Originaltitel: The Orpheus Syndrome Episodennummer: 1x08 Bewertung: Streaming-VÖ USA: 23. Februar 2023 (Peacock) Erstausstrahlung D: 15. Mai 2023 (Sky) Drehbuch: Natasha Lyonne & Alice Ju Regie: Natasha Lyonne Besetzung:
Natasha Lyonne als Charlie Cale,
Nick Nolte als Arthur Liptin,
Cherry Jones als Laura,
Luis Guzmán als Raoul,
Rowan Blanchard als Lily,
Tim Russ als Max,
Jakob Von Eichel als Young Arthur,
Will T. Travis als Young Max,
Maura Day als Young Laura,
Pedro Hollywood als Young Raoul u.a.
Kurzinhalt:
Einst war Arthur Liptin ein gefragter Künstler für Spezialeffekte. Bis die sich zunehmende durchsetzende CGI-Technologie, sowie ein tragisches Ereignis bei seinem Regiedebüt dazu führten, dass er sich aus dem Filmgeschäft zurückzog. Seither arbeitet er in seiner kleinen Werkstatt in erster Linie für sich selbst, führt jedoch auch hin und wieder Aufträge für Liebhaber und Freunde aus. So z.B. auch, als sich die Schauspielerin Laura mit dem doch eher ungewöhnlichen Wunsch an ihn wendet, eine lebensgroße Büste des Kopfes ihres Ehemanns Max anzufertigen, der gerade erst Selbstmord begangen hat. Er ahnt nicht, dass sie diese deshalb braucht, um seinen Laptop mittels Face-ID zu entsperren. Denn Max hat eine kompromittierende Aufnahme der tragischen Dreharbeiten von Arthurs Film gesehen, die zeigen, dass der Tod der Hauptdarstellerin die Schuld von Laura war. Als das Filmmaterial auch Arthur in die Hände fällt, stellt er Laura zur Rede. Kurz darauf ist auch er tot. Während die Polizei von einer natürlichen Todesursache ausgeht, schlägt der Bullshit-Detektor von Charlie Cale – die in den Tagen davor bei Arthur als Assistentin angeheuert hat – an…
Review:
"Poker Face" hatte ja schon einige prominente Gaststars zu bieten (nicht zuletzt Adrian Brody in der Pilotfolge), aber Nick fucking Nolte war für mich dann gleich nochmal eine andere Liga. Das allein war schon ziemlich cool. Er spielt hier eine Figur, die mir sehr eindeutig an den Effektkünstler Phil Tippett angelehnt zu sein schien, der ja damals bei "Jurassic Park" für die ursprünglich geplanten Stop Motion-Dinosaurier verantwortlich war, ehe sie durch CGI-Kreaturen ersetzt wurden, und der trotz der Weiterentwicklung der betreffenden Technologie der klassischen Stop Motion treu geblieben ist (wie nicht zuletzt sein vor zwei Jahren fertiggestelltes, über Jahre hinweg entstandenes Traumprojekt "Mad God" beweist). Und tatsächlich hat er auch die Puppen für diese Episode beigesteuert. In jedem Fall war Arthur Liptin die wohl sympathischste Figur, die uns "Poker Face" bislang (abseits von Charlie, natürlich) präsentiert hat. Nicht zuletzt aufgrund seiner Schuldgefühle ob des Todes der Hauptdarstellerin damals war es leicht, mit ihm mitzufühlen – insbesondere natürlich auch, als er dann erfährt, dass er für dieses tragische Ereignis keinerlei Verantwortung trug.
Darin lag für mich auch die größte Stärke von "Das Orpheus-Syndrom". "Poker Face" ist ja allgemein an "Columbo" angelehnt; die Serie wiederum lebte, neben dem coolen Grundkonzept, in erster Linie von Peter Falks Charme, sowie der Interaktion mit dem jeweiligen Mörder (die wiederum in der Qualität, je nach Gaststar bzw. Figur, auch durchaus schwanken konnte). Dabei gelang es "Columbo" tatsächlich gelegentlich, Mitgefühl für den Mörder zu wecken. Ich kann mich aber nicht erinnern, dort schon mal so richtig mit den anfänglichen Mordopfer Mitleid empfunden zu haben. Hier hingegen hat mir Arthur – und hat es mir um Arthur – richtig leid getan. Was neben dem Drehbuch sicherlich auch an Nick Noltes Performance lag. Das ist nämlich gleich der nächste Punkt: Nicht nur, dass allein seine Anwesenheit/sein Name die Folge aufwerteten würde, er spielt auch richtig stark. Was auch für Cherry Jones, Tim Russ, Luis Gzumán und wie immer Natasha Lyonne gilt. Apropos Lyronne: Diese spielt hier nicht nur die Hauptrolle, und wirkte am Drehbuch mit, sondern Ein weiteres wesentliches Plus ist die Inszenierung von Natasha Lyonne (die hier zudem auch am Drehbuch mitgewirkt hat). Von Beginn an präsentiert sie einige wirklich starke Bilder, und vor allem auch das Finale, welchem sie einen 80s-Look gibt (nicht zuletzt mit dem Filmrauschen), sticht dann echt hervor. Aber auch das alte Filmmaterial von den Dreharbeiten zu Dragonfish war sehr glaubwürdig umgesetzt. Das letzte wesentliche Plus war für mich dann die Musik von Judson Crane und Nathan Johnson, bei der ich teilweise einen Philip Glass-Einfluss verortet hätte. Mein einziger Kritikpunkt war das mit dem Zwinkern. Mit der Idee konnte ich nicht wirklich etwas anfangen – weshalb ich hoffe, dass das schnell wieder in der Versenkung verschwinden wird. Davon abgesehen war "Das Orpheus-Syndrom" für mich aber zusammen mit "Time of the Monkey" das bisherige Highlight der Serie.
Fazit:
"Das Orpheus-Syndrom" war für mich die emotional bislang mitreißendste Folge der Serie. Noch nie habe ich es einem Mörder oder einer Mörderin so gegönnt, von Charlie gestellt zu werden – was nicht zuletzt auch daran liegt, wie sehr ich mit Arthur mitgefühlt habe. Vor allem die Szene, wo er erkennt, dass er die Last des Todes der Hauptdarstellerin seit Jahrzehnten umsonst auf seine Schultern nahm, war ein extrem starker Moment, und von Nick Nolte echt phantastisch gespielt. Generell wertete er die Episode allein mit seiner Anwesenheit ebenso auf, wie die weiteren bekannten Gaststars wie Cherry Jones, Tim Russ und Luzi Gusmán. Aber auch die Inszenierung – von Hauptdarstellerin Natasha Lyonne – stach hervor; sie präsentiert hier die diesbezüglich auffälligste Episode der Serie, wobei insbesondere das Finale im 80s-Look hervorstach. Und auch die Musik fiel mir hier ganz besonders positiv auf. Einzig auf den Tick mit dem Zwinkern hätte ich lieber verzichtet. Davon abgesehen war "Das Orpheus-Syndrom" aber großartig.