Originaltitel:Wild Blue Yonder Episodennummer: 14x02 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 02. Dezember 2023 (Disney+) Drehbuch: Russell T. Davies Regie: Tom Kingsley Besetzung:
David Tennant als The Doctor,
Catherine Tate als Donna Noble,
Bernard Cribbins als Wilfred Mott,
Nathaniel Curtis als Isaac Newton,
Susan Twist als Mrs Merridew u.a.
Kurzinhalt:
Bevor sie losziehen, um ihren Großvater Wilfred zu besuchen, begeben sich der Doktor und Donna – die nun ihre Erinnerungen wieder zurückkommen hat – auf ein (vermeintlich) letztes gemeinsames Abenteuer. Was soll/kann dabei schon schief gehen? Wie sich zeigt – und es für den Doktor ja irgendwie auch typisch ist – eine ganze Menge. Denn nur kurz, nachdem sie von der TARDIS auf ein Raumschiff gebracht wurden, aktivieren sich aufgrund einer vorerst noch unbekannten Gefahr die Sicherheitssysteme der TARDIS, woraufhin diese woanders hin teleportiert – und den Doktor sowie Donna zurücklässt. Nun bleibt ihnen keine andere Wahl, als das Raumschiff zu erkunden, und nach der mysteriösen Gefahr zu suchen, die sie dort erwartet. Wie sich herausstellt, befindet sich das Schiff am Rande des Universums, unmittelbar an der Grenze zum dahinterliegenden Nichts. Aus eben diesem Nichts sind Nicht-Wesen an Bord gekommen, die nach dem "Etwas" lechzen. Als sich zeigt, dass diese nicht nur die Fähigkeit besitzen, die Gestalt vom Doktor und Donna anzunehmen, sondern auch ihre Erinnerungen zu übernehmen, ist das Chaos perfekt…
Review (kann Spoiler enthalten):
"In blauer Ferne" hatte nicht unbedingt einen guten Start erwischt. Wie ihr wohl wisst, bin ich (gesellschafts-)politisch absolut linksliberal gepolt (ihr dürft auch gern "linksgrünversiffter Gutmensch" zu mir sagen, wenn euch das was gibt; ich halte das aus) – und dementsprechend grundsätzlich immer dafür, wenn es um Inklusion und Repräsentation in Film- und Fernsehen geht. So habe ich ja z.B. den Auftritt einer Transfrau in der letzten Folge ausdrücklich gelobt. Und mit der neuen Arielle hatte ich ebenso keine Probleme, wie ich auch problemlos einen James Bond mit afroamerikanischen Wurzeln verkraften könnte. Nicht zuletzt, als es sich hier um fiktive, erfundene Figuren handelt. Im Fall von Isaac Newton liegt die Sache aber anders: Ihn mit Nathaniel Curtis zu besetzen, ist mit Verlaub auch für mich irritierend. Vor allem aber finde ich, dass solche Stunts den gerade erwähnten, hehren Zielen eher schadet als nützt – da man sich so zu einem leichten Ziel für die Woke-schreienden rechten Trolle macht; die zu allem Überfluss in diesem konkreten Fall sogar recht haben. Insofern will sich mir der Sinn dieses Castings nicht erschließen.
Andererseits reden wir hier von maximal zwei aus rund fünfzig Minuten; insofern muss man das jetzt auch nicht überdramatisieren. Und abseits dieses anfänglichen Schönheitsfehlers hat mir "In blauer Ferne" sehr gut gefallen. Die Episode profitiert dabei grundsätzlich schon mal davon, dass ich solche Mystery-Folgen überaus schätze. Darüber hinaus gelang es dem hier präsentierten Rätsel auch gleich, mich anzusprechen: Worin liegt die Bedrohung, welche die TARDIS dazu animierte, die Flucht anzutreten? Was hat es mit diesem Raumschiff auf sich? Vor allem aber hat mich das Konzept des Nichts – und zwar sowohl räumlich als auch zeitlich (was war vor dem Urknall?) in der Tat schon immer fasziniert. Wie es der Doktor sinngemäß so schön ausdrückt: Unsere primitiven menschlichen Gehirne sind einfach nicht in der Lage, das Konzept von "Nichts" zu verarbeiten. Darüber hinaus waren die Aufnahmen des Schiffes an der Grenze des Universums wirklich sehr imposant gemacht (im Gegensatz zum digitalen Korridor-Hintergrund, den ich doch eher nur na ja fand; zumal David Tennant und Catherine Tate in eben diesen nie überzeugend eingebunden waren, sondern immer wie Fremdkörper hervorstachen). Aber auch alles rund um die Nicht-Wesen, die dann schließlich die Gestalt von Doppelgängern annehmen, hatte es mir angetan. Einerseits, weil das Verwirrspiel rund um die Frage, wer nun die echte Version und wer die Kopie ist, durchaus gelungen war. Zudem brachte gerade auch dieser Aspekt einen gewissen Horror-Touch hinein, der mir ebenfalls gefiel. Vor allem aber bot diese Konfrontation mit dem Spiegelbild (oder auch von jenem des jeweils anderen) für einen Seelen-Striptease von Donna und dem Doktor. So können wir u.a. and en Selbstzweifel ersterer, vor allem aber den Schuldgefühlen (unter anderem wegen des Flux) von letzterem, teilhaben. Es waren vor allem auch diese starken Charaktermomente, die "In blauer Ferne" für mich prägten. Der kurze Auftritt von Wilfred am Ende (Bernard Cribbins in seiner allerletzten Filmrolle; die Szene wurde kurz vor seinem Tod gedreht) sorgte dann schließlich noch für einen überaus netten und auch ansatzweise emotionalen Abschluss.
Fazit:
Nach einem etwas ruppigen Start mit dem Isaac Newton-Prolog nahm "In blauer Ferne" ab der Ankunft (und dem Abflug) der TARDIS auf dem Raumschiff am Rande des Universums zunehmend Fahrt auf. Das Mysterium rund um das verlassene Schiff vermochte mich sofort anzusprechen; aber auch das Konzept des hinter dem Raumschiff lauernden Nichts hat mich fasziniert. Sehr gut gefiel mir auch alles rund um die Doppelgänger; insbesondere auch, wie diese dann dafür genutzt werden, einen Blick ins Innenleben von Donna und dem Doktor zu werfen. Und auch die vereinzelten Horror-Elemente, sowie generell die allgemeine Schrägheit der Folge hatten es mir sehr angetan. Die überwiegend wieder sehr guten Effekte (nur der Korridor des Raumschiffs war etwas gar eindeutig CGI), die wunderbare, mysteriös-spacige Musik von Murray Gold, sowie der herzerwärmende Mini-Auftritt von Bernard Cribbins am Ende rundeten das überaus positive Gesamtbild dann schließlich ab.