HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Reviews arrow Literatur & Comics arrow Die Ankunft der dreibeinigen Monster
Die Ankunft der dreibeinigen Monster Drucken E-Mail
Wie die Tripoden die Erde eroberten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 14 Oktober 2023
 
Titel: "Die Ankunft der dreibeinigen Monster"
Originaltitel: "The Tripods: When the Tripods Came"
Bewertung:
Autor: John Christopher
Übersetzung: Wolfgang Schaller & Sabine Rahn
Umfang: 240 Seiten (E)
Verlag: Piper (D, Sammelband), Aladdin (E)
Veröffentlicht: 1988 (E)
ISBN: 978-3-49270-349-6 (D, Sammelband), 978-1-4814-1481-X
Kaufen: Taschenbuch (D, Sammelband), Taschenbuch (E, Sammlung), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Lange bevor Will und die anderen Freiheitskämpfer erfolgreich gegen die Meister rebellierten, landeten drei Tripoden auf verschiedene Kontinente verteilt auf der Erde. Rein zufällig werden zwei Jungen, Laurie und Andy, Zeuge der Landung in England, und erleben auch, wie der Tripode kurz darauf relativ problemlos besiegt wird. Für ein paar Tage ist der Besuch der Außerirdischen Gesprächsthema Nummer eins, dann jedoch geraten sie zunehmend zur Lachnummer. Einen großen Anteil daran hat auch eine neue Zeichentrickserie, die sich über den gescheiterten Invasionsversuch der "Trippys" lustig macht. Dann jedoch bemerkt Laurie, dass seine Schwester von der Sendung geradezu besessen zu sein scheint. Zudem wandelt sich die Aussage mit der Zeit, und die Tripoden werden von Witzfiguren zu den Helden der Geschichte. All Laurie und Andy erkennen, dass irgendeine Art Hypnose bzw. Gedankenkontrolle im Spiel sein dürfte, ist es fast schon zu spät – ist England doch zunehmend dabei, sich in einen von den Tripoden kontrollierten Polizeistaat zu verwandeln. In der Hoffnung, bei der Familie von Lauries Mutter in der Schweiz Zuflucht zu finden, starten sie einen Fluchtversuch…

Review: Rund zwei Jahrzehnte nach seiner Tripod-Trilogie legte John Christopher mit "Die Ankunft der dreibeinigen Monster" ein Prequel nach, in dem er erzählt, wie es den Meistern gelang, die Menschheit zu unterwerfen. Dem Vorwort nach war das Buch zumindest teilweise eine Reaktion auf so mancher in den Jahren nach der Veröffentlichung der Romane aufkommender Kritiker, die aus Sicht des technologischen Fortschritts der 60er bis 80er bezweifelten, dass es den diesbezüglich nicht übermäßig weiterentwickelten Tripoden gelungen sein soll, die Erde zu erobern. Nun kann man sowohl diese Kritik als etwas ungerecht und doch auch ein bisschen albern, als auch John Christophers Reaktion, dieser Kritik gleich mit einem eigenen Roman zu begegnen, übertrieben und eingeschnappt finden. Letztendlich ist aber natürlich egal, wie und warum es zu einem Buch kam; was zählt, ist das Resultat. Und das konnte mich bei "Die Ankunft der dreibeinigen Monster" jedenfalls überzeugen. Mir gefiel dabei insbesondere der im Vergleich zu den zahlreichen anderen literarischen und filmischen Erzählungen einer solchen Invasion sehr originelle Ablauf: Der erste Versuch, uns mit nur drei Tripoden in die Knie zu zwingen, scheitert zwar. Doch anstatt entweder mit noch mehr Dreibeinern anzurauschen und es ein weiteres Mal auf militärische Art und Weise zu versuchen, wählen die Meister daraufhin einen deutlich subtileren, psychologischen Ansatz. Dabei machten sie sich nicht nur die menschliche Arroganz zu Nutze, sondern verwendeten nicht zuletzt eine von uns erfundene Technologie – das Fernsehen – gegen uns. Nun könnte man natürlich die Frage stellen, wie es ihnen gelungen ist, ihre Sendung ins Programm zu schmuggeln, ohne dass irgendjemandem etwas aufgefallen sein soll (John Christopher – eigentlich ja Sam Youd – weilt ja mittlerweile nicht mehr unter uns, insofern traue ich mich das zu schreiben, ohne damit rechnen zu müssen, dass er jetzt noch ein weiteres Buch vorlegt wo er eben diesen Punkt erklärt ;-) ). Die Idee dahinter ist aber so clever wie perfide – und die darin steckende Warnung wirkt in der heutigen Zeit, wo über bestimmte Fernsehkanäle, in Sozialen Medien usw. Propaganda verbreitet wird, sogar noch wichtiger und drängender als damals bei der Veröffentlichung.

Davon abgesehen erinnerte "Die Ankunft der dreibeinigen Monster" vom Aufbau und der Entwicklung der Handlung her ein bisschen an den ersten Band der "Tripods"-Reihe "Dreibeinige Monster auf Erdkurs" – und das nicht nur, weil die Story wieder von einem englischen Jugendlichen erzählt wird (weil das gilt ja letztendlich für alle Teile der Saga), sondern vor allem auch, weil sich Will und Henry dort auf der Flucht befanden – genau so, wie es hier nun bei Laurie und seinem Freund bzw. seiner Familie der Fall ist. Nur, dass man hier nicht vor den Tripoden an sich flieht, sondern jenen, die von ihnen mittels Gedankenkontrolle gesteuert werden. Eben dies machte "Die Ankunft der dreibeinigen Monster", nach noch einem etwas gemächlichen Einstieg (der natürlich auch dadurch bedingt war, dass er uns hier die Figuren – im Gegensatz zu den Bänden zwei und drei der Reihe – erst wieder vorstellen musste), zunehmend spannend. Darüber hinaus fand ich die Anleihen zum dritten Reich – bzw. letztendlich jedem totalitären Regime – durchaus erschreckend. Wie sich hier die Ergebenheit gegenüber den Meistern verbreitet, kann durchaus damit verglichen werden, wie ein ganzes Volk aufgrund von Propaganda (und natürlich auch Angst) dem Wahn eines größenwahnsinnigen Diktators verfallen kann, wie es eben im Dritten Reich (unter anderem) der Fall war. Dort war es vielleicht keine Hypnose und/oder Gedankenkontrolle, aber eben sehr wohl eine Art kollektiven Wahnsinns – so wie er sich nun auch in "Die Ankunft der dreibeinigen Monster" ausbreitet. Mit zunehmender Seitenzahl zieht sich dann auch die Schlinge um Laurie und seine Familie immer enger; selbst die vermeintliche Zuflucht in der Schweiz bietet nicht lange Sicherheit. Letztendlich fliehen sie quasi in letzter Sekunde – und nicht ohne Opfer – in die Berge, wo sie schließlich jene Gemeinschaft der freien Männer begründen, auf die Will & Co. einst stoßen und mit ihrer Hilfe die Tripoden besiegen und den Menschheit ihre Freiheit zurückgeben werden – womit sich der Kreis zum Rest der Trilogie schließt.

Fazit: Den Grund warum John Christopher zwei Jahrzehnte später noch dieses Prequel nachschob, kann man (auf beiden Seiten) durchaus albern finden; letztendlich ist aber im wahrsten Sinne des Wortes etwas Gutes dabei herausgekommen. Denn die Art und Weise, wie die Invasion der Tripoden vonstattengeht, unterscheidet sich von den meisten anderen Darstellungen in Buch, Film und Fernsehen; ich fand das jedenfalls höchst faszinierend, und die Analogien auf die Wirkung von Propaganda, und wie unter anderem im Dritten Reich diese praktisch ein gesamtes Volk in ihren Bann zog, erschreckend. Auffällig ist dabei nicht zuletzt, dass die Warnung vor Gehirnwäsche aus dem Fernseher (oder dem Computerschirm) heutzutage fast noch wichtiger und aktueller erscheint als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Zugegeben, "Die Ankunft der dreibeinigen Monster" braucht etwas, ehe sich echte Spannung einstellt. Insbesondere das letzte Drittel fand ich dann aber durchaus packend – und auch die Überleitung auf die ursprüngliche Trilogie höchst gelungen.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Aladdin)





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden