Kurzinhalt:
Jedes Jahrhundert verbringt Tod einen Tag unter Sterblichen als eine von ihnen, um zu verstehen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Als es diesmal so weit ist, trifft sie auf einen jungen Mann, der in Erwägung gezogen hat, sich das Leben zu nehmen, wird von Mad Hettie darum gebeten, nach ihrem Herz zu suchen, und vom Eremiten verfolgt, der es auf ihr Ankh-Symbol abgesehen hat. Im Zuge ihres einen Tages als Mensch besucht sie zudem ein Konzert von Foxglove. Diese ist ein paar Jahre später ein Star – ein Leben, das sie und ihre heimlich geführte lesbische Beziehung mit der großen Liebe ihres Lebens, Hazel, zunehmend belastet. Bis eines Tages ihr Manager während eines Fluges an einem Herzinfarkt stirbt, und ihr daraufhin in einem Traum eine Warnung überbringt…
Review:
Der Sammelband "Death" umfasst gleich mehrere Comics, die sich allesamt rund um Tod, die Schwester von Traum, drehen. So sind hier z.B. jene Geschichten aus dem "Sandman"-Zyklus, in dem sie eine größere Rolle spielt, nochmal abgedruckt. Dies gilt insbesondere für die "Sandman"-Einzelcomics "The Sound of Her Wings" (#8) und "Facade" (#20). Aber auch "Death and Venice" aus "Endless Nights" ist hier nochmal enthalten. Auf eben diese Comics möchte ich hier nicht weiter eingehen, da ich sie eh schon bei den jeweiligen "Sandman"-Sammelbänden besprochen habe; nur so viel: "The Sound of Her Wings" ist nach wie vor einer der besten Comics, die ich je gelesen habe (weshalb ich sie mir auch – als einzige der mir schon bekannten Geschichten – im Zuge der Anthologie nochmal vorgeknöpft habe), und wertet den Sammelband allein mit ihrer Anwesenheit auf. Aber auch ihre Geschichte "A Winter's Tale", ursprünglich im DC-Sammelband "Winter's Edge" erschienen, die mir bislang noch nicht bekannt war, hat es in diese Anthologie geschafft. Eine nette kleine, sechsseitige Story, in der Tod in einem Monolog ihre Rolle im Universum beschreibt. Zwei weitere kleine Sonder-Ausgaben sind dann "Death Talks about Life" – ein Aufklärungscomic über AIDS – sowie "The Wheel", welches im Andenken an die 9/11-Terroranschläge geschrieben wurde. Ersterer eine nette Beigabe, letzterer hingegen durchaus essentiell, und vor allem wirklich bewegend.
Abseits der Reprints der "Sandman"-Geschichten bilden jedoch zwei von Neil Gaiman extra für Tod geschriebene, aus jeweils drei Einzelausgaben bestehende Comics den Schwerpunkt dieser Anthologie, nämlich "The High Cost of Living" und "The Time of Your Life". In ersterer kommt Tod für einen Tag als Sterbliche – Dini genannt – auf die Erde. Kurz nach ihrer Ankunft macht sie die Bekanntschaft von Sexton, einem Teenager, der in Erwägung gezogen hat, sich das Leben zu nehmen. Im Zuge der darauffolgenden vierundzwanzig Stunden wird er just in Begleitung des Todes – oder ihrer sterblichen Inkarnation – lernen, das Leben zu lieben. Das allein war schon ein wunderbarer Gedanke. Aber auch alles rund um Mad Hettie und die Suche nach ihrem Herzen hatte es mir angetan. Einzig ob es den Eremiten als Widersacher unbedingt gebraucht hat, darüber kann man geteilter Meinung sein. Davon abgesehen war der Comic aber Gaiman-typisch wieder sehr gut geschrieben, und wartete mit zahlreichen interessanten, originellen und teilweise auch bizarren Einfällen, sowie der einen oder anderen Lebensweisheit auf. Für mich jedenfalls definitiv ein Highlight; zwar nicht ganz so stark wie "The Sound of Her Wings", aber definitiv eine Bereicherung für den "Sandman"-Mythos.
"The Time of Your Life" knüpft dann quasi an diesen Comic an, wobei hier nicht mehr Tod selbst im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr die Sängerin Foxglove, die eben dort in einer kleinen Nebenrolle vorgestellt wurde. Vermutlich deshalb, weil Tod hier nun wiederum nur eine relativ kleine Gastrolle einnimmt, hat mich der zweite Comic nicht mehr ganz so fasziniert und begeistert; was jedoch nicht heißen soll, dass er mir überhaupt nicht gefallen konnte. Tatsächlich fand ich die Betrachtung des Preises von Ruhm und einer solchen Karriere, wie Foxglove sie einschlägt, durchaus interessant. Aber auch die Geschichte ihrer Partnerin Hazel hatte es mir durchaus angetan. Nach dem Tod von deren Sohn Alvie (es ist sicher kein Zufall, dass es sich bei dem Namen um ein Anagramm von "Alive" handelt) kommt dann eben wiederum Tod ins Spiel. Insgesamt fand ich jedenfalls auch diese Geschichte sehr nett. Beiden ist gemein, dass es mir auch die künstlerische Gestaltung angetan hatte, wobei ich auch diesbezüglich "The High Cost of Living" noch eine Spur besser fand. An "The Time of Your Life" war jedoch spannend, dass sich gleich auf mehreren Seiten sechzehn Panele nebeneinander befinden, was doch eher ungewöhnlich ist (Standard sind ja neun, wobei Comics üblicherweise von diesem Schema bewusst abweichen, damit es optisch abwechslungsreicher wird). Das stach als durchaus interessant hervor. In jedem Fall halte ich den "Death"-Sammelband für eine wertvolle, ja fast schon essentielle Ergänzung der "Sandman"-Reihe!
Fazit:
"Death" versammelt neben den wichtigsten "Tod"-Geschichten aus dem "Sandman"-Zyklus, sowie kleinere (oftmals einem bestimmten Ereignis geschuldeten) Mini-Comics, vor allem noch die beiden von Neil Gaiman rund um die Figur geschriebenen Erzählungen "The High Cost of Living" und "The Time of Your Life". Erstere konnte mir sehr gut gefallen (wenn sie auch nicht an "The Sound of Her Wings" herankam; die war aber selbst unter den "Sandman"-Comics eine Ausnahmeerscheinung), letztere war auch noch nett, litt aber ein bisschen darunter, dass Tod selbst dort nur eine eher untergeordnete Rolle spielte. Trotz dieses kleinen Mankos kann ich diesen Sammelband aber allen "Sandman"-Fans nur wärmstens empfehlen.
