spielenden Naturgesetze und/oder dem Countdown nicht plausibel fand, erschwerte mir den Einstieg. Zudem war die Story in der Gegenwart aufgrund der Fülle an Figuren ziemlich zerfahren. Die besagte Anzahl an Charakteren sorgte auch dafür, dass wir sie hier erstmal nur sehr rudimentär kennenlernen. Deutlich besser erging es da der Storyline in der Vergangenheit, wo die junge Ye Wenjie eindeutig im Mittelpunkt steht. Mit ihr konnte ich eben deshalb auch als bislang einzige Figur aus dem Ensemble eine Bindung aufbauen. Die Story in der Gegenwart hat mich demgegenüber hier noch nicht so recht mitgewissen, wenn es auch einzelne interessante Elemente – wie den Countdown, aber auch das VR-Spiel – gab. Und nicht zuletzt der finale WTF-Moment rund um den blinkenden Himmel wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. So richtig begeistert bin ich von "3 Body Problem" nach diesem Auftakt aber noch nicht.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 Netflix)







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