Spinnenhorror im Pariser PlattenbauKategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 02 Oktober 2023
Originaltitel:
Vermines
Produktionsland/jahr:
Frankreich 2023
Bewertung:
Studio/Verleih:
My Box Productions/WTFilms
Regie:
Sébastien Vanicek
Produzenten:
Harry Tordjman
Drehbuch:
Sébastien Vanicek & Florent Bernard
Filmmusik:
Douglas Cavanna
Kamera:
Alexandre Jamin
Schnitt:
Thomas Fernandez & Nassim Gordji Tehrani
Genre:
Horror
Kinostart Deutschland:
Noch nicht bekannt
Kinostart Frankreich:
27. Dezember 2023
Laufzeit:
103 Minuten
Altersfreigabe:
Noch nicht geprüft
Trailer:
Noch nicht verfügbar
Kaufen:
Noch nicht verfügbar
Mit: Théo Christine, Sofia Lesaffre, Jérôme Niel, Lisa Nyarko,
Finnegan Oldfield u.a.
Kurzinhalt:
Kaleb hat eine Vorliebe für exotische Tiere. Eines Tages findet er beim Händler seines Vertrauens eine Spinne, die in der Wüste gefangen wurde. Er "verliebt" sich sofort in sie und nimmt sie zu sich nach Hause. Bevor er ihr ein würdigeres Zuhause herrichten kann, bewahrt er sie vorläufig in einer Schuhschachtel auf. Wieder zurück in seinem Zimmer, erkennt er jedoch, dass ihr die Flucht gelang. Kurz darauf wird ein Bewohner des Plattenbaus, in dem sich Kaleb zusammen mit seiner Schwester eine Wohnung teilt, tot aufgefunden. Aufgrund der mysteriösen, ungeklärten Umstände seines Todes wird das Wohnhaus als Vorsichtsmaßnahme abgeriegelt. Kurz darauf kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die Spinne die Übeltäterin ist. Diese war in der Zwischenzeit generell sehr umtriebig, und hat sich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit vermehrt. Zudem wachsen sie ungewöhnlich schnell zu exorbitanten Größen heran. Von der Außenwelt abgeschnitten, beginnt für die Bewohner des Wohnhauses ein Kampf ums nackte Überleben…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Vermin" war für mich leider eine ziemlich zwiespältige Angelegenheit. Alles rund um die Spinnen hat für mich dabei wirklich hervorragend funktioniert. Die betreffenden Szenen waren stark inszeniert, und es gab – vor allem zu Beginn, als die Spinnen noch klein und dementsprechend realitätsnah waren – zahlreiche Momente, die mir unter die Haut gegangen sind, und/oder mich zusammenzucken ließen. Da meinte man teilweise wirklich, das Kribbeln auf der eigenen Haut zu spüren. Klasse! Aber selbst wenn der Film in der zweiten Hälfte zunehmend zu einem doch eher fantastischen Monsterfilm mit Riesenspinnen wird, fand ich die betreffenden Szenen cool, und vor allem auch packend umgesetzt. Beispielhaft sei jener Moment erwähnt, wo sie durch einen von Spinnen befallenen Korridor durchmüssen, um zur Garage zu gelangen. Aber auch der eine oder andere amüsante Moment, der zwischendurch für humoristische Auflockerung sorgt, hat mir gut gefallen. Und nicht zuletzt waren die Spinnen echt hervorragend getrickst. Ich vermute, dass hier eine Mischung aus echten Spinnen, animatronischen Puppen und CGI angewandt wurden; für mich sahen sie aber immer realistisch aus.
Die Schattenseite des Films ist allerdings: So gut mir alles rund um die Spinnen auch gefallen konnte, so schwach fand ich alles rund um die menschlichen Protagonisten. Dies liegt unter anderem daran, dass es mir bis zuletzt nicht gelang, zu Kaleb (oder seinen Begleitern) einen Bezug aufzubauen. Sowohl er als auch die anderen Figuren waren mir leider herzlich und schmerzlich egal. Die diversen Konflikte zwischen den verschiedenen Charakteren waren zudem extrem hanebüchen, und teilweise an Klischeehaftigkeit und Plattheit nicht zu überbieten, angefangen bei der angespannten Stimmung zwischen ihm und seiner Schwester (weil sie nicht so um seine Mutter trauert, wie er sich das scheinbar erwarten würde), bis hin zum fast schon lächerlich banalen Grund, warum die Freundschaft zu seinem engsten Freund einst in die Brüche ging (da musste ich mich echt zusammenreißen, um mir das Lachen zu verkneifen). Insofern haben die meisten emotionalen Momente für mich leider überhaupt nicht funktioniert. Zumal das Nachspiel eines bestimmten Todes für mich auch viel zu schrill, hysterisch und überdramatisiert dargestellt wurde (das war einfach nur mühsam, und definitiv zu viel des Guten), und die diversen Aussprachen in dieser "auf Leben und Tod"-Situation doch eher fehl am Platz wirken (auch wenn dies zugegebenermaßen ein genretypisches Problem ist). Und auch auf die Gefahr hin, dass ich auf meine alten Tage langsam zynisch werde, aber wenn eine Figur unbedingt meint, in den Tod laufen zu müssen, dann lasst sie doch bitte?! Ist immer noch ihre Entscheidung. Das letzte Problem ist dann das (leider ja ebenfalls sehr genretypisch) teils dämliche Verhalten der Protagonisten. Die beiden schlimmsten Beispiele dafür waren "Ich lass die Spinnen raus, damit ihr entkommen könnt" sowie "Du steigst aus dem Auto aus und redest ihr gut zu, anstatt dass wir einfach drüberfahren" – es ließen sich aber auch noch zahlreiche weitere Beispiele dafür anführen. Und wo waren eigentlich die ganzen standardmäßig mit Taschenlampen ausgestatteten Handys? Hätte man am Ende gut gebrauchen können.
Fazit:
"Vermines" fängt eigentlich ziemlich gut an. Und immer, wenn auch wirklich die Bedrohung durch die Spinnen im Mittelpunkt steht, konnte er mir bis zuletzt eigentlich ziemlich gut gefallen. Die betreffenden Szenen waren stark inszeniert, und die Umsetzung der Spinnen fand ich ebenfalls durchgehend sehr gelungen. Leider aber konnte ich mit den Figuren herzlich wenig anfangen. Weder Kaleb, noch seine Schwester, noch ihre Freunde, wären mir sonderlich sympathisch gewesen. Dementsprechend habe ich allzu selten mit Figuren in bedrohlichen Situationen mitgefiebert. Ihre Spannung verdankten diese Momente somit einzig und allein der starken Inszenierung von Sébastien Vanicek . Am Drehbuch (insbesondere im Hinblick auf das Teils nicht wirklich clevere Verhalten der Protagonisten), den Figuren, und insbesondere den Konflikten zwischen ihnen – die mir teilweise einfach viel zu klischeehaft und hanebüchen waren – hätte er in meinen Augen mit seinem Skript-Partner Florent Bernard allerdings noch ein bisschen feilen sollen.