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Der Mörder-Alligator Drucken E-Mail
Ein Riesenkrokodil terrorisiert ein Sumpfgebiet Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 20 Oktober 2023
 
Halloween-SPECiAL

 
Talk to Me
Originaltitel: Killer Crocodile
Produktionsland/jahr: Italien 1989
Bewertung:
Studio/Verleih: Fulvia Film/Cinefear/Ascot Germany
Regie: Fabrizio De Angelis
Produzenten: Fabrizio De Angelis & Camillo Teti
Drehbuch: Fabrizio De Angelis & Dardano Sacchetti
Filmmusik: Riz Ortolani
Kamera: Federico Del Zoppo
Schnitt: Vincenzo Tomassi
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 30. November 1989
Kinostart Italien: 30. Juli 1989
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray (UK-Import ohne deutschen Ton), DVD
Mit: Anthony Crenna, Pietro Genuardi, John Harper, Sherrie Rose, Ann Douglas, Ennio Girolami, Van Johnson, Bill Wohrman u.a.


Kurzinhalt: Eine Gruppe von Umweltschützern geht Gerüchten nach, dass in einem tropischen Sumpfgebiet giftiger Abfall entsorgt wird. Tatsächlich dauert es, als sie den Fluss hinabfahren, nicht lange, ehe sie auf die ersten entsprechenden Fässer stoßen, von denen einige auch beschädigt wurden. Auf dem Weg zurück verschwindet eine von ihnen spurlos. Die lokalen Behörden sind weder bei der Suche nach Conchita noch im Hinblick auf die illegale Entsorgung des Giftmülls eine Hilfe, zumal alles vom offenkundig korrupten Richter kontrolliert wird. Sie setzen daher die Ermittlungen – und ihre Suche nach Conchita – auf eigene Faust fort. Dabei finden sie schließlich heraus, dass im Sumpfgebiet ein riesengroßes Krokodil sein Unwesen treibt, welches vermutlich aufgrund der darin entsorgten giftigen Abfälle zu dieser abnormen Größe herangewachsen ist. Ursprünglich widerstrebt ihnen der Gedanke, es zu töten, und wollen sie es nur einfangen. Dann jedoch kommt es nicht nur zu weiteren Todesopfern unter ihnen, sie müssen zudem einsehen, dass die Gefahr für die Bevölkerung, die im Bereich des Flusses ist, zu groß ist. Mit Hilfe des Jägers Joe wollen sie das monströse Krokodil zur Strecke bringen…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. In Fahrwasser von "Der weiße Hai" sind zahlreiche Nachahmer entstanden, und das nicht nur im US-Kino, sondern durchaus international. Die Italiener waren – und ich sage das in aller Wertschätzung – wenn es darum ging, amerikanische Kinostoffe mit billigen Imitaten zu versehen, schon immer an vorderster Front dabei. Und so entstanden in den darauffolgenden Jahren zahlreiche italienische Filme, die hofften, am "Jaws"-Erfolg mitnaschen zu können. Was das betrifft, ist der Ende der 80er gedrehte "Der Mörder-Alligator" (beim deutschen Titel scheint man sich wiederum am "Horror-Alligator" aus 1980 angelehnt zu haben, um das geneigte Publikum mit dem ähnlichen Titel zum Kauf oder zumindest Leih der – damals – Videokassette zu bewegen; trotzdem ist und bleibt es ein Krokodil) eigentlich schon zu spät dran. Andererseits war die Nachfrage nach (billigem) Tierhorror auch durchaus Ende der 80er noch gegeben. Vor allem aber sind auch hier die Anleihen bei Spielbergs Meisterwerk offensichtlich, angefangen bei der stark ans "Jaws"-Thema erinnernden Musik, über den korrupten Richter (als Ersatz für den Bürgermeister), bis hin zur "Kroko-Cam".

Auch einzelne Szenen erinnern an Spielbergs unvergesslichen Klassiker; nicht zuletzt jene mit dem Steg. Zudem finden sich bei Joe durchaus Anleihen an Quint; wenn er auch als Charakter eigenständig genug ist, um nicht als einfallslose Kopie desselben gelten zu müssen. Zugleich gibt es jedoch bei allen offensichtlichen Parallelen auch einige markante und willkommene Unterschiede, angefangen beim Dschungel/Sumpf-Setting (sprich, diesmal ist nicht ein Tourismusgebiet bedroht), über die Wahl der Protagonisten (nämlich Umweltschützer), bis hin zur für das Genre fast schon revolutionären (wenn auch in weiterer Folge verworfenen) Idee, dass man das Tier ursprünglich nicht töten, sondern einfangen will. Diese im Genre nicht alltäglichen Impulse lassen ihn aus der Masse an Tierhorrorfilmen durchaus positiv hervorstechen. Dann sind da noch jene Elemente, die man in rein objektiver Hinsicht eigentlich kritisieren muss, und die sicherlich für manche stören werden, jedoch für mich vielmehr zum Charme solcher (italienischen) Trash-Filme zählen. Hier ist in erster Linie die Krokodil-Attrappe zu nennen, die keine Sekunde lang lebendig und/oder lebensecht aussieht. Aber: Im Gegensatz zu heutigen CGI-Monstern haben diese alten "practical effects" für mich auch heute immer noch ihren Reiz, weshalb ich jeden Auftritt des Gummi-Krokodils abgefeiert habe. Ebenfalls zum guten Trash-Ton gehören die teils fragwürdigen schauspielerischen "Leistungen", ein paar haarsträubende Dialoge, sowie die Tatsache, dass das Krokodil – obwohl es eigentlich "nur" mit einem Propellermotor bearbeitet wird (im Übrigen eine saucoole Szene!) – explodiert. Erfreulich auch, dass es "Der Mörder-Alligator" trotz allen Trash-Faktors gelingt, immer wieder für ordentlich Spannung zu sorgen, wobei ich diesbezüglich insbesondere die zuvor erwähnte Steg-Szene hervorheben möchte. Zugegeben: Im Mittelteil – wo es mehr um den Richter und den Firmenboss geht, und der Film seinen eigentlichen Star, das Krokodil, etwas aus den Augen verliert – schläft "Der Mörder-Alligator" doch ein bisschen ein. Es braucht auch ein bisschen, bis sich Kevin eindeutig aus Hauptcharakter herauskristallisiert – und aufgrund der zahlreichen anderen Figuren im Team (deren Hauptzweck, wie sich in weiterer Folge herausstellt, darin besteht, als mindestens potentielles Kroko-Futter zu dienen) bleibt wenig Zeit für seine Charakterisierung. Vor allem aber: Bei allem trashigen Charme, aber mit den besten Filmen des Tierhorror-Genres kann sich "Der Mörder-Alligator" zweifellos nicht messen. Für einen würdigen und sehenswerten Vertreter halte ich ihn aber schon.

Fazit: Szenenbild. "Der Mörder-Alligator" zählt definitiv wieder einmal zu jenen Filmen, bei denen eine gewisse Trash-Toleranz Grundvoraussetzung dafür ist, sie genießen zu können. Zum Glück ist eben diese bei mir vorhanden, weshalb die ganzen entsprechenden Einschläge – nicht zuletzt das Gummi-Krokodil –ihren trashigen Charme voll und ganz entfalten konnten. Der Film hält sich darüber hinaus mit blutigen Einlagen nicht zurück, bietet jedoch zugleich einige wirklich spannende Momente. Die Anleihen an "Der weiße Hai" wiederum – wo nicht zuletzt die Musik von Riz Ortolani zu nennen ist –kann man entweder als billiges Plagiat oder wertschätzende Hommage ansehen. Ja, der Film hat – trotz der überschaubaren Laufzeit – ein paar Längen, das Krokodil sieht zu keinem Zeitpunkt lebendig und/oder lebensecht aus, die schauspielerischen Leistungen sind bestenfalls ok, und einzelne Elemente sehr klischeehaft. Und dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – gelingt es "Der Mörder-Alligator" jedes Mal aufs neue, mich gut zu unterhalten.

Wertung: 6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1989 Fulvia Fil)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2023





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