Kurzinhalt:
Vor Jahren hat die Kopfgeldjägerin Nakano Lash ihre Partner Beilert Valance, T'angor, Bossk und Boba Fett hintergangen. Danach ist sie untergetaucht. Nun wurde sie wieder aufgespürt – und prompt ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Jene, die sie damals verraten hat, sind natürlich ganz besonders daran interessiert, dieses einzukassieren – und Lash zur Rechenschaft zu ziehen. Neben Valance, Bossk und Boba Fett gilt dies auch für T'onga, die Zwillingsschwester des bei der damaligen Mission verstorbenen T'ongor. Sie alle nehmen Lashs Fährte auf, wobei sich T'onga und Valance schließlich zusammentun. Sie sind es dann auch, die Nakano Lash zuerst aufspüren – die ihnen daraufhin die Hintergründe ihres damaligen Handelns erzählt, welche die verheerend verlaufende Mission in einem neuen Licht erscheinen lässt…
Review:
Mit gleich vier parallelen Comicreihen füllt der Marvel-Verlag seit 2020 bis aktuell die Lücke zwischen den Episoden V und VI. Eine dafür ist den Kopfgeldjägern gewidmet. Und zumindest wenn man nach der ersten Ausgabe geht, fürchte ich, dass die jetzt nicht wirklich mein Favorit wird. Dabei steckt in der Idee aus meiner Sicht grundsätzlich durchaus Potential – wie ja nicht zuletzt auch der Legends-Kurzgeschichtenband "Kopfgeld auf Han Solo" bewiesen hat, der sich den von Darth Vader in "Das Imperium schlägt zurück" angeheuerten Kopfgeldjägern ausführlicher gewidmet hat. Ähnlich gepackt wie die Geschichten dort hat mich "Für eine Handvoll Credits" allerdings leider zu keinem Zeitpunkt. Ein Punkt ist dabei sicherlich, dass wir hier erstmal nur auf Bossk und Boba Fett treffen, die anderen aus Episode V bekannten Kopfgeldjäger hier jedoch noch mit Abwesenheit glänzen. Möglich, dass man sich diese nur noch ein bisschen aufhebt, um nicht gleich alle im ersten Sammelband zu verbraten. Das Problem daran ist halt nur, dass ich die neu geschaffenen Figuren, die man hier stattdessen präsentiert, nicht wirklich interessant fand. Dies gilt insbesondere für Beilert Valance, der hier de facto die Hauptfigur ist. Es ist nicht sein erster Auftritt im neuen Kanon, ich muss jedoch gestehen, dass er bei "Han Solo – Kadett des Imperiums" sowie "Ziel: Vader" keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat, weshalb es in meinem Fall praktisch so war, als würde er mir hier zum ersten Mal unterkommen. Und, leider: Es wollte mir hier erstmal nicht wirklich gelingen, eine Bindung zu ihm aufzubauen.
Generell werden wir hier als Leser ziemlich unvorbereitet in eine Geschichte geworfen, die wenn wir bereits einen Bezug zu den Figuren hätten wohl um einiges besser funktioniert hätte. Die Art und Weise, wie in den Flashbacks immer neue Facetten der damaligen Mission ans Licht kommen, und längst nicht alles so ist, wie es im ersten Moment den Anschein hat, war zwar nicht grundsätzlich schlecht, sonderlich interessiert hat mich das alles aber leider nicht. Auch die Geschichte rund um die Erbin des Verbrechersyndikats wollte mich nicht so recht ansprechen. Und dass man sich aus meiner Sicht hier einer der interessanteren Figuren gleich im Verlauf des ersten Comics der Reihe entledigt, hilft auch nicht gerade. Positiv sticht in erster Linie die künstlerische Gestaltung ins Auge; zwar würde ich auch diese nicht zum allerbesten zählen, was die Marvel-"Star Wars"-Comics zu bieten haben, dennoch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass sich die Bilder hier nicht sehen lassen könnten. Zudem gefällt mir, dass Boba Fett, der nicht zuletzt in seiner eigenen Serie zum mindestens Antihelden uminterpretiert wurde, hier wieder als ziemlich eindeutiger Bösewicht auftreten, und höchst kaltblütig und skrupellos agieren darf. Und über den kurzen Auftritt von Doktor Aphra (der dann die vierte und letzte der zuvor erwähnten, zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" angesiedelten Comicreihen gewidmet ist) habe ich mich ebenfalls gefreut. Vorerst bin ich aber skeptisch, ob die Story hier wirklich eine eigene Reihe gebraucht hat, oder man es nicht a) besser in die anderen eingebunden, oder b) in einem einzelnen Sonderband erzählt hätte, statt es auf was weiß ich wie viele Comics breitzuwalzen.
Fazit:
Dass die vier parallel laufenden Comicreihen, welche die Geschichte zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" erzählen, teilweise bewusst unterschiedliche Zielgruppen ansprechen (so wie es zumindest auf mich den Eindruck hat), ist voll und ganz legitim, und rein wirtschaftlich betrachtet sogar grundvernünftig. Es steigert aber halt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das "Star Wars"-Publikum mit einigen von ihnen mehr – bzw. in diesem Fall besser gesagt weniger – anfangen werden können, als mit anderen. Und zumindest von "Für eine Handvoll Credits" ausgehend fürchte ich, dass "Kopfgeldjäger" eher weniger meins sein wird. So konnte mich die Story zumindest hier mal kaum ansprechen. Schade fand ich es auch, dass einige der in "Episode V" vorgestellten Kopfgeldjäger zumindest hier noch mit Abwesenheit glänzen. Vor allem aber wollte mich die vermeintliche Hauptfigur Valance irgendwie überhaupt nicht ansprechen – was für den weiteren Verlauf der Reihe nichts Gutes verheißt. Aber vielleicht hat "Kopfgeldjäger" auch einfach nur einen (für mich) suboptimalen Start erwischt.