Originaltitel: Shadow Warrior Episodennummer: 1x05 Bewertung: Weltweiter Internet-Release: 13. September 2023 Drehbuch: Dave Filoni Regie: Dave Filoni Besetzung:
Rosario Dawson als Ahsoka Tano,
Natasha Liu Bordizzo als Sabine Wren,
Mary Elizabeth Winstead als Hera Syndulla,
Ray Stevenson als Baylan Skoll,
David Tennant als Huyang,
Evan Whitten als Jacen Syndulla,
Hayden Christensen als Anakin Skywalker,
Genevieve O'Reilly als Chancellor Mon Mothma,
Ariana Greenblatt als Young Ahsoka Tano,
Paul Sun-Hyung Lee als Captain Carson Teva,
Temuera Morrison als Captain/Clone Commander Rex,
Eisa Davis als Captain Girard,
Chau Naumova als Lieutenant Jensu,
Brendan Wayne als Lieutenant Lander,
Gina Vitori als Weapons officer,
Anthony Notarile als Comm officer u.a.
Kurzinhalt:
Nach ihrem Fall findet sich Ahsoka Tano in der Welt zwischen den Welten wieder – wo sie ihrem früheren Meister Anakin Skywalker begegnet. Dieser meint, dass sie noch eine Chance hätte, wieder ins Leben zurückzukehren – und möchte ihr dabei helfen, in dem er ihre Ausbildung abschließt. Dafür bringt er sie zuerst zu ihrer ersten gemeinsamen Mission während der Klonkriege auf Christophsus zurück, wo sie entscheidende Momente der Schlacht neuerlich durchlebt. Danach springen sie zur Belagerung Mandalores – wo Ahsoka, da Anakin zu diesem Zeitpunkt auf Coruscant weilte (und kurz vor dem Fall zur dunklen Seite stand) die Klontruppen alleine gegen den Feind führte. Wieder zurück in der Welt zwischen den Welten muss sich Ahsoka in einem letzten entscheidenden Duell gegen ihren früheren Meister beweisen. Parallel dazu ist die Ghost auf Seatos gelandet. Nachdem die ersten Sondierungen der Umgebung nichts ergaben, möchte man eigentlich wieder abfliegen. Dann jedoch ist Jacen Syndulla davon überzeugt, etwas in den Wellen zu hören…
Review:
Am Ende von "Gefallene Jedi" war ich mir ja nicht sicher, was ich davon halten soll, dass hier scheinbar die Welt zwischen den Welten (eine Idee, der ich bei "Rebels" doch eher skeptisch gegenüberstand) halten soll. "Schattenkrieger" hat aber nicht einfach nur das Konzept auf derart grandiose Art und Weise genutzt (wieder: im Gegensatz zu "Die Offenbarung", wo es scheinbar "nur" darum ging, Zeitreisen im "Star Wars"-Universum zu etablieren), mit der Möglichkeit, dass es sich bei all dem nur um einen Traum (oder eine Machtvision) handelte, gibt man Leuten wie mir, die selbst nicht wissen, ob sie die Idee gut finden, einen leichten Ausweg, um die betreffenden Szenen dennoch genießen zu können. Und, ganz ehrlich: Die Begegnung zwischen Ahsoka und Anakin hat meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Was Dave Filoni hier in der ersten Hälfte der Folge abgeliefert hat, war das beste Stück "Star Wars"-Unterhaltung seit dem Finale der zweiten "Mandalorian"-Staffel.
"Ahsoka" ist ja in vielerlei Hinsicht eine (live action-)Fortsetzung zu "Rebels", auch wenn die Titelheldin in erster Linie aus "Clone Wars" bekannt ist, und in der Nachfolgeserie nur einzelne Auftritte hatte. "Schattenkrieger" bringt die bisherige Saga um ihr Leben nun zum Ausgangspunkt zurück ("Der Kreis schließt sich", wie Obi-Wan sagen würde), und zugleich die "Clone Wars"-Serie ins Reich der "Live Action"-Unterhaltung. Mit Ariana Greenblatt wurde für die junge Ahsoka eines der eindrucksvollsten und vielversprechendsten Jungtalente Hollywoods gecastet. Greenblatt war bereits in "Infinity War" als junge Gamora zu sehen, und hatte danach prominente Auftritte in den beiden Netflix-Produktionen "Love and Monsters" sowie "Awake", spielte Anfang des Jahres an der Seite von Adam Driver (aka Kylo Ren aus der Sequel-Trilogie) die junge weibliche Hauptrolle im SF-Dino-Thriller "65". Zuletzt trat sie in "Barbie" in einer ebenfalls essentiellen Rolle an der Seite von Margot Robbie, Ryan Gosling und America Ferrera auf. In all diesen Filmen hat sie bei mir, trotz der bekannten erwachsenen Co-Stars, Eindruck hinterlassen. Und auch hier gibt sie der jungen Ahsoka wieder eine bestechende Intensität, und lässt ohne viele Worte die Emotionen ihrer Figur erkennen. Eine phantastische Leistung, die mich endgültig davon überzeugte, dass wir es hier mit einem Talent zu tun haben, dass es unbedingt im Auge zu behalten gilt. Aber auch über die Rückkehr von Hayden Christensen (im Übrigen fand ich das De-Ageing hier um einiges gelungener, als es in der letzten Szene der vorangegangenen Episode den Eindruck machte; dort mag auch das Licht in der Szene eine Rolle gespielt haben) habe ich mich gefreut. Ich zählte noch nie zu seinen Kritikern, und bleibe dabei, dass viele damals ihre Ablehnung dem gegenüber, was er gespielt hat, mit einer vermeintlich schlechten Leistung seinerseits verwechselt haben. Wie sich mittlerweile nicht wenige "Star Wars"-Fans über seine Rückkehr zuerst in "Obi-Wan Kenobi" und nun auch hier freuen, ist dementsprechend schön zu sehen.
Die Ausflüge zurück zu den "Clone Wars" (weil von Rückblenden kann man ja nicht wirklich sprechen) machten zudem deutlich, wie Ahsoka von ihren Erinnerungen an diese Zeit – und dass sie schon in viel zu jungen Jahren Teil eines Krieges war (wobei man natürlich sagen muss: Dabei ging es Dave Filoni damals als er die Figur vorstellte weniger darum, ein Statement über die Abgründe des Jedi-Ordens zu machen, welches Kinder in den Krieg schickt; Ahsoka war einfach als Identifikationsfigur für die junge Hauptzielgruppe der Serie gedacht) – nach wie vor belasten. Gezeigt wird uns dies durch ihre Rückkehr zu zwei entscheidenden Missionen, die aus ihrer Sicht sowohl den Anfang und das Ende der Klonkriege, als auch ihrer Ausbildung durch Anakin, bildete, nämlich ihre erste gemeinsame Mission auf Christophsis, und dann die Schlacht um Mandalore (an der Anakin selbst nicht mehr beteiligt war). Die Szenen machen dabei den Unterschied der Persönlichkeiten von Meister und Schülerin deutlich, insbesondere was den Umgang mit den Klonsoldaten betrifft.
Dass sowohl sie als auch ihr Gegenüber in diesen Visionen nicht ihr damaliges sondern ihr zukünftiges Ich sind, welches ihnen erlaubt, auf die damaligen Ereignisse mit neuen Augen zurückzublicken, wertete diese Momente ebenso zusätzlich auf, wie die phantastische Inszenierung. Was letzteres betrifft, bestachen nicht zuletzt die Überblendungen, in denen mehrmals kurz Anakins Schicksal Darth Vader durchblitzt. Aber auch, dass alles von einem roten Nebel umgeben ist (der verhindert, dass wir die Schlacht in ihrer Gesamtheit sehen, und uns wirklich nur auf das Geschehen rund um Ahsoka konzentrieren), fand ich insofern klasse, als es den traumhaften Eindruck dieser Szenen verstärkte. Diese kulminieren dann schließlich in einem fantastischen Duell; dies weniger, weil der Lichtschwertkampf sonderlich beeindruckend choreographiert gewesen wäre (war er nämlich nicht), sondern einerseits aufgrund der mitschwingenden Emotionen, mehr noch aber wegen der Erkenntnis, dass Ahsoka dabei letztendlich weniger gegen ihren früheren Meister an sich kämpft, sondern vielmehr gegen einen Teil von sich selbst: Ihrem Träume, ihren Ängsten und Selbstzweifeln, die durch ihn – und die finstere, von Hass zerfressene Identität nach seinem Fall – symbolisiert wird. So schön die Realverfilmung von Ereignissen aus der "Clone Wars"-Serie, sowie das Wiedersehen zwischen Anakin und Ahsoka, auch gewesen sein mögen, aber letztendlich liegt für mich genau darin die größte Stärke von "Schattenkrieger": Es ging in der ersten Hälfte eben nicht nur um reines Fan-Service, sondern Ahsoka macht hier eine markante Entwicklung durch, und verlässt die Welt zwischen den Welten (oder ihre Machtvision) als neuer "Mensch" – da es ihr endlich gelungen ist, die Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen (ihr neuer weißer Umhang mag dies zwar schon fast etwas zu plakativ visualisieren, andererseits war "Star Wars" zugegebenermaßen was diesen Aspekt betrifft auch bisher eher nicht für Subtilität bekannt, weshalb ich es auch "Schattenkrieger" nicht vorwerfen will).
Der Rest der Episode konnte an die starken Szenen rund um die Begegnung von Anakin und Ahsoka zwar nicht anknüpfen, bot aber durchaus auch den einen oder anderen netten Moment, wie z.B., wenn Jacen (wohl aufgrund seiner Verbindung zur Macht) das Lichtschwertduell zwischen Ahsoka und Anakin in den Wellen hört, und daraufhin seine Mutter mit der Ghost zur im Wasser schwimmenden Ahsoka führen kann. Aber auch die Szene am Ende, wo es Ahsoka gelingt, mit dem Wal in Kontakt zu treten, und dazu zu bewegen, ihr Schiff in jene ferne Galaxis zu bringen, wo sich Ezra und Thrawn aufhalten sollen. Und neben der Inszenierung von Dave Filoni fand ich auch die Musik von Kevin Kiner (der zudem vereinzelt, und durchaus subtil, auch bekannte "Williams"-Themen anspielt) wieder einfach nur wunderbar. Wenn es etwas gibt, dass ich an "Schattenkrieger" vielleicht kritisieren könnte, dann ist es, dass es keinen nachvollziehbaren Grund gibt, warum Hera mit der Ghost nicht mitfliegen könnte/sollte; im Maul des Wals wäre genug Platz gewesen. Aber: Ich verstehe, dass dies in erster Linie Ahsokas Mission ist. Insofern kann ich Filoni diesen Schnitzer verzeihen (wobei es geholfen hätte, wenn er mit Ahsokas "Sorry you can't make the trip" nicht nochmal extra darauf hingewiesen, und somit Salz in meine entsprechende Wunde gestreut hätte).
Fazit:
Für "Schattenkrieger" gibt es Standing Ovations von mir. Die Art und Weise wie es Dave Filoni hier gelingt, Elemente aus der Prequel- sowie der Originaltrilogie, "The Clone Wars" sowie "Rebels" zu vereinen, lässt einen wünschen, Disney hätten nach dem Kauf der "Star Wars"-Lizenz von vornherein ihm die Verantwortung für das Erbe von George Lucas – und insbesondere auch die Sequel-Trilogie – übertragen. Zwar mag ich bekanntlich nie der allergrößte "Clone Wars" (oder "Rebels"-)Fan gewesen sein, meine Kritik hatte dabei aber nicht selten mit der angestrebten Hauptzielgruppe, und den dadurch notwendigen Anpassungen, zu tun. Für "Ahsoka" lässt Filoni eben dies nun hinter sich – und hat darüber hinaus den Vorteil, auf eine Fanbase zurückzugreifen, die er mit seinen beiden Animationsserien oftmals überhaupt erst zu "Star Wars" gebracht hat. Vor allem für diese dürfte sich "Schattenkrieger" als ein absolutes Fest erweisen. Aber auch ich war von dieser Episode absolut begeistert – insbesondere, soweit es die (vermeintlich) in der Welt zwischen den Welten spielenden Szenen betrifft, die uns nicht nur ein Wiedersehen mit (einem überzeugend digital verjüngten) Hayden Christensen einbringen, sondern auch einen Einblick geben, wie die "Clone Wars"-Serie als Live Action-Produktion hätte aussehen können. Die Episode profitiert darüber hinaus von Filonis fantastischer Inszenierung (insbesondere mit dem Anakin/Vader-Überblendungen), Kevin Kiners phänomenaler Musik, sowie starken Performances, wobei neben Rosario Dawson und Hayden Christensen insbesondere Ariana Greenblatt als junge Ahsoka Tano hervorgehoben werden muss. Der zweiten Hälfte der Folge mag es zwar nicht mehr ganz gelungen sein, daran anzuknüpfen; zudem wirkt die Tatsache, dass Hera und die Ghost hier zurückbleiben, doch etwas konstruiert. Die verdiente Höchstwertung können jedoch auch diese kleineren Schönheitsfehler nicht verhindern.