Mit: Georgina Campbell, Bill Skarsgard, Justin Long, Matthew Patrick Davis, Richard Brake, Kurt Braunohler, Jaymes Butler, Sophie Sörensen, Rachel Fowler, JR Esposito, Kate Nichols, Kate Bosworth u.a.
Kurzinhalt:
Tess hat sich für ein Vorstellungsgespräch in einer Airbnb-Unterkunft in einer praktisch ausgestorbenen Kleinstadt einquartiert. Bei ihrer Ankunft muss sie jedoch feststellen, dass das Haus bereits belegt ist. Im ersten Moment scheint Keith zwar ein freundlicher Kerl zu sein, dennoch fühlt sie sich in seiner Gegenwart nicht wirklich wohl. Angesichts des strömenden Regens sowie der ausgebuchten Hotels in der nächstgelegenen größeren Stadt scheint ihr jedoch nichts anderes übrig zu bleiben, als sich mit der Situation abzufinden, und zusammen mit Keith die Nacht in der Airbnb-Unterkunft zu verbringen. Kurz darauf fehlt von ihr dann jede Spur. Ein paar Monate später verschlägt es den Schauspieler AJ – der mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert wird – in die gleiche Unterkunft. Dort macht er dann schließlich eine furchtbare Entdeckung…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die erste halbe Stunde von "Barbarian" ist einfach nur großartig. Zach Cregger gelingt es auf fantastische Art und Weise, das Setup zu nutzen, und beim Publikum ein Gefühl der Unsicherheit entstehen zu lassen. Ist Keith wirklich nur ein freundlich-netter-harmloser Kerl, der an der Situation genau so unschuldig ist wie Tess? Oder hat er diese Begegnung doch irgendwie orchestriert – oder selbst wenn nicht, plant er etwa, diese Gelegenheit irgendwie auszunutzen? In dieser Hinsicht erweist sich nicht zuletzt das Casting von Bill Skarsgard als Geniestreich, hat dieser doch bereits in "Castle Rock" eine ähnlich undurchsichtige Rolle gespielt, wo man sich als Zuschauer nie sicher war, woran man an ihm ist. Jedenfalls schaffte es Gregger in diesem Teil des Films, dass man als Zuschauer in Tess' Haut schlüpft; was ich vor allem für Männer spannend fand, die hier einmal nachempfinden können, wie es Frauen in solch einer – aus unserer Sicht vielleicht harmlos wirkenden – Situation geht. Jedenfalls fand ich die erste halbe Stunde enorm beklemmend. Geor
Mit dem Mittelteil des Films – nach dem Zeitsprung und Perspektivwechsel hin zu Justin Longs AJ – tat ich mir aber eher schwer. Einerseits, weil hier dann die in der ersten halben Stunde sehr natürlich vermittelte feministische Message vielmehr mit dem Holzhammer serviert wird. AJ gerät dabei fast schon zur Karikatur; was nicht heißen soll, dass ich nicht glaube, dass es solche Männer tatsächlich gibt. Aus meiner Sicht drängte sich mit ihm aber der (feministische) Punkt, den Cregger mit dem Film machen will, zu sehr in den Vordergrund. In jedem Fall konnte ich AJ aber einerseits nicht wirklich ernst nehmen, und andererseits aufgrund seiner Charakterisierung keinerlei Bezug zu ihm aufbauen. Was der zweite, noch wichtigere Punkt ist: Während ich mit Tess in der ersten halben Stunde so richtig mitfieberte, war mir AJ bestenfalls egal – und "schlimmstenfalls" wünschte ich ihm so rasch als möglich den Tod an den Hals. Dies war der Spannung ab seiner Ankunft im Haus leider nicht wirklich zuträglich. Im letzten Drittel finden diese beiden Handlungsstränge dann schließlich zusammen. Ab da dreht "Barbarian" nochmal etwas auf, wobei ich auch gestehen muss, die Idee hinter der Auflösung letztendlich besser gefunden zu haben, als die Umsetzung. Und auch wenn der Ausgang des Geschehens in einem bestimmten Punkt überaus gefällig war, so fand ich es andererseits doch auch ein bisschen schwer zu schlucken. So gesehen hätte es ich persönlich besser gefunden, wenn sich Zach Cregger auf das erste Drittel beschränkt und einfach einen Kurzfilm abgeliefert hätte; der wäre dann auch echt grandios gewesen. So hingegen zog ihn die weitere Stunde Laufzeit in meinen Augen doch nicht unwesentlich herunter.
Fazit:
Das erste Drittel zählte für mich mit zum Besten, was mir im letzten Jahr im Horror-Genre untergekommen ist. Zach Cregger gelingt es hier auf fantastische Art und Weise, uns in Tess' Haut schlüpfen und ihr Unbehagen nachempfinden zu lassen. Das Gefühl der Unsicherheit, welches zunehmend in Beklemmung umschlägt, fängt er – mit Hilfe von Georgina Campbell, sowie dem in der Rolle perfekt gecasteten Bill Skarsgard – phänomenal ein. Mit dem Perspektivwechsel hin zu AJ hat "Barbarian" aber leider doch ordentlich abgebaut. Dies ist nicht Justin Long vorzuwerfen, der spielt die Figur grundsätzlich (auch) sehr gut; ich konnte nur halt mit AJ als Charakter überhaupt nichts anfangen. Zumal er für mich teilweise doch etwas zur Karikatur verkam, und die zuvor sehr clever vermittelte feministische Message auf einmal mit dem Holzhammer eingeprügelt wurde. Vor allem aber war er ein derartiges Arschloch, dass ich einfach nicht mit ihm mitgefiebert habe. Im letzten Drittel dreht "Barbarian" dann zwar nochmal etwas auf, und erreicht schließlich einen gefälligen Abschluss. Die grandiose erste halbe Stunde blieb jedoch auch hier unerreicht.