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FilmRückblick 2023 - Zur Lage der Filmnation: Fazit eines Kinojahres Drucken E-Mail
Einleitende Worte zum großen Jahresrückblick Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 15 Januar 2024
 
FilmRückblick 2023

FilmRückblick 2023 – Einleitung


Einleitende Worte Bevor wir loslegen ein Wort der Warnung: Der nachfolgende Jahresrückblick ist schonungslos subjektiv, er stellt meine persönliche Meinung dar, die weder mit den anderen Autoren von fictionBOX noch mit euch übereinstimmen muss. Ich stelle keinesfalls den Anspruch einer allgemeingültigen Bewertung und spreche hier wirklich nur für mich.


Zur Lage der Filmnation – Mein Fazit zum Filmjahr 2023 Aus Sicht der Kinos dürfte das abgelaufene Jahr eine ziemliche Achterbahn gewesen sein, die doch eher gemischte Gefühle hinterließ. So lässt sich einerseits nicht verhehlen, dass sich das Kino – in erster Linie aufgrund der Streaming-Dienste – in einer Krise befindet. Dass zahlreiche vermeintliche Blockbuster im letzten Jahr die Zuschauerschaft nicht so in die Kinos locken konnte wie erhofft, verschärfte die Situation ebenso nochmal zunehmend, wie der Streik der Darsteller:innen in Hollywood, der zur Verschiebung einiger Filme führte, was dann insbesondere im letzten Drittel für eine kleine Film-Flaute sorgte. Zugleich gab es aber auch einen großen Hoffnungsschimmer: Barbenheimer. Die völlig zufällige Veröffentlichung zweier Filme am gleichen Tag, die wohl unterschiedlicher kaum hätten sein können, machten sowohl "Barbie" als auch "Oppenheimer" – teilweise sogar in direkten Double Features – zu dem Kino-Event des Jahres, dem es auch im Vergleich zu vielen anderen Hoffnungsträgern gelang, die Massen in die Kinos zu locken. Das betreffende Phänomen zeigt auf der einen Seite, dass das Kino eben doch noch lange nicht tot ist – dürfte aber eben doch nur zu einem kurzfristigen Aufatmen der entsprechenden Betreiber geführt haben. Denn: Ein solcher Event lässt sich nicht inszenieren, und damit auch schwer wiederholen. Zugegeben: Die beiden Filme hätten wohl auch ohne diesen Hype bei ihrem jeweiligen Publikum gezogen. Und doch bin ich mir sicher, dass sowohl "Barbie" als auch "Oppenheimer" ohne dieses Phänomen nicht so erfolgreich gewesen wären, wie es dank "Barbenheimer" der Fall war.

Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass wiederum zahlreiche vermeintliche Kassenschlager, auf die man gesetzt hatte, entweder ziemlich gefloppt oder aber zumindest hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. In Verbindung mit den teils exorbitanten Budgets, die u.a. auch auf Verzögerungen durch COVID, aber auch die erforderlichen Maßnahmen um während/nach der Pandemie dann wieder drehen zu können, zurückzuführen sind, sorgte dies dafür, dass selbst Filme wie "Mission Impossible: Dead Reckoning – Teil 1" mit immerhin Einnahmen von über 550$ US-Dollar weltweit letztendlich in den roten Zahlen bleiben werden. Von Filmen wie "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" oder "The Flash" und "The Marvels" ganz abgesehen. In Verbindung mit dem Erfolg von "Barbie" und "Oppenheimer" zeigt sich hier ein ziemlich deutliches Bild, von den man nur hoffen kann, dass die Produktionsfirmen die richtigen Schlüsse daraus ziehen werden: Denn die beiden großen Kassenschlager von 2023 waren eben keine Fortsetzungen und/oder Superhelden-Filme, sondern – auch wenn Barbie natürlich eine bekannte Marke ist, und bei "Oppenheimer" der Christopher Nolan-Faktor nicht unterschätzt werden darf (da zuletzt selbst Steven Spielberg geschwächelt hat, ist er momentan wohl der einzige Regisseur, auf den aktuell in Hollywood was das Einspielergebnis betrifft noch Verlass ist) – originelle Stoffe, die sich darüber hinaus vom Meer der immer ähnlicher werdenden Blockbuster-Unterhaltung hervorstach.

Bei der Konkurrenz war hingegen ein deutlicher Trend zur Franchise-Ermüdung erkennbar. Selbst verlässliche Filmreihen wie der bereits erwähnte letzte "Mission Impossible"-Film, aber auch "Fast & Furious 10" sowie "Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes" blieben hinter den Einspielergebnissen ihrer jeweiligen Vorgänger – teils deutlich – zurück. Am schlimmsten hat es 2023 aber wohl die Superheldenfilme getroffen. Das MCU, auf das bis "Avengers: Endgame" (oder maximal noch "Spider-Man: No Way Home") eigentlich immer Verlass war, steckt in einer veritablen Krise, die durch die Verurteilung von Jonathan Majors – die sie nun dazu zwingen wird, ihre Kang-Pläne über den Haufen zu werfen – nur noch verstärken wird. Hier sehe ich das Problem nicht einfach nur in der Übersättigung; es fehlte nach "Endgame" einfach auch ein klarer Kurs. Wo bis dahin alles auf ein bestimmtes Ziel zusteuerte, und selbst die unabhängigen Filme dazu dienten, das große Event vorzubereiten (z.B. in dem man die einzelnen Helden dort vorstellt), war das MCU Post-"Endgame" doch ordentlich zerfahren, und wollten sogar so manche Filme nicht so recht zusammenpassen (siehe "Eternals" und "Thor: Love and Thunder" und ihre jeweilige Präsentation von "Göttern"). Vor allem aber fehlt die klare, rote Linie. Dass die bekannteren und beliebteren Helden – inklusive ihrer hochkarätigen Darsteller – mittlerweile großteils in Rente gegangen sind, hilft natürlich auch nicht. Ein "Ant-Man" ist wenn er Teil eines größeren Teams (oder einer größeren Geschichte) ist, durchaus eine nette Sache, und kann neben den großen Spektakeln mit einer Story, wo auch mal nicht gleich das Schicksal der gesamten Welt oder das Universums auf dem Spiel steht, als charmante Abwechslung dienen. Wenn du ihn dann aber in die A-Liste erhebst, und auf einmal er das große Spektakel liefern soll, hast du halt ein Problem. Gleiches gilt für "The Marvels" und selbst "Guardians of the Galaxy", auch wenn der dritte Teil definitiv noch das Beste war, dass das MCU 2023 zu bieten hatte, und noch zu den wenigen Erfolgen des Superheldenkinos zu zählen ist (und selbst der konnte das Einspielergebnis des direkten Vorgängers nicht ganz erreichen).


Die Konkurrenz von Warner/DC war allerdings nicht imstande, die Schwäche des direkten Gegners auszunutzen; eher im Gegenteil. Bereits bisher war das DCEU nicht in der Lage, an die großen Erfolge des MCUs anzuknüpfen – und selbst nun, wo dieses schwächelt, findet man sich in einer mindestens ebenso großen Krise wieder. "Shazam: Fury of the Gods" und "The Flash" zählen mit Einspielergebnissen von 134 bzw. 271 Millionen Dollar weltweit (!) zu den größten Flops des letzten Jahres. "Aquaman 2" mag mit bislang 340 Millionen da zwar deutlich drüberliegen, wird aber das Einspielergebnis des ersten Films (über eine Milliarde) auch bei weitem nicht erreichen, und angesichts des hohen Budgets wohl nicht mehr rentabel werden. Und der über keine nennenswerte Verbindung zum DCEU verfügende "Blue Beetle" lief generell unter dem Radar (war aber dafür zumindest längst nicht so teuer wie die zuvor genannten). Zusätzlich zur allgemeinen Superhelden-Übersättigung sowie dem generellen Problem, dass das DCEU von Beginn an plagte, kommt hier noch das Problem hinzu, dass all diese Filme in einem "toten" Universum spielen. Aus meiner Sicht hat man sich sowohl mit der Ankündigung des kompletten Neustarts – noch bevor die letzten Filme des alten DCEUs gestartet waren – noch mit der Art und Weise, wie man eben dieses sang- und klanglos auslaufen ließ, keinen Gefallen getan. Hätte man mit den Einzelfilmen hier auf einen zweiten "Justice League" und damit ein großes Finale für diese Interpretation des DCEUs hingearbeitet, wären vielleicht auch die Einspielergebnisse dieser Einzelfilme besser ausgefallen. Aber ja: Hätte, wari, täti.

Jedenfalls: Trotz "Barbenheimer" sehe ich die Zukunft des Kinos nach wie vor eher düster. Dies gilt insbesondere für 2024. Ein Überraschungshit ist zwar nie ausgeschlossen, und einen ebensolchen würde ich sowohl uns als auch den Kinos definitiv gönnen. Aktuell sehe ich aber nicht wirklich, welcher Film 2024 einspieltechnisch die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Einigen traue ich zwar gewisse Achtungserfolge zu (u.a. "Dune - Teil 2", "Furiosa: A Mad Max Saga", "Spider-Man: Beyond the Spider-Verse" und "Ghostbusters: Frozen Empire"), andere profitieren davon, im Vergleich zu den großen Blockbustern relativ günstig zu sein und damit schon mit nicht exorbitantem Einspielergebnis erfolgreich zu sein ("The Fall Guy" und "Ballerina" würde ich z.B. durchaus lukrative Ergebnisse zutrauen). Die großen Kassenschlager sehe ich aktuell aber noch nicht. Am ehesten haben wohl noch "Alles steht Kopf 2", "Deadpool 3", "Gladiator 2" und "Joker: Folie à Deux" entsprechende Chancen (wenn ja, würden das dann wieder eher gegen Franchise-Ermüdungserscheinungen sprechen), aber ob es ihnen gelingen wird, an den Erfolg von "Barbenheimer" anzuknüpfen, würde ich erstmal bezweifeln. Aus individueller Sicht muss ich jedenfalls sagen, dass es schon lange kein so (vermeintlich) schwaches Jahr gab, wo ich mich auf nur eine Handvoll Filme wirklich gefreut habe. Andererseits steigert das nur die Chancen, dass ich im kommenden Jahr einige positive Überraschungen – sowohl im Kino als auch im Streaming-Angebot – finden werden. Die wahren Highlights sind für mich aber ohnehin nun schon seit Jahren die beiden Filmfestivals SLASH und Viennale – und daran wird sich auch 2024 nichts ändern.

Doch ganz egal ob im Kino oder zu Hause auf der Couch, ich wünsche uns allen wieder viele wunderbare Filmmomente und -erinnerungen. Wir sehen uns im Kino!


In Memoriam Auch 2023 sind wieder so manche Filmschaffende von uns gegangen. Die nachfolgende Liste stellt dabei keinesfalls den Anspruch der Vollständigkeit, sondern stellt lediglich einen kleinen Auszug jener Personen aus dem Film- und Fernsehbereich dar, von denen wir uns im abgelaufenen Jahr verabschieden mussten. Falls wir aus eurer Sicht jemanden vergessen haben sollten, der hier auch unbedingt angeführt gehört, so freuen wir uns über eure Ergänzungen in den Kommentaren!

Alan Arkin, Harry Belafonte, Helmut Berger, Jane Birkin, Andre Braugher, Manny Coto, Thomas Danneberg, Terence Davies, Gerald Fried, William Friedkin, Michael Gambon, Mark Goddard, John Iacovelli, Glenda Jackson, Roger Kastel, Piper Laurie, Norman Lear, Gina Lollobrigida, Lisa Loring, Mark Margolis, Kurt Mayer, David McCallum, Richard Moll, Ryan O'Neal, Matthew Perry, Lance Reddick, Paul Reubens, Norman Reynolds, Richard Roundtree, Ryuichi Sakamoto, Julian Sands, Maria Sebaldt, Peter Simonischek, Tom Sizemore, Suzanne Somers, Ingrid Steeger, Frances Sternhagen, Ray Stevenson, Nadja Tiller, Chaim Topol, Tina Turner, Heidelinde Weis, Raquel Welch, Annie Wersching, Tom Wilkinson, Cindy Williams, Treat Williams, Bodo Wolf, Burt Young, Bibiana Zeller.


Die Filme Als letzter Teil der Einleitung folgt wie gewohnt die vollständige (alphabetische) Liste aller 162 Filme, die für diesen Rückblick berücksichtigt wurden. Wie immer gilt: Zugelassen waren nur jene Filme, die im abgelaufenen Jahr in Deutschland und/oder Österreich auf irgendeine Art und Weise (Kino, TV, Streaming) regulär (erst-)veröffentlicht wurden:

65, 20.000 Arten von Bienen, A Haunting in Venice, Air - Der große Wurf, Alienoid, Alma & Oskar, American Carnage, Anatomie eines Falls, Ant-Man & the Wasp: Quantumania, Appendage, Arielle - Die Meerjungfrau, Asteroid City, Babylon - Rausch der Ekstase, Babylon 5: The Road Home, Ballerina, Barbarians, Barbie, Beau Is Afraid, Blood & Gold, Blue Beetle, Boston Strangler, Bottoms, Brainwashed: Sex - Camera – Power, Broker - Familie gesucht, Candy Cane Lane, Catch the Killer, Chicken Run 2: Operation Nugget, Close, Cocaine Bear, Crater, Creed III - Rocky's Legacy, Danke es tut mir leid, De Palma, Deadstream, Deep Sea, Der denkwürdige Fall des Mr. Poe, Der Killer, Der Super Mario Bros. Film, Die Aussprache, Die Fabelmans, Die Frau im Nebel, Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirgs & Snakes, DogMan, Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben, Elemental, Emily the Criminal, Empire of Light, Evil Dead Rise, Fair Play, Fallende Blätter, Family Dinner, Farang - Schatten der Unterwelt, Fast & Furious 10, Fingernails, Freaks Out, Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines, Geistervilla, Ghosted, God Is a Bullet, Guardians of the Galaxy: Vol. 3, Heart of Stone, Heimsuchung, Hidden Strike, Holy Spider, How to Have Sex, Hypnotic, In My Mother's Skin, Indiana Jones und das Rad des Schicksals, Infinity Pool, Insidious: The Red Door, Irati, It Lives Inside, It's a Wonderful Knife, Jagged Mind, John Wick: Kapitel 4, Joy Ride - The Trip, Jung_E: Gedächtnis des Krieges, Killers of the Flower Moon, Leave the World Behind, Leo, Living - Einmal wirklich leben, Lockdown Tower, Luther: The Fallen Sun, Maestro, Maigret, Mandrake - Wurzel des Bösen, Marlowe, Medusa Deluxe, Meg 2: Die Tiefe, Mein Freund Dahmer, Merry Little Batman, Missing, Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil 1, Murder Mystery 2, Nightsiren, Nimona, No Hard Feelings, No One Will Save You, Nyad, Operation Fortune, Oppenheimer, Pain Hustlers, Paradise, Passages, Passagiere der Nacht, Past Lives - In einem anderen Leben, Pearl, Plane, Project Wolf Hunting, Quiz Lady, Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers, Renfield, Reptile, Roter Himmel, Run Rabbit Run, Saltburn, Sharper, Shazam: Fury of the Gods, Shelter - Gefangene der Angst, Shotgun Wedding - Ein knallhartes Team, Sick of Myself, Sissy, Sisu, Skinamarink, Slotherhouse - Ein Faultier zum Fürchten, Sparta, Speak No Evil, Spider-Man: Across the Spiderverse, Stars At Noon, Sympathy for the Devil, Talk to Me, Tár, Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem, Terrified, The Banshees of Inisherin, The Boogeyman, The Conference, The Covenant, The Creator, The Entity, The Eternal Daughter, The Five Devils, The Flash, The Moon, The Mother, The Old Oak, The Son, The Strays, The Whale, The World to Come, There's Something in the Barn, Tori & Lokita, Totally Killer, Tótem, Transformers 7: Aufstieg der Bestien, Tyler Rake: Extraction 2, Unlocked, Upurga, We Have a Ghost, Weird: Die Al Yankovic Story, Winnie the Pooh: Blood and Honey, Year of the Shark.



Bildquellen:
Bild 1 © Warner Bros. | Reddit | Universal Pictures
Bild 2 © DC Films



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