Mit: Denzel Washington, Russell Crowe, Kelly Lanch, Stephen Spinella, William Forsythe, Louise Fletcher, William Fichtner, Costas Mandylor, Kevin J. O'Connor, Kaley Cuoco, Christopher Murray, Heidi Schanz, Traci Lords u.a.
Kurzinhalt:
Das Law Enforcement Technology Advancement Center, kurz LETAC genannt, hat eine virtuelle Realität geschaffen, die in Zukunft Polizisten als Trainingssimulation dienen soll. Da die Technologie jedoch noch nicht ganz ausgereift ist, testet man sich erst mal an verurteilten Verbrechern – darunter auch dem früheren Polizisten Parker Barnes, der dafür verhaftet wurde, dass bei der Jagd nach einem Serienkiller, der zuvor seine Frau ermordete, unschuldige Geiseln ums Leben kamen. In der Simulation ist er der Einzige, der dem virtuellen Verbrecher SID 6.7 – der sich aus der Persönlichkeit von über hundertfünfzig Serienmördern zusammensetzt – das Wasser reichen kann. Kurz darauf gelingt es SID mit der Hilfe eines leitenden Angestellten von LETAC, in die echte Welt zu entkommen. Dafür wird sein Bewusstsein in einen künstlichen Körper übertragen, der sich aus Nanobots zusammensetzt. SID beginnt, eine Spur des Terrors und der Verwüstung durch Los Angeles zu ziehen. Der aus der Haft entlassene Parker Barnes scheint der Einzige zu sein, der eine Chance hat, ihn aufzuhalten…
Review:
"Virtuosity" war noch nie meins. Tatsächlich ist er einer der wenigen Filme, die ich in meinem Leben abgebrochen habe – damals bei meiner Erstsichtung im Fernsehen, was Mitte bis Ende der 90er gewesen sein müsste. Einerseits war mir die Symphonie-Szene viel zu schrill und hysterisch (solche Momente mag ich in Filmen generell nicht wirklich), und bei SIDs Flucht, wo er seinen Arm wieder mit dem Glas aus dem Fenster der U-Bahn heilt, war's dann irgendwie vorbei. Mir war das damals zu nervig, blöd, und geradezu hirnrissig, weshalb ich abgedreht habe. Ein paar Jahre später war ich dann aber neugierig genug, um ihm eine weitere Chance zu geben. Damals habe ich ihn zwar zumindest abgeschlossen, wirklich begeistert war ich aber auch damals nicht. Fürs heurige Advents-SPECiAL – und nicht zuletzt, weil er bei Paramount+ enthalten ist (weil Geld hätte ich für ihn definitiv keins ausgegeben) war es nun zum dritten Mal Zeit, es mit dem Film zu versuchen – und auch wenn ich ihn nicht mehr ganz so katastrophal fand wie in meiner Jugend, wird das dritte Mal nun auch definitiv das letzte Mal gewesen sein.
Meine Probleme mit dem Film beginnen schon beim Drehbuch, welches mich in vielen Bereichen nicht wirklich überzeugen konnte. Das mit der virtuellen Trainingssimulation für Polizisten ist zwar eine ganz pfiffige Idee (wenn auch negativ auffällt, dass sowohl diese Technologie als auch insbesondere das mit den Nanobots im Vergleich zur zeitgenössischen Darstellung der restlichen Welt zu fortschrittlich erscheint), warum man dafür aber einen Superkriminellen als Verschmelzung von über hundert Serienmördern braucht, kann man durchaus kritisch hinterfragen. Dann ist da der Punkt, dass es zwischen SID und Parker unbedingt eine persönliche Verbindung geben muss, weil natürlich jener Serienkiller, der seine Frau ermordet hat, ebenfalls Teil von SIDs Programmierung ist. Und selbstverständlich wird nach dem Ausbruch auch genau dieser Teil dann dominant, so dass Parker ihn nochmal jagen und festnehmen muss. Ich bitte euch! Am schwersten wiegt aber natürlich die verblödete Aktion des LETAC-Mitarbeiters, der das Bewusstsein eines solchen virtuellen Psychopathen nicht einfach nur in die Realität entlässt, sondern in einem praktisch unzerstörbaren künstlichen Körper transferiert. Weitere logische Ungereimtheiten sind, warum man Parker ohne einen Partner an der Seite, und auch nur mit einer normalen Waffe ausgestattet, mit der SID nicht beizukommen ist, losschickt. Insgesamt war mir das Drehbuch einfach in vielen Bereichen zu konstruiert. Sehr kritisch sehe ich dann auch die Performance von Russell Crowe, wobei ich ihm selbst keinen Vorwurf mache; weil entweder spielt er einfach, was Brett Leonard ihm aufgetragen hat, oder aber es wäre in dessen Verantwortung gewesen, ihm zu sagen, dass er sich vielleicht doch ein wenig zurücknehmen soll. Stattdessen haben wir hier ein völlig übertriebenes overacting vor uns, dass in diesem ja doch eher ernst gemeinten Film für mich nicht wirklich passen wollte. Die Symphonie habe ich vorher ja auch schon kritisch erwähnt: Ich mag solche hysterisch-laute Szenen in Filmen tendenziell einfach nicht, und habe mich auch bei der dritten Sichtung mit ihr wieder schwer getan. Ja, ich weiß, man will damit Terror verströmen – mich hat man damit aber nicht etwa verstört, sondern einfach nur genervt; was wohl definitiv nicht das Ziel gewesen sein dürfte.
Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann, dass ich "Virtuosity" einfach nie wirklich spannend fand, und es ihm auch bei der dritten Sichtung nicht gelingen wollte, mich mitzureißen. Sicher, ein Grund dafür ist bestimmt, dass ich in den Film aufgrund der Schwächen im Drehbuch nie so recht reingekommen bin, trotzdem glaube ich, dass auch Brett Leonard mit seiner Inszenierung diesbezüglich noch mehr hätte herausholen können. Die positiven Aspekte lassen sich an einer Hand abzählen. So ist die Besetzung grundsätzlich sehr gut, und weist mit u.a. Kelly Lynch, Louise Fletcher, Costas Mandylor und William Fichtner auch abseits der beiden zentralen Stars noch ein paar bekannte Gesichter auf. Im Gegensatz zum doch eher mühsamen Crowe war ich zudem von der schauspielerischen Leistung von Denzel Washington sehr angetan. Vor allem die Szene mit der Befragung durch die Psychologin hatte es mir diesbezüglich angetan, aber generell war Washington sicherlich mit das Beste am Film. Last but not least: Die Art und Weise, wie man SID am Ende austrickst, hatte auch durchaus ihren Charme.
Fazit:
"Virtuosity" hat für mich noch nie so recht funktioniert, und auch wenn ich ihn mittlerweile nicht mehr ganz so katastrophal finde wie früher, ein guter Film ist er beileibe nicht. Mein Hauptproblem ist dabei, dass er sich für die teils hirnrissige Story die er erzählt einfach viel zu ernst nimmt. Man kann schon einen blöden Film machen, dann sollte man es aber nicht ganz so ernst meinen, wie es hier der Fall ist. Als B-Movie mit augenzwinkerndem Unterton hätte der für mich schon mal um einiges besser funktioniert. Generell war ich vom Drehbuch nicht begeistert, wobei ich vor allem auch vieles zu konstruiert fand. Zudem wollte die Mischung dieser fortschrittlichen Technologie (wobei das mit dem unkaputtbaren SID stark an Terminator, und hier insbesondere den T-1000, erinnerte) mit der damals zeitgenössischen Welt kein stimmiges Bild ergeben. Kritisch sehe ich zudem die doch eher nervige Performance von Russell Crowe. Und spannungstechnisch lässt "Virtuosity" leider auch enorm zu wünschen übrig. Die sehr gute schauspielerische Leistung von Denzel Washington, sowie einzelne nette Szenen wie die Falle von SID am Ende, reißen zwar noch ein bisschen etwas heraus – sind aber letztendlich zu wenig, um den Film für mich retten zu können.