Mit: Alexander Skarsgård, Cleopatra Coleman, Mia Goth, Jalil Lespert, Thomas Kretschmann, Amanda Brugel, Jeff Ricketts, John Ralston, Caroline Boulton u.a.
Kurzinhalt:
James und Em Foster machen Urlaub in einem exklusiven Inselresort. Sie werden ausdrücklich davor gewarnt, dessen geschützten Bereich zu verlassen, da außerhalb der Anlage ein totalitäres Regime regiert, welches rigoros gegen Verbrechen vorgeht, und drakonische Strafen verhängt. Als sie ein anderes Ehepaar, Gabi und Alban Bauer kennenlernen, werden sie von diesen aber doch aus der Anlage herausgelockt. Man verbringt einen herrlichen gemeinsamen Tag am Strand – doch bei der Rückfahrt kommt es zu einem tragischen Unfall, bei dem James einen Einheimischen mit dem Auto überfährt. Alle vier werden zum Tode verurteilt. Wie ihnen allerdings der Leiter der Touristenabteilung, Thresh, offenbart, hat man sich mit der Regierung des Inselstaates nun schon vor einiger Zeit auf eine ganz spezielle Vorgehensweise geeinigt: So werden von den Schuldigen Klone angefertigt, und das Todesurteil an eben diesen vollstreckt. Allerdings ist es Teil der Strafe, dass die Originale der Hinrichtung ihrer Doppelgänger beiwohnen. Em ist danach verständlicherweise verstört, und möchte sofort abreisen. Doch James scheint vom Prozess auf morbide Art und Weise fasziniert zu sein. Er behauptet, seinen Reisepass nicht zu finden, und verpasst absichtlich den Flieger. Von Gabi und Alban wird er schließlich immer tiefer in eine Subkultur hineingezogen, die zunehmend an seiner Menschlichkeit rüttelt…
Review (kann Spoiler enthalten):
Nachdem mich der alptraumhafte "Possessor" nachhaltig beeindruckt und verstört hat, kehrt Brandon Cronenberg meines Erachtens mit "Infinity Pool" aufs Niveau seines "nur" mittelmäßigen Debuts "Antiviral" zurück. Dabei konnte mir das so faszinierende wie erschreckende Grundkonzept grundsätzlich sehr gefallen. Es ist eine so coole wie originelle Idee, mit der Cronenberg auf bestechende Art und Weise dem Umstand Rechnung trägt, dass die Reichen unter uns sich scheinbar immer alles richten können, und nie selbst die Rechnung für ihre unmoralischen oder gar illegalen Taten bezahlen. Die Quintessenz von "Infinity Pool" ist: Solange du es dir leisten kannst, kannst du alles tun und lassen was du willst – ohne Konsequenzen. Allerdings: Die entsprechende Message hat man nach einer halben Stunde verstanden; und abseits dieser durchaus gefälligen Aussage ist Cronenberg in meinen Augen dann nicht mehr wirklich viel eingefallen, um die restliche Laufzeit zu füllen. Oder, vielleicht sogar noch besser: Das, womit er sie füllt, hat mir nur bedingt zugesagt, da ich mir persönlich einen etwas anderen Handlungsverlauf gewünscht hätte.
Denn: Anstatt uns zu zeigen, wie er aufgrund der Möglichkeit dieser Strafe/Technologie in eine Art Rausch der Morallosigkeit verfällt – da er tun und lassen kann, was er will, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen (eine Idee, die mich schon länger fasziniert; tatsächlich habe ich schon seit Jahren eine ähnliche Geschichte im Kopf, nur dass es in meinem Fall eine düstere Variante von "Und täglich grüßt das Murmeltier" wäre) – macht ihn Cronenberg im weiteren Verlauf des Films von einem Täter zunehmend zu einem Opfer. Was zumindest aus meiner Sicht genau die falsche Entscheidung war. Generell begann sich der Film in meinen Augen aber der Halbzeitmarke doch etwas zu ziehen. Cronenberg schaffte es darüber hinaus trotz aller Ereignisse nicht, mich während er von den anderen drangsaliert und quasi zu immer schlimmeren Taten angespornt bis richtiggehend gezwungen wird, mit ihm mitfühlen zu lassen – da er sich die ganze Sache ja nichtsdestotrotz bis zu einem gewissen Grad selbst eingebrockt hat. Vor allem aber fand ich die sonst so verlässliche Mia Goth in ihrer Rolle als völlig ausgetickte Gabi stellenweise ungemein mühsam. Es sollte wohl verstörend sein, mich hingegen hat es einfach nur genervt. Aus meiner Sicht ist sie jedenfalls mit "Pearl" und "Infinity Pool" sowohl für eine der besten als auch eine der schlechtesten schauspielerischen Leistungen des Jahres verantwortlich. Nun bedeutet all diese Kritik nicht, dass ich mit "Infinity Pool" nach dem starken Auftakt überhaupt nichts mehr anfangen konnte. Die schauspielerische Leistung von Alexander Skarsgard ist gewohnt phantastisch. Es gibt zwischendurch immer wieder starke Momente, die mich dann doch wieder abholen konnten. Und vor allem der Ausgang des Geschehens – wo deutlich wird, dass es James eben nicht wie den anderen so leicht fällt, die Ereignisse auf der Insel hinter sich zu lassen – hatte es mir angetan. Letztendlich denke ich aber, dass der Idee als Kurzfilm (oder "Black Mirror"-Folge) besser gedient gewesen wäre.
Fazit:
"Infinity Pool" liegt zweifellos eine so faszinierende wie verstörende Idee zugrunde, die zudem auf bestechende Art und Weise die unangenehme Wahrheit, dass es sich die Reichen irgendwie immer richten können, und nie die Konsequenzen für ihre Taten tragen müssen, mittels des originellen Konzepts der Bestrafung auf La Tolqa veranschaulicht. Zusammen mit dem dann durchaus gefälligen Ausgang des Geschehens, sowie der starken Leistung von Alexander Skarsgard, war das die größte Stärke des Films für mich. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es Cronenberg etwas schwer fiel, das coole Konzept auf knapp zwei Stunden aufzublasen. Kein Freund war ich auch von Mia Goths Performance hier; die wohl interessant und verstörend sein sollte, auf mich aber eher irritierend und störend wirkte. Vor allem aber hätte ich mir einen anderen Ablauf der Geschichte gewünscht; einen, im dem James auch in weiterer Folge mehr Täter als Opfer gewesen wäre. Und so ließ mich "Infinity Pool" letztendlich trotz einiger originell-verstörender Ansätze doch eher enttäuscht zurück.
Ich kann/muss dem Review überwiegend zustimmen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass ich mehr Begeisterung für den Film aufbringen könnte. Vorallem, da er mich zu Beginn zu fesseln gewusst hat. Vom Realismus gar nicht zu sprechen, eine derart unglaubliches Verfahren und es ist niemanden bekannt und wird nur für so einen Unsinn eingesetzt? Was man damit alles machen könnte. Auch die schauspielerische Leistung von Mia Goth fiel mir negativ auf. Ich dachte, dass es nur mir so geht und ich die Kunst in dieser Performance nur nicht zu schätzen weiß. Für mich wirkte es aber nur aufgesetzt und teilweise peinlich.
Ich hätte mir auch einen anderen Handlungsverlauf gewünscht, aber mich hätte eher mehr Tiefgang auf philosophischer und moralischer Ebene interessiert.
Wenn es um eine dunkle Version von "täglich grüßt das Murmeltier" geht, in welchem der Protagnoist der Unmoral verfällt, so kann ich "Repeaters - Tödliche Zeitschleife" empfehlen.