Kurzinhalt:
Die schüchterne Sadako schließt sich als junge Studentin – als Teil ihrer Therapie – einer Theatergruppe an. Nachdem jene Darstellerin, die eigentlich die Hauptrolle in der nächsten Vorführung hätte übernehmen sollen auf mysteriöse Art und Weise verstirbt, entscheidet sich der Regisseur dafür, ihr die Rolle zu geben. Dies befeuert unter den anderen Mitgliedern der Gruppe die Missgunst ihr gegenüber – zumal einige von ihnen vermuten, dass sie etwas mit den Tod der Schauspielerin zu tun hatte. Während sich Sadako auf ihren Auftritt vorbereitet, begibt sich eine Reporterin, die sich zuvor mit dem Fall ihrer Mutter auseinandergesetzt hat, auf die Suche nach ihr – ist sie doch davon überzeugt, dass Sadako die übernatürlichen Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt hat. Als sie sich eines Tricks bedient, um eben diese Fähigkeiten just bei der Premiere des Theaterstücks an die Oberfläche zu bringen, löst dies eine Katastrophe aus, die in weiterer Folge zu jenem Fluch führt, der dreißig Jahre später sein Unwesen treiben wird…
Review (kann Spoiler enthalten):
Schon spannend, was für Streiche einem die eigene Erinnerung spielen kann. Ich habe "Ring 0" bislang erst einmal – vor rund zwanzig Jahren – gesehen, und hätte schwören können, dass dieser die Ereignisse rund um Sadakos Mutter, ihre Fähigkeiten, und ihr letztendliches Opfer um den Vulkan vor dem Ausbruch zu bewahren behandelt hätte. Insofern war ich hier in den ersten paar Minuten noch kurz verwirrt – was wohl damals bei meiner Erstsichtung noch um einiges stärker gewesen sein muss (denn natürlich konnte ich mich mit der Zeit dann zunehmend wieder an "Ring 0" erinnern, und habe meinen Irrtum erkannt). Das Setting ist schon ziemlich ungewöhnlich und unerwartet – was ich jedoch zugleich als Schwäche wie auch als Stärke sehe. Schwäche, weil der Bezug zur aus "Ringu" erzählten Geschichte eine Zeit lang nicht wirklich klar ist. Stärke, weil man uns hier ein bislang unbekanntes Kapitel aus Sadakos Geschichte erzählt, und man somit längere Zeit nicht so recht weiß, was einen erwartet, und wo das ganze hinführen soll – was die Story interessanter macht, als wenn man einfach nur die Rückblenden aus "Ringu" erweitert hätte.
Besagte gemischte Gefühle was das Setting betrifft ziehen sich letztendlich für mich durch den gesamten Film. So braucht "Ringu 0" trotz der einzelnen Todesfälle doch etwas, bis der Film so richtig Fahrt aufnimmt. Auch fragt man sich trotz einzelner Anspielungen (die jedoch für mich teilweise nicht wirklich Sinn ergaben; warum sollten die anderen Mitglieder der Theatergruppe von einem Brunnen träumen, noch bevor Sadako in diesen geworfen wird?) längere Zeit, was genau das mit dem Mythus aus "Ring" zu tun hat. Auch die Spannungsmomente halten sich sehr lange arg in Grenzen; für eine gute Stunde hat "Ring 0" mehr von einem Drama als einem Horrorfilm. Vor allem aber muss ich gestehen, dass mich die ganze Story rund um die "doppelte" Sadako, und den bösen Teil, der sich von ihr losgelöst und körperliche Gestalt angenommen hat, überhaupt nicht überzeugen wollte. Das fand ich leider deutlich schwerer zu schlucken, als die übernatürlichen Aspekte der ersten beiden "Ring"-Filme (wenn auch trotzdem noch leichter als die pseudowissenschaftlichen Erklärungen des verworfenen Sequels "Spiral"). Positiv sticht dafür wiederum die starke schauspielerische Leistung von Yukie Nakama als Sadako ins Auge. Mir gefiel zudem, wie der Film unser Mitgefühl für Sadako weckt, und sie somit noch stärker als die Rückblenden/Erkenntnisse aus den ersten beiden Filmen zu einer tragischen Figur macht. "Ring 0" gelang es aus meiner Sicht auch sehr gut, den Zuschauer lange Zeit Fragen zu lassen, was genau hier vor sich geht, und wer für die ganzen Morde verantwortlich ist. Sadako selbst? Der Geist ihrer Mutter? Wie gesagt, die Erklärung hat mich dann nicht wirklich überzeugt, aber dieses Verwirrspiel war schon sehr gelungen. Die stärksten Momente von "Ring 0" kommen dann aber zweifellos am Ende, wobei insbesondere das Finale am Brunnen besticht. Obwohl man natürlich schon weiß, was passieren wird, fand ich diese Szene schon sehr heftig.
Fazit:
Zwar kann man so wie bei vielen Prequels auch hier die Frage stellen, ob die Vertiefung von früheren Ereignissen in dieser Form (bzw. diesem Umfang) unbedingt notwendig war; grundsätzlich funktionieren die ersten beiden Filme auch ohne "Ring 0" sehr gut, und würde ich jetzt auch nicht unbedingt sagen, dass er die Geschichten dort sonderlich aufwertet. Er verstärkt aber den dort gewonnenen Eindruck von Sadako als verdammte Figur, indem er sie (weiter) vermenschlicht, und damit die Tragik ihres Lebens – und Todes – noch einmal deutlicher veranschaulicht. Vor allem die starke, an unser Mitgefühl appellierende Performance von Yukie Nakama hat hier großen Anteil. Und insbesondere das Finale am Brunnen verfehlt – obwohl wir schon wissen, was passieren wird – die gewünschte erschütternde Wirkung nicht. Bis zum dramatischen Finale ist "Ring 0" jedoch die längste Zeit eher ein Drama als ein Horrorfilm. Zudem fand ich die eine oder andere der hier präsentierten Erklärungen – insbesondere rund um Sadakos "Zwilling" – schwer(er als die ganzen übernatürlichen Elemente aus den ersten beiden Filmen) zu schlucken. Und generell gelang es Norio Tsuruta leider nie so recht, an Hideo Nakatas gruseliger Stimmung aus den Vorgängern anzuknüpfen. Wenn schon nicht zwingend ein notwendiges, so ist "Ring 0" aber doch zumindest ein würdiges Prequel.