Mit: Tom Blyth, Rachel Zegler, Viola Davis, Peter Dinklage u.a.
Kurzinhalt:
Mit "Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes" taucht das Kinopublikum erneut in die dystopische Welt von Panem ein, diesmal jedoch mit einem Blick in die Vergangenheit, der die Ursprünge eines der berüchtigtsten Charaktere der Serie beleuchtet: Coriolanus Snow. Als Mentor eins Tributs aus Distrikt 12 während der zehnten Hungerspiele tut er alles, um seiner Kandidatin zum Sieg zu verhelfen. Auch wenn dies bedeutet, die eigene gesellschaftliche Stellung zu gefährden…
Review:
"Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes" lädt das Publikum erneut in die dystopische Welt von Panem ein, diesmal in Form eines Prequels, das einen aufschlussreichen Blick auf die Jugend des späteren Präsidenten Coriolanus Snow werfen soll. Der Film, der sich um die zehnten Hungerspiele dreht, ist eine komplexe Erzählung, die tief in die politischen und emotionalen Wirren dieser Gesellschaft eintaucht. Die Geschichte beginnt mit dem jungen Snow, gespielt von dem hierzulande bisher eher weniger bekannten Tom Blyth, der gerade die Schule abgeschlossen hat und vor großen Herausforderungen steht. Seine Handlungen und Entscheidungen sind anfangs verständlich und wecken sogar eine gewisse Sympathie beim geneigten Publikum. Die doch recht nuancierte Darstellung eines jungen Mannes, der versucht, in einer Welt voller Intrigen und moralischer Dilemmata seinen Platz zu finden, ist durchaus interessant und bietet einen Kontrast zu dem tyrannischen Herrscher, den wir aus den späteren Filmen kennen.
Im Laufe des Films werden Snows Entscheidungen jedoch immer weniger nachvollziehbar, was die Glaubwürdigkeit seiner Charakterentwicklung beeinträchtigt. Die anfängliche Komplexität und Tiefe seiner Figur weicht einer dramaturgisch getriebenen Entwicklung, die jedoch oft gezwungen und inkonsistent wirkt. Diese Diskrepanz zwischen dem anfangs sympathischen Snow und dem späteren Despoten scheint weniger aus einer logischen Charakterentwicklung zu resultieren als vielmehr aus dem Bedürfnis, eine Verbindung zu den bekannten Ereignissen der späteren Filme herzustellen. Schade. Lucy Grey, gespielt von Rachel Zegler ("Westside Strory", "Shazam! Fury oft he Gods"), ist eine weitere Schlüsselfigur des Films, die eine interessante Dynamik in die Geschichte bringt. Ihre Beziehung zu Snow ist einer der zentralen Aspekte des Films. Mindestens diskussionswürdig sind aber die Musical-Einlagen ihrer Figur. Zwar sollen sie zur Atmosphäre des Films beitragen und die kulturellen Unterschiede zwischen den Distrikten und dem Kapitol unterstreichen, allerdings wirkten sie oftmals eher deplatziert und erzwungen. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich ohnehin nicht viel damit anfangen kann, wenn Charaktere plötzlich aus heiterem Himmel anfangen Liedchen zu trällern. Der Film selbst gliedert sich in drei Akte: die Einführung der Charaktere und der Aufbau der Welt von Panem, die Hungerspiele selbst und dann die Nachwirkungen. Die Hungerspiele stellen hier zweifellos den interessantesten Teil des Films dar, durchaus mit Spannung erzählt und teilweise mit unerwarteten Wendungen versehen. Der erste und der letzte Teil leiden dagegen aber unter einem langsamen Tempo und erzählerischen Längen. Diese Teile, obwohl wichtig für den Aufbau und die Entwicklung der Charaktere, könnten von einer strafferen Erzählweise profitieren. Hier hätte mehr Kürze gutgetan.
Die Schauspielleistungen im Film sind durchweg brauchbar. Coriolanus Snow wird überzeugend und facettenreich dargestellt, was den Zuschauer insbesondere zu Beginn in die komplexe Welt von Panem hineinzieht. Rachel Zegler als Lucy Grey liefert ebenfalls eine solide Leistung, und auch die Nebendarsteller, einschließlich Viola Davis als exzentrische Dr. Volumnia Gaul, tragen zur Tiefe der Geschichte bei, indem sie die vielfältigen Facetten der dystopischen Gesellschaft in ihren teils knallbunten Klamotten abbilden. Technisch ist der Film ebenfalls kaum zu bemängeln. Besonders hervorzuheben sind die Drehorte in Deutschland und Polen, einschließlich der Nutzung des Brutalismus in der Architektur, die effektiv zur Darstellung der dystopischen Welt beitragen. Für Zuschauer, die mit Berlin vertraut sind, bietet der Film somit ein besonderes Gimmick, da viele der Drehorte in der Stadt wiederzuerkennen sind. Die Special Effects sind bis auf wenige Ausnahmen meist hochwertig und unterstützen die Wirkung des Films, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Die visuelle Gestaltung des Films insgesamt ist durchaus stimmig und trägt wesentlich zur Schaffung einer glaubwürdigen dystopischen Atmosphäre bei.
Fazit:
Zusammenfassend ist "The Ballad of Songbirds and Snakes" ein solider, wenn auch nicht überragender Beitrag zum "Tribute von Panem"-Universum. Die unplausible Charakterentwicklung von Snow und die gelegentlich aufgesetzten Musical-Elemente mindern für mich allerdings das Gesamterlebnis. Fans der Serie werden hier aber wohl auf ihre Kosten kommen.