Mit: Allison Williams, Violet McGraw, Jenna Davis, Amie Donald, Ronny Chieng, Brian Jordan Alvarez, Jen Van Epps, Stephane Garneau-Monten, Lori Dungey, Amy Usherwood u.a.
Kurzinhalt:
Gemma ist erschüttert, als sie vom Tod ihrer Schwester und dessen Gatten erfährt. Die beiden sind auf dem Weg in den Urlaub bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Einzig ihre achtjährige Tochter Cady hat überlebt. Gemma sieht sich nun in der Situation, praktisch von einem Tag auf dem nächsten Mutter zu sein – eine Rolle, die ihr nicht unbedingt liegt. Erschwerend kommt hinzu, dass es in ihrer Firma gerade drunter und drüber geht. Denn eigentlich sollte sie an der nächsten Version eines intelligenten Spielzeugs arbeiten. Stattdessen hat sie ihre Forschung an einer Art lebenden Puppe fortgesetzt. M3GAN ist ein mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter Roboter in der Gestalt eines kleinen Mädchens. Für Gemma ist klar, dass dieses revolutionäre Produkt genau das ist, was die Firma braucht, um langfristig vor der Konkurrenz zu bleiben. Schließlich bindet sie Cady ins Experiment mit den ersten M3GAN-Prototypen ein. Ihr Chef ist von den ersten Resultaten begeistert, und weist sie an, M3GAN nach Hause zu nehmen, um den Test dort fortzuführen. Dies ist Gemma auch insofern nicht unrecht, als sie Cady so in dieser stressigen Zeit quasi an M3GAN abgeben kann. Dann jedoch kommt es rund um Cady vermehrt zu mysteriösen Vor- und Unfällen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ich bin ja grundsätzlich leidenschaftlicher Kinogänger, und nach den Pandemiejahren beginnen sich meine entsprechenden Besuche langsam aber sicher – auch abseits der Filmfestivals – wieder zu normalisieren. Als zudem großer Horror-Fan, hätte es mich grundsätzlich Anfang des Jahres auch in "M3GAN" verschlagen – wenn nicht vorab bereits bekannt geworden wäre, dass der Film für den Kinostart verharmlost wurde, um in den USA ein PG-13 Rating zu erhalten, und es für das Heimkino später eine "Unrated"-Fassung geben wird. Vorab: Ich kenne mich mit diesen ganzen Freigaben usw. nicht aus, möglicherweise ist es rein rechtlich nicht möglich, aber in einer Zeit, wo es durchaus auch mal unterschiedliche Filmfassungen gleichzeitig im Kino gibt (so sieht man auf IMAX-Leinwänden mehr vom Bild; von 3D/2D mal ganz abgesehen) ist mir unverständlich, warum man nicht einfach eine R- und eine PG13-Fassung von einem Film gleichzeitig ins Kino bringen kann. Jedenfalls gab das den Ausschlag, dass ich doch lieber auf die Blu-Ray gewartet habe. Nun dürften die Unterschiede zwar nicht gravierend sein, dennoch war es in meinen Augen die richtige Entscheidung; weniger wegen den ebenfalls vermehrt auftretenden Kraftausdrücken, als vielmehr den vereinzelten Gewaltspitzen bei M3GANs Morden, die den Film für mich doch nochmal zusätzlich aufwerteten (in der "geschnittenen" Fassung hätte ich ihm wohl einen Punkt weniger gegeben).
Was nicht heißen soll, dass mir die harmlosere Version, hätte ich sie gesehen, nicht ebenfalls gefallen hätte. Denn viele Stärken des Films sind natürlich von den fürs PG13-Rating geschnittenen Szenen unabhängig. So fand ich die M3GAN-Puppe ausgesprochen gut umgesetzt. Es kam hier offenbar eine Mischung aus einer animatronischen Puppe, einer Darstellerin im Kostüm, und CGI-Effekte (in erster Linie für die Gesichtszüge) zur Anwendung. Das Ergebnis ist rundum überzeugend; M3GAN mag etwas fortschrittlicher sein als unser aktueller Stand der Technologie (der teilweise auf wunderbare Weise eingebaut wird, wie z.B. rund um eine Alexa-Variante), ist aber letztendlich aus eben diesem sehr gut extrapoliert. Ich mochte aber auch die Dynamik zwischen dem zentralen Gespann. Allison Williams hat hierbei insofern die undankbarste Rolle, als ihre Figur, die ihre Nichte teilweise doch ziemlich missachtet, droht, die Sympathien des Zuschauers zu verspielen. Zumindest bei mir war dies jedoch nie der Fall. Immerhin kam sie ja praktisch von einer Minute auf die nächste wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind; weder war es ihre Entscheidung, noch hatte sie Zeit, sich auf diese große Umstellung ihres Lebens vorzubereiten. Und letztendlich ist sie ja trotz allem – so gut es ihr nun mal möglich ist – für ihre Nichte da, und schiebt sie nicht einfach in ein Heim ab. Cady wiederum leidet offensichtlich (und natürlich) unter dem plötzlichen Tod ihrer Eltern, und überträgt diese Verlustangst nun unweigerlich auf Gemma. Als noch junges Kind hat sie zudem noch nicht die nötige emotionale Reife, um mit dieser Situation umzugehen, oder auch nur ihre Gefühle einer für sie größtenteils fremden Person wie Gemma anzuvertrauen. Und man kann auch sehr gut verstehen, warum M3GAN für Cady so wichtig ist; im Gegensatz zu den Menschen in ihrer Umgebung ist sie praktisch unsterblich – und wird somit immer für sie da sein. Aber selbst mit M3GAN habe ich bis zu einem gewissen Grad mitgefühlt: Denn genau genommen ist alles, was passiert, nicht ihre Schuld; sie folgt einfach nur ihrer Programmierung – bzw. zuletzt einem für Lebewesen jeglicher Art nur natürlichen Selbsterhaltungstrieb.
Vor allem aber gefiel mir der Aufbau der Geschichte. Natürlich weiß man von Anfang an, in welche Richtung sich das entwickeln wird, aber die Art und Weise wie es das tut fand ich überaus gelungen. Die Story entwickelt sich einerseits rasch genug vorwärts, um keine Langeweile aufkommen zu lassen, nimmt sich andererseits auch ausreichend Zeit, damit die Figuren Luft zum Atmen haben, und einzelne entscheidende Wendungspunkte die gewünschte Wirkung entfalten können. Und vor allem der anfänglich schon angesprochene Teil, in dem M3GAN bei Funki eine blutige Spur der Verwüstung zieht, machte ordentlich Laune. Zugegeben: Bei Filmen über eine Mörderpuppe muss man natürlich unweigerlich an Chucky denken, und den Charme der besten Filme der Reihe erreicht "M3GAN" nicht ganz. Zudem ist der Film teilweise doch etwas arg vorhersehbar. Vor allem aber ist "M3GAN" nicht einfach nur kaum gruselig (damit könnte ich ja noch leben), sondern auch nur allzu selten wirklich spannend; am beängstigendsten fand ich eigentlich eine Androhung von M3GAN gegen Ende in Richtung Gemma. Das war wirklich böse, und eine absolute Horror-Vorstellung. Davon abgesehen hielt sich besagter Horror bei "M3GAN" aber doch eher in Grenzen.
Fazit:
"M3GAN" hat mich größtenteils gut unterhalten. Er greift ein durchaus aktuelles Thema auf, und hat trotz allen (schwarzen) Humors, dem flotten Erzähltempo und dem hohen Unterhaltungswert auch ein bisschen etwas zu sagen. Zudem hatte es mir die Dynamik der drei zentralen Figuren angetan. Die Gewaltspitzen im Unrated-Cut werteten ihn für mich dann noch einmal zusätzlich auf; für die harmlosere Kinofassung hätte ich wohl nur einen Punkt weniger vergeben. Zugegebenermaßen erfindet "M3GAN" das Rad nicht neu, und reicht an den kultigen allerersten "Chucky"-Film nicht heran. Dessen thematisch ganz ähnlich gelagertes Remake lässt "M3GAN" aber klar und deutlich hinter sich.