Mit: Keanu Reeves, Dina Meyer, Dolph Lundgren, Takeshi Kitano, Ice-T, Udo Kier, Denis Akiyama, Henry Rollins, Barbara Sukowa u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 2021 wird die Welt von Großkonzernen regiert. Information ist die wertvollste Ware. Besonders wichtige Daten werden von Kurieren in ihren Gehirnen gespeichert und transportiert. Johnny Mnemonic ist einer von ihnen. Um mehr Daten speichern zu können, hat er Teile seiner Erinnerungen aus seinem Gehirn entfernen lassen. Um sich die teure Prozedur leisten zu können, die besagten Erinnerungen wieder in sein Gehirn aufzunehmen, nimmt er einen letzten, besonders lukrativen Job an. Doch die Datenmenge übersteigt seine Speicherkapazität. Ihm bleiben nur vierundzwanzig Stunden, um den Zielort zu erreichen, und die Daten wieder loszuwerden, ehe sein Gehirn irreparabel beschädigt wird. Er begibt sich somit in Windeseile nach Newark. Doch die Übergabe geht schief, hat es doch auch die Yakuza auf die in seinem Kopf gespeicherten Informationen abgesehen. Dank der Hilfe der unter den Nervensyndrom NAS leidenden Leibwächterin Jane gelingt ihm zwar die Flucht. Doch ohne den vollständigen Code, um die Daten aus seinem Gehirn downzuloaden, droht ihm die Zeit davonzulaufen…
Review:
Zwei wichtige einleitende Hinweise vorab: Ich hatte "Vernetzt – Johnny Mnemonic", prominente Besetzung und Kultstatus zum Trotz, bislang tatsächlich nie gesehen. Für die Erstsichtung habe ich mich zudem für die Kinofassung, statt der auf der deutschen Blu-Ray ebenfalls (auf SD) vorhandenen japanischen Langfassung entschieden. Diese ist um ein paar Minuten länger, und soll insbesondere Takahashi mehr Tiefe geben. Inwiefern diese alternative Fassung den Film tatsächlich aufwertet, kann ich somit nicht beurteilen; ich wollte ihn einfach so sehen, wie ich ihn damals auch im Kino gesehen hätte (hätten mich die schwachen Kritiken nicht abgeschreckt). Und was soll ich sagen: Ich fürchte, ich bin hier eher auf Seiten besagter Kritiken, und kann den Kultstatus den er seither erlangt hat nicht wirklich nachvollziehen. Nicht, dass "Johnny Mnemonic" jetzt unbedingt ein schlechter Film wäre. Ich finde vor allem das Grundkonzept sehr spannend. Wie realistisch es, auch im Hinblick auf die angegebenen Datenmengen ist – und nicht zuletzt auch, dass es aus heutiger Sicht lächerlich wirkt, dass du für diese vergleichsweise geringen Datenmengen gleich auf ein Gehirn zurückgreifen musst (von Faxmodem im Jahr 2021 ganz zu schweigen) – ist dabei für mich nicht weiter von Belang; immerhin gibt es zahlreiche Science Fiction-Filme (und Serien), die sich im Hinblick auf ihre Zukunftsprognosen ziemlich verschätzt haben, und die ich trotzdem nach wie vor genießen kann.
Die Besetzung trifft ebenfalls keine Schuld. Keanu Reeves' stoisches Schauspiel wurde damals ja noch ziemlich kritisiert; heutzutage ist es ja fast schon eher ein Markenzeichen, und hat er es geschafft, eine Nische zu finden, die sowohl diesem als auch seiner physischen Präsenz entgegenkommt. Sein Johnny Mnemonic weckte bei mir dann auch gleich Erinnerungen an Neo, und ich behaupte, ohne diesen Film hätte er die Hauptrolle in "Matrix" vielleicht nie bekommen. Schon allein dafür hat sich "Johnny Mnemonic" somit in meinen Augen ausbezahlt. Aber auch Dina Meyer, Dolph Lundgren, Udo Kier, Takeshi Kitano und Henry Rollins werteten den Film für mich auf. Und das Finale war dann derart wild und abgefahren, dass ich es fast schon wieder geil fand. Ich meine, schon allein die Idee mit dem Delphin! Mit dem Showdown im Cyberspace hat sich der Film dann jedoch in meinen Augen nicht unbedingt einen gefallen getan; weil das fand ich dann doch eher trashig. Schwerer als das wiegt aber ohnehin, dass der Film von Anfang an recht chaotisch ist, und ziemlich viele verschiedene Elemente zusammenschmeißt, die a) nicht zwingend ein stimmiges Ganzes ergeben wollen, und b) wo sich "Johnny Mnemonic" letztendlich auch nicht genug Zeit nimmt, um sie zu vertiefen bzw. zu Ende zu denken. Zumindest letzteres ist ein Punkt, wo ich mir vorstellen könnte, dass die längere Version zumindest ein bisschen Abhilfe schafft. Nichts ändern wird sie aber natürlich am Überangebot an Bösewichten: Takahashi, die Yakuza, Street Preacher, Ralfi… alle haben es aus verschiedenen Gründen auf Johnny abgesehen (oder hintergehen ihn) – doch trotz dieser Gegner, sowie dem Countdown rund um die Daten in seinem Kopf, will sich nie wirklich Spannung einstellen. Der letzte wesentliche Knackpunkt ist dann, dass die Action sehr uninspiriert und wenig aufregend inszeniert ist. Schade ist dies insofern, als ich glaube, dass in der Grundidee – gerade auch im Hinblick auf Johnnys verlorene Erinnerungen – viel Potential steckt. Leider aber ist in meinen Augen bei "Johnny Mnemonic" irgendwo beim "Datentransfer" etwas schiefgegangen.
Fazit:
Jetzt habe ich den also auch endlich mal gesehen. Und ich muss ehrlich sagen: Viel verpasst habe ich da bislang in meinen Augen jetzt nicht wirklich. Dabei fand ich das Grundkonzept eigentlich nicht unspannend, wenn auch ein bisschen beliebig (letztendlich könnte es hier auch darum gehen, dass er binnen vierundzwanzig Stunden etwas abliefern muss, um beispielsweise ein Gegengift zu erhalten). Der Film wirkte auf mich dabei teilweise ziemlich konfus und chaotisch; es werden hier viele verschiedene Ideen zusammengeworfen, aber nur die wenigsten davon so richtig ausgeführt. Die Action ist wenig mitreißend, die Zukunftsvision nur bedingt interessant, und die Spannung hält sich den ganzen Film über in zu argen Grenzen. Das nicht wirklich überzeugende Finale im Cyberspace kostete ihm dann nochmal einen Punkt extra. Gut gefallen hat mir in erster Linie das Grundkonzept, die Besetzung, sowie der Mut zu teils sehr schrägen Ideen (wie z.B. rund um den Delphin). Ich weiß es durchaus zu schätzen, wenn sich ein (teurer) Film nichts scheißt, und im Hinblick auf die Abgedrehtheit "all in" geht. Letztendlich wäre das aber wohl als – aufs wesentliche heruntergebrochene und fokussierte – Folge des "Outer Limits"-Revivals besser aufgehoben gewesen.