Mit: Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivian Lyra Blair, David Dastmalchian, Marin Ireland, Madison Hu, Maddie Nichols, Cassidy, Shauna Rappold, LisaGay Hamilton u.a.
Kurzinhalt:
Die beiden Geschwister Sadie und Sawyer haben erst kürzlich ihre Mutter verloren. So wie ihr Vater Will kämpfen sie mit diesem schweren Verlust. Will Harper arbeitet als Psychiater – und ist selbstverständlich ob des Todes seiner Frau selbst in Behandlung. Eines Tages steht plötzlich unangekündigt ein neuer Patient, Lester, in seiner Ordination. Er erzählt ihm eine einerseits tragische, andererseits aber auch ziemlich verrückt klingende Geschichte vom Tod seiner drei Kinder, für den er ein böses Monster verantwortlich macht, dass im Schrank auf sie gelauert haben soll. Kurz darauf wird Lester tot aufgefunden – offenbart hat er sich erhängt. Seine Aufzeichnungen des Monsters deuten darauf hin, dass sich dieses von Trauer und Schmerz ernährt – womit es grundsätzlich bei den Harpers ebenfalls fündig werden würde. Und in der Tat berichtet Sawyer davon, in ihrem Schrank ein Monster gesehen haben zu wollen. Während Will ihre Behauptung nicht ernst nimmt, beginnt Sadie ihrer kleinen Schwester zunehmend zu glauben – und stellt im Hinblick auf das Schicksal von Lester und seiner Familie Nachforschungen an…
Review (kann Spoiler enthalten):
"The Boogeyman" wurde von der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King inspiriert, die hierzulande unter dem Titel "Das Schreckgespenst" erschienen ist, und u.a. in der Anthologie "Nachtschicht" abgedruckt wurde. Sie gehörte auch zu jenen dort enthaltenen Geschichten, die ich nicht nur vor mittlerweile doch einiger Zeit gelesen habe, sondern vor allem auch, die mir nach wie vor gut in Erinnerung sind. In der Kurzgeschichte steht der Besuch von Lester bei Dr. Harper im Mittelpunkt. Ich weiß noch, dass mich die bedrückende Stimmung, die während des Gesprächs, sehr beeindruckt, jedoch der klare Ausgang des Geschehens – noch dazu mit einem doch eher billigen Twist – enttäuscht hat. Was sicher auch daran lag, als die Anthologie voll ist mit Geschichten, in denen King mit zwei möglichen Interpretationen – einer weltlichen und einer übernatürlichen – spielt, und anstatt die Antwort darauf dem Leser zu überlassen, diese in den letzten paar Zeilen vorgibt, und dabei konsequent immer die übernatürliche wählt.
Der Film (von einer Verfilmung kann man – nicht zuletzt auch, weil die Kurzgeschichte nur genug Stoff für die fünfminütige Szene mit dem Besuch von Lester gab – nicht wirklich sprechen) nimmt nun dieses Gespräch als Ausgangspunkt für eine deutlich weitläufigere Geschichte, die statt auf Lester vielmehr auf die Harper-Familie fokussiert ist. Vor allem aber ist das Schreckgespenst kein beliebiges Ungeheuer, welches sich irgendwelche willige Opfer sucht; vielmehr wird die uralte Idee des Monsters im Schrank hier mit dem psychologischen Horror der Trauer fusioniert – da sich das Wesen von eben solchen negativen Gefühlen ernährt. Die Art und Weise, wie interner Horror hier durch ein Monster externalisiert wird, ließ mich (unter anderen) an den grandiosen "Babadook" denken; dessen Qualität "The Boogeyman" leider zu keinem Zeitpunkt erreicht. Und dabei fängt der Film eigentlich noch ganz vielversprechend an. Die Trauer der Kinder um ihre Mutter bzw. Wills um ihre Frau ist eine universelle Thematik, die es dem geneigten Zuschauer leicht macht, an die Figuren anzudocken, und mit ihnen mitzufühlen. Zudem gibt es in der ersten Hälfte noch ein paar atmosphärisch dicht inszenierte und ansatzweise clevere Gruselmomente, wie z.B. rund um den leuchtenden Ball, sowie insbesondere auch das flackernde Licht bei der Therapeutin. Leider aber wurden diese effektivsten Momente nicht nur schon im Trailer vorweggenommen, in der zweiten Hälfte sucht man ähnlich hervorstechendes leider vergeblich. Generell geht "The Boogeyman" im Mittelteil ein bisschen die Luft aus. Und, bezeichnend: Je mehr wir vom Monster an sich zu sehen bekommen, desto weniger furchterregend ist der Film. Das unbekannte Grauen im Schrank wird halt immer beängstigender sein, als irgendeine Kreatur; zumal diese auch nicht sonderlich originell designt war. Last but not least war mir dann auch der Ausgang etwas zu nihilistisch, deprimierend, und vor allem auch klischeehaft. Hier versuchte man verzweifelt, einen zwar anderen, aber ähnlich schockierenden Twist wie in der Kurzgeschichte zu präsentieren. Für mich hätte der Film jedoch ohne diesen Abschlussgag zumindest eine Spur besser funktioniert.
Trotzdem ist "The Boogeyman" sicherlich nicht schlecht; die zweite Hälfte mag im Vergleich zur ersten etwas schwächeln, hat aber durchaus auch noch ihre Momente. Der Film wird zudem von den durchwegs sehr guten darstellerischen Leistungen aufgewertet. Die Hauptlast liegt dabei auf Sophie Thatcher, die mir bereits in "Prospect" (und später dann auch "Yellowjackets") positiv aufgefallen war, und auch hier wieder eine bestechende Leistung zeigt. Gefreut habe ich mich zudem über das Wiedersehen mit Vivian Lyra Blair, die in der "Obi-Wan Kenobi"-Serie als junge Leia Organa zu sehen war, und dort wie da für ihre jungen Jahre ein beachtliches Talent zeigt. David Dastmalchian ist seit seinem Auftritt als Jokers Gehilfe in "The Dark Knight" einer von Hollywoods ersten Anlaufstellen für schräge Vögel, und füllt diese Rolle auch hier wieder sehr gut aus. Chris Messina fällt im direkten Vergleich zu den gerade genannten zwar ein bisschen ab, liefert aber ebenfalls eine solide Performance. Und als alter Fan von "Practice – Die Anwälte" habe ich mich auch über den Auftritt von LisaGay Hamilton sehr gefreut. Die Besetzung trifft jedenfalls keine Schuld daran, dass es "The Boogeyman" in meinen Augen nicht wirklich gelang, an Stephen Kings Kurzgeschichte heranzukommen.
Fazit:
"The Boogeyman" ist leider einer jener Filme, wo es letztendlich schon reicht, sich den Trailer anzuschauen – da dieser bereits die besten Momente des Films beinhaltet. Zwar beginnt "The Boogeyman" durchaus vielversprechend, leider aber sind die gruseligsten Momente in der ersten Hälfte zu finden. Dem Rest gelingt es dann nicht mehr wirklich, daran anzuknüpfen; zumal man auch die durchaus netten Einfälle davor – wie z.B. rund um das flackernde Licht bei der Therapeutin – vermisst. Aus einem durchaus effektiven Gruselthriller mit psychologischem Horror-Einschlag wird somit zunehmend eine ziemlich ausgelutschte Monster-Story, dessen Design noch dazu wenig hervorstechend und/oder erinnerungswürdig ist. Neben ein paar optisch netten Momenten und den erwähnten Grusel-Highlights sind die darstellerischen Leistungen – insbesondere von Sophie Thatcher und Vivien Lyra Blair – die größte Stärke des Films. Drehbuchseitig merkt man aber leider, dass sich die Autoren damit schwer taten, eine rund zwanzig Seiten lange Kurzgeschichte zu einem abendfüllenden Spielfilm zu erweitern.