Originaltitel: Hi Bob Episodennummer: 1x07 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 28. November 2019 (Apple TV+) Drehbuch: Ronald D. Moore Regie: Meera Menon Besetzung:
Joel Kinnaman als Edward Baldwin,
Michael Dorman als Gordo Stevens,
Sarah Jones als Tracy Stevens,
Shantel VanSanten als Karen Baldwin,
Jodi Balfour als Ellen Waverly,
Wrenn Schmidt als Margo Madison,
Wallace Langham als Harold Weisner,
Krys Marshall als Danielle Poole,
Meghan Leathers als Pam Horton,
Nate Corddry als Larry Wilson,
Edwin Hodge als Clayton Poole,
Chris Agos als Buzz Aldrin,
James Urbaniak als Gavin Donahue,
Megan Dodds als Andrea Walters,
Tait Blum als Shane Baldwin,
Michael James Bell als Principal Mike Russell,
Dan Warner als General Arthur Weber,
Benton Jennings als Judge,
Matthew Downs als Police Officer u.a.
Kurzinhalt:
Zwar arbeitet man bei der NASA fieberhaft daran, die nächste Apollo-Mission ins All zu bekommen, um Ed, Gordo und Danielle endlich ablösen zu können. Ein paar Wochen müssen diese jedoch noch in der Jamestown-Basis ausharren. Langsam aber sicher beginnt sich doch ein Lagerkoller auszubreiten; vor allem Gordo leidet zunehmend unter der Situation. Als sein Verhalten immer unberechenbarer wird, sehen sich Ed und Danielle zu einem drastischen Schritt gezwungen. Währenddessen steht Ellen vor einer schwierigen Entscheidung: Da das FBI vermutet, dass Larry schwul ist, sie jedoch mit ihm zusammen ist, lässt auch im Hinblick auf ihre sexuelle Orientierung Zweifel aufkommen. Um eben diese auszuräumen, wird ihr nahegelegt, dass Larry und sie den nächsten Schritt tun und heiraten sollten. Tracy und Karen müssen sich indes mit ihren beiden Jungs herumschlagen, die, getrieben von der Sorge ob ihrer auf dem Mond feststeckenden Väter, zunehmend aufmüpfig werden, und Unfug anstellen – und es damit für ihre Mütter nicht gerade leichter machen…
Review:
Wie heißt es so schön: Sei vorsichtig, was du dir wünschst: Es könnte in Erfüllung gehen. Im Review zu "Dunkle Machenschaften" schrieb ich, dass man dort für meinen Geschmack die Notlage der in der Jamestown-Basis gefangenen Astronauten zu sehr aus den Augen verlor. Hier nun rückt eben dies stärker in den Mittelpunkt (wobei die Handlungsstränge auf der Erde ebenfalls wieder eine gewichtige Rolle spielten) – und es war mir auch wieder nicht recht. Denn leider: Mir war das hier dann doch etwas zu übertrieben dargestellt. Dies gilt insbesondere für Gordo. Natürlich ist das eine extrem schwierige und belastende Situation; allerdings sollte man meinen, dass man bei Astronauten mindestens so viel wert auf die psychische wie die physische Eignung legt. Und diesbezüglich muss man sich bei Gordo einfach fragen, wie der je durch die entsprechende Begutachtung gekommen ist. Nun ließe sich das mit etwas Wohlwollen noch so begründen, dass er in unserer Realität, wo die NASA nicht ganz so unter Druck war, aus dem Programm schon längst herausgeflogen wäre, und man ihn halt nur in dieser alternativen Zeitlinie noch durchrutschen ließ.
Aber generell war mir seine Reaktion dann irgendwie doch etwas zu überzogen. Ich meine, es gab in der Wirklichkeit Astronaut:innen, die auch schon deutlich länger als nur rund 100 Tage im All im Einsatz waren (der russische Kosmonaut Valeri Polyakov hält mit 437 Tagen den Rekord). Aber auch auf der Erde gibt es zahlreiche Jobs, wo man wochen- bis monatelang von der eigenen Familie abgeschnitten ist (Forschungseinrichtungen, Bohrinseln, und so weiter). Insofern tat ich mir mit Gordos Zusammenbruch hier leider doch eher schwer. Gut gefiel mir allerdings, wie sich Danielle hier schließlich opfert, indem sie sich selbst den Arm bricht, und damit Ed einen Grund gibt, sie und Gordo nach Hause zu schicken. Aber auch die parallel verlaufende Handlung rund um Ellen fand ich überwiegend wieder gelungen. Sie zeigt auch sehr schön auf, wie viel sich seit den 70ern im Hinblick auf Toleranz – unter anderem eben im Hinblick auf die sexuelle Orientierung – getan hat (auch wenn dies natürlich eine alternative Vergangenheit ist; aber das war in unserer realen Geschichte ja nicht anders). Schwer tat ich mir nur mit Pams Reaktion auf Ellens Vorschlag; ich konnte hier offen gestanden nicht nachvollziehen, dass sie bloß wegen des Vorschlags einer Scheinehe die Beziehung mit ihr beendet. Vor allem aber hätte ich das Familiendrama rund um die Baldwins und Stevens' nicht gebraucht. Wie es mir bei "Hi Bob" generell – Moore-typisch – insgesamt zu sehr "gemenschelt" hat. Viele der Dramen, die sich hier abspielen, würden sich auch ohne das Science Fiction- und/oder "alternate history"-Setting erzählen lassen. Damit hatte vor allem diese Episode teilweise mehr von einer Seifenoper, als einer Science Fiction-Serie.
Fazit:
"Hi Bob" war – aus meiner Sicht leider – wieder mal ein klassischer "Moore". Schon bei "Deep Space Nine" war ich kein Freund davon, wenn er sehr alltägliche Geschichten erzählte, die letztendlich in unserer Gegenwart auch angesiedelt sein könnten. Auch "Hi Bob" war mir persönlich zu viel Seifenoper und zu wenig Science Fiction. Darüber hinaus fand ich alles rund um Gordo zu übertrieben dargestellt; sooooo lang sitzen die auf Jamestown jetzt auch nicht fest. Mal abgesehen davon, dass man sich gerade auch von Astronauten erwarten sollte, auch einer stärkeren psychischen Belastung stand zu halten, gibt es auch auf der Erde einige Jobs, wo man wochen- oder monatelang von der Zivilisation – und der eigenen Familie – abgeschnitten ist. Insofern war mir das dann doch deutlich zu überdramatisiert. Immerhin, die Effektszenen waren wieder super, und vor allem die Mondaufnahmen fingen die "herrliche Trostlosigkeit", die Buzz Aldrin der Mondlandschaft einst diagnostizierte, wunderbar ein. Auch der Plot rund um Ellen (auch wenn die zuvor genannte Kritik daran, dass es mir bei der Episode hier dann doch etwas zu sehr "menschelte"; sicherlich auch zu diesem passt) sprach mich durchaus an. Und nicht zuletzt, wie sich Danielle am Ende opfert, damit sie und Gordo zur Erde zurückkommen, gefiel mir. Insgesamt würde ich "Hi Bob" aber zu den bislang schwächeren Folgen der Serie zählen.