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Poker Face - 1x02: Das Los Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Peacock

Originaltitel: The Night Shift
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Streaming-VÖ USA: 26. Januar 2023 (Peacock)
Erstausstrahlung D: 24. April 2023 (Sky)
Drehbuch: Alice Ju
Regie: Rian Johnson
Besetzung: Natasha Lyonne als Charlie Cale, Benjamin Bratt als Cliff Legrand, Hong Chau als Marge, Megan Suri als Sara, Colton Ryan als Jed, John Ratzenberger als Abe, Brandon Micheal Hall als Damian, Chelsea Frei als Dana, Jaswant Dev Shrestha als Arvind u.a.

Kurzinhalt: Damian ist ein Afghanistan-Veteran, der in einen Subway in New Mexico die Nachtschicht übernimmt – und auf seinem TikTok-Kanal immer wieder ausgefallene Kreationen präsentiert. Zudem kauft er jede Nacht in der Tankstelle gegenüber bei Sara ein Rubbellos, in der Hoffnung, eines Tages einen großen Gewinn zu machen. Gerade während er dem Mechaniker Jed wegen seiner Avancen in Richtung Sara ins Gewissen redet, rubbelt er einen Gewinn von fünfundzwanzigtausend Dollar auf. Lange kann er sich daran jedoch nicht erfreuen, denn Jed nutzt die Gunst der Stunde, und stößt ihn Damian vom Dach. Den Mord versucht er der Truckerin Marge in die Schuhe zu schieben, von der er überzeugt ist, dass sie irgendetwas zu verbergen hat. Sein Pech: Am Tag davor ist Charlie Cale in seiner Werkstatt aufgeschlagen, um ihren Wagen reparieren zu lassen. Dabei hat sie sich nicht nur mit Marge angefreundet – und ist dementsprechend motiviert, deren Unschuld zu beweisen – ihr Bullshit-Detektor schlägt zudem aus, als Jed in ihrer Anwesenheit erwähnt, dass Damian nie gewonnen hätte…


Review: Episodenbild (c) Peacock "Das Los" scheint nun das Konzept der Serie endgültig zu etablieren. Damit meine ich nicht nur, dass man den Mörder immer gleich zu Beginn kennenlernt – weil das war mir im Vorfeld bereits bekannt – sondern vor allem auch das mit dem Zeitsprung. Die Serie beginnt immer mit dem Mord, und zeigt uns sowohl dessen Ablauf als die Motivation dahinter. Danach springen wir für einen gewissen Zeitraum in der Zeit zurück, und sehen, wie Charlie in die Sache hineingeraten ist. Der dritte Abschnitt behandelt dann schließlich ihre Ermittlungen, in der wir sehen, wie Charlie den Täter (oder die Täterin) schließlich zu Fall bringt. Im Vergleich zu "Mit verdeckten Karten" gibt es jedoch zwei wesentliche Abweichungen des Musters: Einerseits ist der Mord hier nicht geplant, sondern geschieht im Affekt. Und andererseits ist Charlie diesmal nicht mit dem Opfer, sondern vielmehr jener Person befreundet (oder sagen wir: bekannt), die für den Mord verhaftet wird.

Jedenfalls hat auch "Das Los" für mich super funktioniert. Auf der einen Seite fehlte zwar ein bisschen der Reiz der Pilotfolge, die uns Charlie vorstellte. Zudem war dort zugegebenermaßen das Zusammenspiel zwischen ihr und dem Täter – gemeint ist in diesem Fall der von Adrien Brody gespielte Auftraggeber – besser, und dabei vor allem spannender. Von Jed ging für Charlie einfach nie wirklich eine Bedrohung aus. Dafür fand ich den Fall diesmal noch eine Spur ausgeklügelter, und vor allem Charlies Ermittlungen interessanter. Weil bei "Mit verdeckten Karten" war zumindest für mich etwas zu offensichtlich, wie sie den Mörder drankriegen wird. Den Clou mit der Dashcam hatte ich zwar diesmal auch relativ früh erahnt, und das mit der Zeitanzeige bei der Aufnahme der Sicherheitskamera sollte einem eigentlich als erstes Auffallen. Aber die ganzen anderen Ungereimtheiten (und Lügen), die Charlie auf den Fall aufmerksam machen, waren sehr gut – und für meinen Geschmack eben noch die Spur besser als bei der Pilotfolge – ausgearbeitet. Zumal ich auch die Vorgehensweise des Killers nicht unclever fand; insbesondere auch seine Geistesgegenwart, ein zweites Los zu kaufen, und diese zu vertauschen. Kleinere Abstriche muss man dafür – im Vergleich zum Serienauftakt – beim Staraufgebot machen. Zwar ist Benjamin Brett wieder als ihr Verfolger mit dabei (wobei er eher als sich ihr nähernder, bedrohlicher Schatten, der ihren Ermittlungen einen gewissen Zeitdruck verleiht, dient), aber auf ein Kaliber wie Adrien Brody müssen wir hier verzichten. Kein großes Drama; bei "Columbo" war der Bekanntheitsgrad der Gaststars ja auch schwankend, aber erwähnt sei es dennoch. In jedem Fall leisten aber alle gute Arbeit, wobei ich insbesondere Colton Ryan lobend hervorheben will. Interessant fand ich zudem den Zufall, hier kurz nachdem ich "It Lives Inside" beim SLASH Filmfestival gesehen habe neuerlich auf Megan Suri zu stoßen. Und Hong Chau ist mir in den letzten Jahren auch immer wieder in Film und Fernsehen untergekommen (zuletzt u.a. bei "The Whale", "The Menu" und "Asteroid City"). Und alle Fans von "Cheers" können sich hier über einen Auftritt von John "Cliff" Ratzenberger freuen. Last but not least: Optisch war diese (erneut von Serienschöpfer Rian Johnson inszenierte) Episode wieder überaus fein.

Fazit: Episodenbild (c) Peacock "Das Los" macht nun klar, dass "Mit verdeckten Karten" kein Ausreißer war, sondern "Poker Face" dem von "Columbo" etablierten Konzept folgt. Sprich, es geht nicht darum, wer der Mörder ist, sondern vielmehr, wie es gelingen wird, ihn zu überführen. Zumindest ich finde das entsprechende Mitraten ebenso spannend, wie bei klassischen Whodunits. Ein bisschen unsicher bin ich hingegen im Hinblick darauf, dass die Zeitsprünge scheinbar ebenfalls beibehalten werden. Und, natürlich, wie bei "Mit verdeckten Karten" schon erwähnt: Auf Dauer droht es unglaubwürdig zu werden, wenn Charlie bei ihrer Flucht auf ein Verbrechen nach dem anderen stolpert. Hier hat es für mich allerdings noch prima funktioniert, zumal man mit dem Mord im Affekt und der Tatsache, dass Charlies "Freundin" hier nicht das Opfer sondern die Verdächtige war, im Vergleich zur Pilotfolge kleinere Abweichungen eingebaut hat. Ihre Ermittlungen konnten mir dabei hier sogar nochmal eine Spur besser gefallen als bei "Mit verdeckten Karten"; dafür hatte die das hochkarätigere Staraufgebot, und war vor allem auch das Zusammenspiel zwischen Lyonne und Brody mitreißender. Insgesamt hat mich aber auch "Das Los" wieder sehr gut unterhalten.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2023 Peacock)







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