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Indiana Jones and the Fate of Atlantis Drucken E-Mail
Fan-Adaption des legendären PC-Spiels Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 16 Dezember 2023
 
Titel: "Indiana Jones and the Fate of Atlantis"
Bewertung:
Autor: Dave Dessel
Übersetzung: -
Umfang: 365 Seiten (inkl. Nachwort)
Verlag: -
Veröffentlicht: 2012
ISBN: -
Download: PDF
 

Kurzinhalt: 1939: Indiana Jones wird von einem Mann, der sich als Mr. Smith vorstellt, mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen, ihm eine gehörnte Statue aus dem Archiv des Barnett Colleges auszuhändigen. Zwar kann der Mann mit seiner Beute entkommen, allerdings gelingt es Indy, ihm den Mantel abzunehmen. So erfährt er nicht nur, dass dieser in Wahrheit Klaus Kerner heißt und ein Agent der Nazis ist, sondern auch, dass es dieser wohl als nächstes auf Sophia Hapgood abgesehen hat. Diese ist eine alte Kollegin von Indiana Jones; die beiden lernten sich vor rund zehn Jahren bei einer Ausgrabung in Island kennen. Mittlerweile hat Hapgood von Archäologin auf Medium umgesattelt; ihrem Publikum erzählt sie nicht nur vom sagenumwobenen Kontinent Atlantis, sie nimmt zudem auf der Bühne angeblich mit dessen König Nur-Ab-Sal Kontakt auf. Indy hält das für Humbug – bis er einen solchen Anfall von Sophia selbst erlebt. Dies nährt auch den Verdacht, dass Atlantis mehr als eine Legende sein könnte – und es die Nazis auf jene fortschrittliche Technologie abgesehen haben, über die der Kontinent angeblich einst verfügt haben soll. Um zu verhindern, dass diese schreckliche Macht den Nazis in die Hände fällt, nehmen Indy und Sophia die Suche nach dem versunkenen Kontinent auf…

Review: "Indiana Jones and the Fate of Atlantis" zählt zu den beliebtesten und besten Computerspielen aller Zeiten. Nur kurz nach der Veröffentlichung des Spiels gab es dann auch eine Comic-Adaption von Dark Horse; bis zu einer Romanfassung sollten jedoch ganze zwanzig Jahre vergehen. Und: Es handelt sich um kein offizielles Werk, sondern eine Fan-Adaption, die von Dale Dassel geschrieben und – natürlich gratis – im Internet veröffentlicht wurde. Man merkt dem Endergebnis dann auch schnell an, dass es sich hier um eine echte Herzensangelegenheit handelt. Dassel kennt das Spiel – und die verschiedenen Pfade – offensichtlich in- und auswendig, belässt es allerdings auch nicht dabei, nur die dortige Geschichte 1:1 nachzuerzählen, sondern vertieft diese auch immer wieder, sei es durch neu erfundene Nebenquests, die das bestehende Abenteuer ergänzen und erweitern, oder auch zusätzliche Momente und/oder Dialoge, die uns tiefer in die Figuren eintauchen und diese so besser kennenlernen lassen, als dies im Spiel der Fall war. An dieser Stelle halte ich es für wichtig zu erwähnen, dass mein letztes "playthrough" schon wieder einige Jahre her ist (ich vermute, es dürfte so rund um den Release von "Königreich des Kristallschädels" gewesen sein), und auch wenn ich nicht zuletzt nach dem Lesen des Romans darauf brenne, es mir wieder einmal vorzuknöpfen, wollte ich mich jetzt auch nicht nur dieses wundervolle Adventure hetzen, nur um einen direkten Vergleich zwischen der Vorlage und der Adaption ziehen zu können. Ich erkannte aber definitiv einige Momente aus dem Spiel wieder, und fand vor allem auch, dass es Dale Dassel sehr gut gelang, auf diesem aufzubauen. Eben, weil er es – ähnlich wie James Rollins bei "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" – eben nicht bei einer reinen Nacherzählung belässt (wie es bei den Romanen zu den ersten drei Filmen der Fall war).

Sein Roman profitiert natürlich darüber hinaus davon, dass Hal Barwood und Noah Falstein für das Computerspiel eine großartige Geschichte ersonnen haben, die sich perfekt in die damals drei bestehenden "Indiana Jones"-Abenteuer einfügte. Nicht umsonst hofften viele Indy-Fans lange, dass das Spiel als Vorlage für den vierten Film dienen könnte; und für manche stellt er auch heute immer noch den wahren "Indiana Jones 4" dar. Die Mythologie ist einfach wunderbar ausgearbeitet, und die Bezüge zu realen historischen Personen, Ereignissen oder Schauplätzen geben dem Ganzen eine gewisse Plausibilität. Wie man generell merkt, dass Barwood und Falstein damals viel Recherche rund um die Legende von Atlantis betrieben haben. Ein Punkt, in dem sich "Fate of Atlantis" von anderen "Indiana Jones"-Abenteuern allerdings ein bisschen unterscheidet ist, dass die übersinnlichen Elemente hier mit Hapgoods Anhänger und den Besuchen von Nur-Ab-Sal relativ früh Einzug erhalten (während sie sich sonst meistens auf die letzten paar Filmminuten beschränken). Allerdings gab es mit den Orichalcum-Kugeln eine für mich akzeptable Erklärung dafür. Spannend ist, vor allem auch im Hinblick zu "Königreich des Kristallschädels" (und der weitläufigen Ablehnung gegenüber dem dortigen Alien-Plot), dass die Geschichte hier zum Ende hin in eine ähnliche Richtung geht: Die Götter von Atlantis stellen sich als außerirdische Wesen dar, und die Gottmaschine sollte dazu dienen, die Menschen in ihrem Ebenbild zu gestalten. Der wesentliche und entscheidende Unterschied hier ist aber eben halt, dass die Aliens zumindest nicht wahrhaftig auftreten, um mit ihrer fliegenden Untertasse davonzufliegen, sondern nur ihre Überreste gefunden werden. Das war eben auch für mich schon immer viel leichter zu akzeptieren, als das Ende von "Kristallschädel". Aber auch abseits des zentralen Mysteriums hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. "Fate of Atlantis" nimmt uns auf eine Reise quer um den Globus; die vielen verschiedenen Schauplätze sollten natürlich vor allem im Computerspiel für Abwechslung sorgen, erfüllen diesen Zweck aber durchaus auch hier im Roman, selbst wenn wir sie nur beschrieben, statt direkt zu Gesicht bekommen.

Doch es ist nicht nur die Story. Dave Dessel weiß definitiv, wie man schreibt, und schafft es, eben diese Geschichte auf überwiegend sehr spannende und mitreißende Art und Weise zu schildern. Wie mir der Schreibstil generell größtenteils gefallen konnte. Löblich auch, dass er die Hilfe von deutschen Muttersprachlern in Anspruch genommen hat, um sicherzustellen, dass das Deutsch auch wirklich vernünftiges, richtiges Deutsch ist. Da könnten sich so manche professionelle Kollegen – aber auch Film- und Fernsehproduktionen – eine Scheibe abschneiden. Einzig bei den Liebesszenen bekleckert er sich nicht gerade mit Ruhm; weshalb es wohl besser gewesen wäre, es wie in den Filmen zu machen, und zu Beginn der "nächtlichen Aktivitäten" abzublenden. Wobei dies letztendlich zu verschmerzen war. Der einzige echte Kritikpunkt, den ich gegenüber seiner Romanadaption zu "Indiana Jones and the Fate of Atlantis" ins Treffen führen kann – und muss – ist, dass er vermeintlich die Vorlage insofern ein bisschen etwas zu sehr liebt, als er es insbesondere nach der Ankunft in Atlantis mit der Werkstreue übertreibt. Wie gesagt, es ist schon zu lange her, seitdem ich das Adventure gespielt habe, aber ich hatte das untrügliche Gefühl, dass er auch wirklich jeden einzelnen Screen übernommen hat. Allerdings sind das Pacing in einem PC-Spiel und in einem Roman nun einmal zwei sehr unterschiedliche paar Schuhe (in etwa so wie die von Danny deVito und Arnold Schwarzenegger). Und so kommt es leider dazu, dass der Roman gerade zu dem Zeitpunkt, wo er eigentlich so richtig aufdrehen sollte, doch eher einschläft. Dassel lässt es hier einfach am nötigen Tempo vermissen, was dann letztendlich auch auf die Dramatik drückt. Zwar gibt es auch in diesem Teil viele starke, und potentiell sogar die stärksten Momente, des Romans. Zwischen diesen beginnt er sich aber leider doch etwas zu ziehen. Wobei ich zugebe: Bei einer derartigen, offenkundigen Herzensangelegenheit, die für alle "Indiana Jones"-Fans im Allgemeinen und "Fate of Atlantis"-Fans im Besonderen geschrieben und gratis im Internet zur Verfügung gestellt wurde ist dies nun wirklich meckern auf hohem Niveau; umso mehr, als Dale Dassels Roman trotz dieses Mankos für mich definitiv zu den besten "Indiana Jones"-Büchern überhaupt zählt.

Fazit: Dave Dassels Adaption des beliebten Computerspiels "Indiana Jones and the Fate of Atlantis" ist ein Geschenk für alle – der englischen Sprache ausreichend mächtigen – Indy-Fans. Man merkt ab der ersten Seite, dass er hier mit vollem Elan – und Herzen – bei der Sache war, und zudem das zugrundeliegende Spiel in- und auswendig kennt. Sein guter und vor allem gewitzter Schreibstil wertet den Roman dabei ebenso auf, wie die von Hal Barwood und Noal Falstein für das Spiel ausgearbeitete Story, die ich definitiv zu den besten "Indiana Jones"-Abenteuern überhaupt zähle. Allerdings: Just nach der Ankunft in Atlantis – vermeintlich genau der Punkt, an dem der Roman so richtig aufdrehen sollte – verrennt sich Dassel leider ein bisschen. Ein guter Lektor hätte genau hier den Stift angesetzt, und ihm den Rat gegeben, diesen Teil herunterzukürzen, um das Erzähltempo zu erhöhen, und so schneller zum dann wieder dramatischen Finale zu kommen. Das ist aber wirklich nur ein kleines Manko, welches nicht nur im Hinblick auf den Gratis-Charakter des eBooks, sondern vor allem auch der Qualität des Romans insgesamt, kaum ins Gewicht fällt.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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