Mit: Braid Bierko, Gretchen Mol, Armin Müller-Stahl, Vincent D'Onofrio, Dennis Haysbert, Steven Schub, Jeremy Roberts u.a.
Kurzinhalt:
Ende der 90ern gelingt es drei Pionieren – Douglas Hall, Hannon Fuller und Jason Whitney – eine virtuelle Realität zu erschaffen, die im Los Angeles der 30er angesiedelt ist. Diese läuft auf mehreren riesigen Servern ab, und ist grundsätzlich autark. Bewohnt wird sie von Charakteren, die ihre eigene Persönlichkeit und ihr eigenes Leben haben, und die optisch teilweise Personen aus dem Umfeld der drei Programmierer – bzw. auch sich selbst – nachempfunden sind. Mit Hilfe einer Schnittstelle ist es jedoch möglich, das eigene Bewusstsein in einen dieser künstlich erschaffenen Charaktere zu übertragen, und diese so quasi zu übernehmen. Während eines entsprechenden Tests macht Hannon Fuller schließlich eine schockierende Entdeckung. Doch noch bevor er seine Kollegen darüber informieren kann, wird er ermordet. Detective Larry McBain nimmt daraufhin die Ermittlungen auf, und befragt natürlich auch Hannons berufliches Umfeld, und damit Douglas und Jason. Vor allem ersterer schwingt sich insofern schon rasch zum Hauptverdächtigen auf, als sich sein Alibi nicht bestätigen lässt. Sowohl um seine eigene Unschuld zu beweisen, als auch den Tod seines Mentors aufzuklären, nimmt Douglas selbst die Ermittlungen auf. Dabei lernt er auch Hannons Tochter Jane kennen – und vermutet schon bald, dass diese mehr weiß, als sie sich anmerken lässt…
Review:
Ende der Neunziger sind relativ zeitnah drei Filme mit starker thematischer Überschneidung erschienen: "Dark City", "Matrix", und "The 13th Floor". Dass letzterer im Fahrwasser des revolutionären Science Fiction-Films der Wachowski-Geschwister unterging, ist zwar auf der einen Seite völlig verständlich – andererseits aber schon auch schade, und vor allem auch unverdient. Denn ähnlich wie der zuvor das gleiche Thema beackernde "Dark City", dem an den Kinokassen ja ebenfalls kein großer Erfolg beschieden war (sich jedoch danach – auch dank des besseren Director's Cuts – langsam aber sicher einen verdienten Kultstatus erarbeitete) – und mit dem sich "The 13th Floor" die Gemeinsamkeit des historischen zeitlichen Settings in der künstlichen Welt teilt – mag der Film zwar nicht an "Matrix" herankommen, ist aber dennoch eine faszinierende Variation des die drei Filme einenden Themas: "Was, wenn sich die Welt, in der du lebst, als Illusion herausstellt?". Wobei der Clou in diesem Fall ist, dass der Film den Twist insofern gut versteckt, als man anfänglich glaubt, dass sich dieser eben nur auf die Welt in den 1930ern beziehen würde, von der wir wiederum von Anfang an wissen, dass sie nicht echt ist.
Erst im Verlauf des Films beginnt man dann langsam zu erahnen, welche schockierende Entdeckung Hannon gemacht hat, die ihn dazu animierte, "Unwissenheit ist Glückseligkeit" in sein Notizbuch zu schreiben: Denn letztendlich folgt Douglas dem Beispiel von Jerry Ahston in der Simulation der 1930er, und fährt wortwörtlich bis ans Ende der Welt – und erkennt, dass auch die Realität, in der er lebt, nur eine Simulation ist. Um meinen größten Kritikpunkt am Film gleich vorwegzunehmen: Ja, dass die beiden Technologien quasi deckungsgleich ist, ist schon ein bisschen schwer zu schlucken. Zudem ist der Film mit u.a. Armin Müller-Stahl, Vincent D'Onofrio, Gretchen Mol und Dennis Haysbert zwar sehr gut besetzt, aber just Craig Bierko ist ein bisschen ein Ausfall. Er bringt einfach nicht die nötige Ausstrahlung für einen "leading man" mit, und hatte für mich hier leider doch ein bisschen was von einem Clive Owen für Arme. Last but not least bin ich unschlüssig, ob es mir nicht lieber gewesen wäre, man hätte das Ende offener gestaltet, und sich die letzte Szene im Jahr 2024 gespart. Davon abgesehen halte ich "The 13th Floor" aber für einen faszinierenden Film, der auf gelungene Art und Weise mit der Idee, dass sich die eigene Realität als Illusion herausstellt, auseinandersetzt. Umso mehr, als es hier nicht nur rein darum geht, sondern vor allem auch um die Möglichkeit/Gefahr, dass dein "Avatar" jederzeit von außen übernommen und gesteuert werden kann, und du dann sowohl keinerlei Kontrolle über deinen eigenen Körper, als auch keine Erinnerungen an diesen Zeitraum hast. Diesen Gedanken fand ich letztendlich sogar noch erschreckender, als die grundsätzliche Idee rund um die "falsche" Welt.
Der Film ist dabei von Josef Rusnak sehr stimmungs- und vor allem auch stilvoll inszeniert. Von Anfang an verleiht er "The 13th Floor" eine bestechend-mysteriöse Atmosphäre, die mich in den Bann zog. Aber auch optisch weiß der Film definitiv zu gefallen, wobei es mir insbesondere die starken – und wechselnden – Farben angetan hatten. Auch die Musik von Harald Kloser wertet ihn für mich auf. Das virtuelle Setting in den 30er-Jahren hatte es mir ebenfalls angetan – nicht zuletzt auch, als dieses im Hinblick auf die starken Noir-Elemente wie die Faust aufs Auge passt. Die Liebesgeschichte fand ich dann im Hinblick auf die Offenbarung rund um Douglas – und den Kontrast zwischen ihm und seinem "User" – sehr interessant. Umso mehr, als wir schließlich erfahren, dass Jane Douglas so gemacht hat, wie ihr Ehemann früher war – bzw. auch, wie sie ihn sich wünschen würde. Auch das ist, insbesondere auch in Verbindung mit dem Ausgang des Geschehens, durchaus etwas, dass zum Nachdenken anregt. Insofern: "The 13th Floor" mag für mich zwar im direkten Vergleich sowohl zu "Matrix" als auch "Dark City" den kürzeren ziehen, ist aber definitiv ebenfalls eine faszinierende Variation dieses Themas.
Fazit:
"The 13th Floor" hatte das Pech, nur kurz nach "Matrix" ins Kino zu kommen, der eine ähnliche Thematik auf deutlich spektakulärere und letztendlich auch revolutionärere Art und Weise abgehandelt hat. Gegen die Konkurrenz musste Josef Rusnaks Film fast schon zwangsläufig untergehen. Das macht seine deutlich nachdenklichere, mit einem spannenden Mix aus Science Fiction- und Noir-Elementen aufwartenden Variante aber um nichts weniger reizvoll. Die Idee, dass sich die eigene Welt als Illusion herausstellen sollte, ist jedenfalls eine so faszinierende und erschreckende – und wird hier um den beängstigenden Gedanken angereichert, dass jeden Moment eine andere Person die Kontrolle über dich übernehmen könnte. Zugegeben, Craig Bierko ist jetzt nicht unbedingt der charismatischste Hauptdarsteller der Filmgeschichte. Dass sich die beiden in den jeweiligen Realitätsebenen erfundenen Technologien wie ein Haar aufs andere gleichen, ist auch etwas schwer zu schlucken. Und es wäre vielleicht besser gewesen, das Ende ein bisschen offener zu gestalten. Insgesamt kann er zwar in meinen Augen sowohl mit "Matrix" als auch "Dark City" nicht ganz mithalten, bereichert aber dieses Subgenre um einen weiteren sehenswerten Beitrag.
The Thirteenth Floor zu besprechen ohne zu erwähnen, dass der zugrunde liegende Roman bereits 1973 als Welt am Draht in Deutschland als TV-Zweiteiler verfilmt wurde, finde ich merkwürdig. Oder kennst Du den nicht?