Kurzinhalt:
Doktor Aphra hat ein neues Team zusammengestellt, welchem neben Black Krsstan auch der Attentäter Just Lucky angehört. Nach ihrem jüngsten Coup wird Aphra von Detta Yao, einer Studentin der Schattenakademie, angesprochen. Diese hat Hinweise auf die sagenumwobenen Ringen von Vaale gefunden, die dem Träger ewiges Leben und grenzenlosen Reichtum versprechen. Aphra hält von diesem Mythos ebenso wenig, wie dem angeblichen Fluch, der auf den Ringen lasten soll, wenn sie nicht vereint sind. Allerdings ist die Chance auf einen lukrativen Fang zu verlockend, um nicht auf Yaos Vorschlag aufzuspringen. Für die Mission rekrutiert man dann schließlich noch Eustacia Okka, eine frühere Professorin der Schattenakademie. Gemeinsam fliegt man nach Dianth, wo jene Stadt beheimatet sein soll, in der die Ringe einst geschmiedet wurden. Doch auch Ronan, der wohlhabende Erbe der im Imperium hoch angesehenen Tagge-Familie, hat es auf die Ringe abgesehen – und scheut weder Kosten noch Mühen, um sicherzustellen, dass er sie in (bzw. auf) die Finger bekommt…
Review:
Ich weiß irgendwie nicht so recht, was ich von "Glück und Schicksal" halten soll. Auf der einen Seite kann man definitiv argumentieren, dass nicht jede "Star Wars"-Geschichte mit der größeren Saga – im Bereich der Original-Trilogie, dem Kampf zwischen der Rebellion und dem Imperium – in Verbindung stehen muss, sondern es durchaus eine nette Abwechslung darstellt, sich mal auf das Leben zu der Zeit abseits dieses Konflikts zu konzentrieren. Eben das ist hier definitiv der Fall, wird doch von einer Schatzsuche erzählt, die sich im Wesentlichen auch problemlos ein paar Jahre davor oder danach zutragen könnte. Andererseits fand ich nicht nur, dass die persönliche Verbindung zu Vader den ersten Auftritten von Doktor Aphra, sowie dem ersten Zyklus ihrer eigenen Comic-Reihe, doch nochmal einen ganz besonderen Reiz gegeben haben. Ich finde halt auch, dass wenn man schon vier separate Reihen für notwendig erachtet, um die Lücke zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" zu füllen, alle davon irgendeine Relevanz für die dortige Story haben sollte. Bei "Das Pfad des Schicksals" ("Star Wars"), "Das dunkle Herz der Sith" ("Darth Vader") und "Für eine Handvoll Credits" ("Bounty Hunters"; wenn auch dort schon eingeschränkter) war das durchaus gegeben. Hier hingegen nicht, denn für die größere Saga sind die Ereignisse hier gänzlich belanglos. Nun ist das zugegebenermaßen gerade mal die erste (Sammel)ausgabe von Zyklus Nr. 2; es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Reihe in weiterer Folge wieder stärker an die fortlaufende Geschichte rund um die Rebellen und das Imperium andocken wird. Und wie gesagt, grundsätzlich hat die Idee, Abenteuer auch dieses zentralen Konflikts zu erzählen, schon auch seinen Reiz. Und vielleicht ist es ja auch weniger die Tatsache, dass "Glück und Schicksal" vom Rest der "Star Wars"-Saga sehr losgelöst ist, sondern einfach, dass mich die Story rund um die Ringe nie so recht ansprechen wollte. Trotzdem, inhaltlich war ich von "Glück und Schicksal" doch eher enttäuscht.
Aber auch von der künstlerischen Gestaltung war ich leider nicht übermäßig begeistert. Zwar sieht das alles sowohl was die Illustrationen als auch die Farben betrifft solide aus, allerdings habe ich da im Bereich der aktuellen Marvel-"Star Wars"-Comics auch schon deutlich eindrucksvolleres gesehen. Schlecht sind die Bilder zwar keineswegs, ich würde sie aber doch als unterdurchschnittlich einordnen. Was den Comic dann allerdings doch noch halbwegs herausreißt, ist die Hauptfigur, und ihre Interaktionen mit den Leuten um sie herum. Doktor Aphra zählt für mich definitiv zu den interessanteren Figuren, die in den letzten Jahren im "Star Wars"-Universum vorgestellt wurden; gerade auch aufgrund ihrer Ambivalenz, und ihrem sehr eigenen moralischen Kompass. So wie die Personen um sie herum, wissen auch wir als Leser nie genau, woran wir an ihr sind. Aber auch die Neuzugänge fand ich überwiegend interessant; nur Just Lucky fand ich furchtbar, also weniger von der Figur, als dem Namen her. Definitiv nicht mein Humor. Dafür hatte es mir nicht zuletzt Ronan Tagge als neuer (kurzfristiger) Widersacher durchaus angetan, wobei ich vor allem auch sein Ziel, der letzte sein zu wollen, der bedeutsame Kunstwerke oder historische Artefakte berührt, ehe er sie vernichtet, wunderbar perfide fand; mal eine Bösartigkeit der etwas anderen Art. Aber auch die frühere Professorin Eustacia, sowie die junge Studentin Detta, haben bei mir Eindruck hinterlassen. Und auch die Story selbst bot definitiv ein paar Highlights, wie z.B. die verfluchte Stadt auf Dianth, mit den fast schon alptraumhaften Gesichtern in den Wänden. Trotzdem war mir das letztendlich vom bekannten "Star Wars" zu losgelöst, und hat mich die Handlung insgesamt zu wenig interessiert, als dass mich "Glück und Schicksal" so richtig hätte begeistern können.
Fazit:
Die Figur von Doktor Aphra selbst hat nichts an Charme und Reiz verloren. Zudem sehe ich durchaus ein, dass sich nicht jede Story im "Star Wars"-Universum um die größere Saga – und angesichts des zeitlichen Settings in diesem Fall um den Kampf zwischen Rebellen und Imperium – drehen kann. Mir persönlich war "Glück und Schicksal" vom großen Ganzen aber doch etwas zu losgelöst. Erschwerend kommt hinzu, dass mich die Story nur stellenweise mitreißen konnte. Und die visuelle Gestaltung mag zwar soweit ganz ok sein, aber auch was das betrifft habe ich bei "Star Wars" unter Marvels Ägide definitiv auch schon besseres gesehen. Macht insgesamt einen doch eher durchschnittlichen Comic, der in erster Linie von Aphra selbst, und der Dynamik zwischen ihr und sowohl ihrem Team als auch ihren Gegnern, lebt.