Originaltitel: The Unconquerable Episodennummer: 3x10 Bewertung: Erstausstrahlung US: 20. Januar 2003 Erstausstrahlung D: 10. September 2003 Drehbuch: Ashley Miller & Zack Stentz Regie: J. Miles Dale Besetzung:
Kevin Sorbo als Captain Dylan Hunt,
Lisa Ryder als Beka Valentine,
Keith Hamilton Cobb als Tyr Anasazi,
Laura Bertram als Trance Gemini,
Gordon Michael Woolvett als Seamus Harper,
Lexa Doig als Andromeda Ascendant,
Steve Bacic als Gaheris Rhade u.a.
Kurzinhalt:
In einer alternativen Zeitlinie hat Gaheris Rhade zum Beginn der Nietzscheanischen Revolution das Duell mit Dylan Hunt gewonnen. Dementsprechend ist es auch er, der zusammen mit der Andromeda im Ereignishorizont des Schwarzen Lochs gefangen, und dreihundert Jahre später von der Eureka Maru wieder befreit wird. Er findet sich in einer völlig veränderten Galaxis wieder, in der nicht etwa, wie von ihm erhofft, die Nietzscheaner regieren, sondern sich diese vielmehr in Clankämpfen selbst wieder aufgerieben haben. Im Hinblick auf die Bedrohung durch das Magog-Weltschiff wird ihm bewusst, dass es eine geeinte Galaxis benötigt, um sich der Gefahr entgegenzustellen. Doch seine Versuche, eine neue Gemeinschaft auf die Beine zu stellen, sind nur bedingt von Erfolg gekrönt. Als eines Tages eine zukünftige Version von Trance bei ihm auftaucht, muss er sich eingestehen, gescheitert zu sein…
Review (kann Spoiler enthalten):
Wenn ihr meinen Reviews schon eine Weile folgt, dann wisst ihr, dass ich Clipshows überwiegend ablehne. Ich verstehe zwar die sowohl finanziellen als auch praktischen Gründe dafür – ersteres, da man mit recyceltem Material eine relativ günstige Episode abliefern kann, letzteres, um allfälligen neu hinzugekommenen Zuschauern (in der mittlerweile zunehmend veralteten Zeit des analogen Fernsehens) kompakt die wichtigsten "Was bisher geschah"-Hintergrundinformationen zu vermitteln. Für jemand, der die Serie laufend verfolgt, haben diese "Best Of"-Zusammenstellungen aber meist weder Sinn noch Reiz; zumal die Rahmenhandlung, welche die Clips zusammenhält, überwiegend wenig interessant ist. Damit hält sich der künstlerische Wert solcher Episoden zumeist enorm in Grenzen. Nun ist auch "Der Unbezwingbare" eine Clip-Show; allerdings wandelt sie das übliche Muster auf höchst clevere und gelungene Art und Weise ab. Denn: Hier werden nicht einfach bekannte Ereignisse nochmal aufgerollt, sondern frühere Szenen in einem neuen Kontext frisch eingebunden, um so etwas Neues entstehen zu lassen.
Konkret springen wir hier zum Pilotfilm zurück. In dieser, uns bislang unbekannten Version der Ereignisse, gewinnt Gaheris das Duell mit Dylan, und nimmt dementsprechend im weiteren Verlauf der Serienhandlung seinen Platz ein. Daraus ergeben sich von Beginn an einige markante Änderungen. Dass sich Gaheris gleich mal Rev Bems entledigt, ist dabei zugegebenermaßen doch eher zweckmäßig, da der Darsteller für die Rolle nicht mehr zur Verfügung stand. Von diesem Punkt abgesehen fühlen sich sämtliche Entwicklungen für mich aber sehr natürlich und nachvollziehbar an. Im weiteren Verlauf der Episode werden nochmal die wichtigsten Folgen/Ereignisse aufgegriffen, und diese leicht verändert bzw. uminterpretiert – eben, weil Gaheris in der einen oder anderen Situation anders agiert, als dies Dylan tat. Ashley Miller und Zack Stentz gelingt es dabei ausgesprochen gut, auf früheres Material zurückzugreifen, und dieses hier teilweise in einem neuen Kontext wieder einzubinden. Was das betrifft, hat mich "Der Unbezwingbare" ein bisschen an die "Babylon 5"-Episode "Tausend Jahre durch die Zeit" erinnert, die ja quasi die Spiegelfolge zu "Verloren in der Zeit" darstellte, und wo bekannte Szenen teilweise aus neuer Perspektive gezeigt wurden. Allerdings war eben dies bei "Babylon 5" von vornherein geplant (wenn auch nicht zwingend in allen Details genau so geplant), während es sich bei "Andromeda" um einen spontanen, späten Einfall handelt. Um so lobenswerter ist, wie gut dies den beiden hier gelungen ist. Jedenfalls fand ich es sehr interessant, zu sehen, wie Gaheris und seine Crew mit so manchem Ereignis aus dem Verlauf der Serie umgehen; die Parallelen in der Vorgehensweise zwischen ihm und Dylan fand ich dabei mindestens so spannend, wie die Unterschiede. All dies kulminiert dann schließlich in einer parallelen Szene zu "Grenzgänger", in der Gaheris von der zukünftigen Version von Trance dazu angehalten wird, in der Zeit zurückzureisen, sein früheres Ich zu töten, und an seiner Stelle das Duell gegen Dylan zu verlieren – da dieser dort erfolgreich sein kann, wo Gaheris gescheitert ist. Dass er sich dann tatsächlich entschließt, sein Leben zum Wohle der Galaxis zu opfern, lässt den Verräter aus dem Pilotfilm doch noch zu einem Helden werden. Das war schon sehr schön.
Fazit:
Mit "Der Unbezwingbare" ist Ashley Miller und Zack Stentz eine der besten Clip-Shows aller Zeiten gelungen. Zwar kann auch diese Episode nicht ganz verhindern, dass sich bei der Wiederholung früherer Szenen ein bisschen Langeweile einschleicht, die Art und Weise, wie diese hier eingebunden wurden, würde ich aber als geradezu kongenial bezeichnen. Ziemlich genau zur Mitte der Serie nochmal in den Pilotfilm zurückzuspringen, uns einen alternativen Ablauf der dortigen Ereignisse zu zeigen, und daraus dann zu extrapolieren, wie sich wesentliche Meilensteine der Serie bislang unter diesen Umständen – genauer gesagt, mit Gaheris Rhade statt Dylan Hunt als Captain – abgespielt hätten, war echt ein saucooler Einfall. Dabei gefiel mir die Offenbarung der Unterschiede mindestens so sehr, wie jene der Parallelen. Vor allem aber fand ich es spannend, wie "Der Unbezwingbare" rückwirkend den Verräter und Bösewicht Gaheris zum Helden uminterpretiert. Damit ergibt sich insgesamt das – höchst kuriose und ungewöhnliche – Bild, dass just diese Clip-Show für mich zu den besten "Andromeda"-Episoden der letzten Zeit zählt.
