Kurzinhalt:
Die Systeme der Enterprise spielen verrückt. Hilflos treibt das Schiff auf eine gefährliche Zone im Weltraum zu. In wenige Stunden wird sie diese erreichen – und nie wieder verlassen können. Mit einem von Geordi und Data entwickelten Gerät sollte sich die Energie wieder herstellen lassen. Doch als sie an diesem im Holodeck gearbeitet haben, schaltete sich plötzlich das Dixon Hill-Programm ein, und in einem unbeachteten Moment ist das sogenannte Herz des Reglers verschwunden. Um es rechtzeitig wieder zu beschaffen, muss Jean-Luc Picard wieder einmal in die Rolle von Dixon Hill schlüpfen. In Begleitung von Beverly Crusher, Data, und zwei Sicherheitsleuten, muss er den Fall des verlorenen Geräts lösen, bevor die Enterprise für immer in der einfach nur Schwärze genannten Raumbereich verloren geht…
Review (kann Spoiler enthalten):
Als ich das Cover von "A Hard Rain" sah, war sofort meine Vorfreude geweckt. Die Idee, einen von Jean-Luc Picard gespielten Dixon Hill-Fall zu erzählen, fand ich überaus reizvoll. Einerseits habe ich ohnehin ein Herz für die Noirs, an die das entsprechende Holodeck-Programm (welches wir in der TNG-Folge "Der große Abschied" besuchten) angelehnt ist. Vor allem aber schien es mir in den ganzen Weltall-Abenteuern eine nette Abwechslung zu sein. Nicht falsch verstehen, natürlich ist das "Star Trek", da erwartet man sich dementsprechend ein Abenteuer in den Sternen. Aber die Autoren haben bei TNG die Holodeck-Technologie eben genau deshalb erfunden, um auch mal vom üblichen Muster abweichen zu können. Eine Möglichkeit, von der die Serienmacher immer wieder gerne Gebrauch gemacht haben; im Gegensatz zu den Verfassern der Lizenzromane. Und so freute ich mich darauf, zusammen mit Captain Jean-Luc Picard ein weiteres Mal in die – innerhalb der Serie und Filme ja ohnehin nur sehr selten besuchte, und dementsprechend nur oberflächlich erforschte – Welt von Dixon Hill einzutauchen. Die ersten Seiten sind auch noch sehr vielversprechend. Dean Wesley Smith legt hier fast schon eine Parodie billiger Detektiv-Schundhefte vor, mit blumigen Beschreibungen wie "Der Nebel zog hinein wie ein ungewollter Besucher, der nach Aufmerksamkeit verlangt." Eine Zeit lang hatte ich mit diesen köstlichen, bewusst überzogenen Formulierungen echt meinen Spaß. Leider aber ist letztendlich alles eine Frage der Dosierung. Denn was mich anfangs noch sehr erheiterte, wurde mit der Zeit doch ziemlich mühsam. Smith übertreibt es einfach mit diesen ständigen "wie"-Beschreibungen, bis ich dieser schließlich doch eher überdrüssig war (was nicht heißen soll, dass sich auch im weiteren Verlauf noch die eine oder andere Formulierung eingeschlichen hat, die mich zum Schmunzeln brachte).
Deutlich schwerer wiegt für mich jedoch den Rahmen, den er für dieses Dixon Hill-Abenteuer geschaffen hat. Denn, wie gesagt: Mir persönlich hätte es völlig gereicht, einfach zusammen mit Jean-Luc einen entsprechenden Fall zu lösen, ohne dass gleich das Schicksal des Universums – oder auch nur der Enterprise – auf dem Spiel steht. Aus Sicht des Autors wäre das aber wohl zu wenig gewesen, weshalb sich Dean Wesley Smith eine extrem konstruierte Story rund um die Schwärze und des Herz des Reglers ausgedacht hat, die mehr schlecht als recht als Rahmen für das Holo-Abenteuer fungiert. Das beginnt bei der unlogischen Erklärung, warum sich ein ins Holodeck gebrachtes Artefakt auflösen sollte, wenn dieses abgeschaltet wird (weil dann müsste sich ja Kleidung, die man mitgebracht hat, auch auflösen). Dann ist da der Punkt, dass es unter diesen Umständen absolut unpassend (und untypisch) erscheint, dass Picard & Co. auch weiterhin ihre Rollen spielen. Und schließlich konnte ich auch mit der Idee, dass während die Simulation läuft alle Holo-Charaktere die Sterben wieder zum Leben erwachen, nichts anfangen. Weil das spießt sich einfach mit der klassischen Noir-Geschichte, die Smith hier erzählen will. All diese Aspekte lassen mich im Glauben, dass sich Smith nicht zugetraut hat, ohne Bedrohung und/oder den Wiederbelebungskniff eine interessante Story in der Welt von Dixon Hill zu erzählen. Und ich fürchte: "A Hard Rain" gibt ihm insofern recht, als der Fall leider absolut nichts Besonderes ist. Der Roman ist letztendlich eine willkürliche Aneinanderreihung von Begegnungen zwischen Dixon Hill mit allen möglichen Gangstern. Trotz der Deadline rund um die Gefahr für die Enterprise kommt dabei keinerlei Spannung auf, einfach weil weder der Fall noch die verschiedenen Figuren die wir treffen interessant sind. Nun klingt das alles insgesamt schlimmer als es ist. Das Dixon Hill-Setting hat trotz allem seinen Reiz. Wie gesagt fand ich den Roman vom Ansatz her gut geschrieben, auch wenn es Smith in weiterer Folge damit übertreibt. Und die Auflösung des Falls ist dann auch ganz gewitzt. Trotzdem: Von "A Hard Rain" hätte ich mir leider deutlich mehr erwartet.
Fazit:
Die Idee, einen "Star Trek"-Roman über ein Holo-Abenteuer von Jean-Luc Picard als Dixon Hill zu bekommen, hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Von Dean Wesley Smiths Umsetzung war ich dann aber leider doch eher enttäuscht. So ging mir der bewusst überzogen-parodistische Stil, nachdem ich auf den ersten Seiten damit noch durchaus meinen Spaß hatte, zunehmend auf die Nerven. Auch auf die Idee rund um die Wiederbelebung aller sterbenden Holo-Charaktere hätte ich lieber verzichtet. Vor allem aber hätte ich es vorgezogen, wenn sich der Autor die Rahmenhandlung rund um die Enterprise in Gefahr gespart, und einfach nur einen spannenden Dixon Hill-Fall erzählt hätte; zumal unter diesen Umständen das Verhalten von Picard & Co. – die in ihren Rollen bleiben – doch etwas seltsam anmutete. Last but not least war der Fall dann leider auch nicht sonderlich interessant geschildert; Dixon Hill und seine Gefährten schleppen sich einfach von einer (Gangster-)Begegnung zur nächsten, wobei trotz der Deadline leider nie Spannung aufkam. Das Setting, welches eine nette Abwechslung zu den üblichen "Star Trek"-Romanen liefert, einige gelungene Momente/Textstellen, sowie nicht zuletzt die clevere Auflösung des Falls, retten "A Hard Rain" aber immerhin noch auf eine durchschnittliche Wertung.