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Rama III auf dem Weg zum Knotenpunkt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 14 August 2023
 
Titel: "Nodus"
Originaltitel: "Rama Revealed"
Bewertung:
Autor: Gentry Lee
Übersetzung: Roland Fleissner
Umfang: 624 Seiten (E)
Verlag: Heyne (D), Bantam Spectra (E)
Veröffentlicht: 1995 (E)
ISBN: 978-3-641-11684-2 (D), 978-0-553-56947-6 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Das dritte Rama-Schiff, welches Freiwillige von der Erde – sowie ein paar Häftlinge – an Bord genommen hat, ist auf dem Weg zum Knotenpunkt der Außerirdischen; eine Raumstation, die Nodus genannt wird. Schon bald nach dem Abflug gelingt es einem Diktator, Nakamura, die Macht an sich zu reißen. Er wiegelt die Bevölkerung zunehmend gegen die – einen anderen Bereich von Rama III bewohnenden – Oktospinnen, aber auch die Familie der früheren Rama-Astronauten Nicole Desjardins und Richard Wakefield, auf. Wegen aufrührerischer Aktivitäten wird Nicole dann schließlich zum Tode verurteilt, mit Hilfe von Richard und ihren Freunden gelingt ihr jedoch die Flucht. Zusammen mit ihrer Familie flieht sie zuerst nach den New York genannten, außerhalb der Domäne der Menschen befindlichen, Bereich von Rama III zurück, in weiterer Folge werden sie dann von den Oktospinnen in ihrem Reich aufgenommen. Als Nakamura die Angriffe auf die Oktospinnen intensivieren lässt, scheint ein Krieg zwischen den beiden Völkern unausweichlich…

Review: Mit "Nodus" habe ich die Rama-Trilogie von Gentry Lee (weil mir kann niemand erzählen, dass Arthur C. Clarke mit diesen drei Romanen – vielleicht davon abgesehen, dass er ein paar Ideen dazu beigesteuert hat, auch nur irgendetwas zu tun hatte) nun endlich hinter mich gebracht. Für einen Großteil des Romans knüpfte der Autor dabei nahtlos an die "Qualität" der beiden Vorgänger an – was keineswegs als Lob/Auszeichnung gemeint ist; ganz im Gegenteil. Vor allem mit der ersten Hälfte tat ich mir enorm schwer. Ich habe es schon bei "Die nächste Begegnung" gesagt: Von den Häftlingen abgesehen, handelt es sich bei den menschlichen Passagieren auf Rama ja um Freiwillige – und ich glaube einfach nicht, dass diese einen repräsentativen Querschnitt unserer Gesellschaft darstellen. Eben deshalb finde ich die Art und Weise, wie sie hier den Lügen und der Propaganda eines machtgeilen Despoten hereinfallen, unglaubwürdig. Dementsprechend konnte ich mich auf die ersten zwei Drittel des Romans nie wirklich einlassen. Meines Erachtens versucht Gentry Lee hier auf Teufel komm raus, seine pessimistische Meinung über die Menschheit – die noch dazu völlig diametral zu Arthur C. Clarkes optimistischer Einschätzung liegt – an den Leser zu bringen. Dafür hätte er sich aber in meinen Augen ein anderes Konzept überlegen müssen. Erschwerend kommen dann auch wieder übernatürliche Elemente wie insbesondere Nicoles vorahnende Träume hinzu, die für mich gerade auch in einem Science Fiction-Roman nichts verloren haben. Überhaupt nicht glücklich war ich auch wieder damit, wie er mit Katie umgeht. Die hat es im letzten Buch doch tatsächlich gewagt, zunehmend einen eigenen Willen zu entwickeln, und wird als Strafe dafür hier nun zu einer verlorenen Drogensüchtigen degradiert, die am Ende ihr Leben in einer aufopfernden Aktion geben darf, die letztendlich völlig bedeutungslos ist, da Nakamura aufgrund der biologischen Waffe der Oktospinnen ohnehin kurz darauf gestorben wäre. Eher unfreiwillig komisch fand ich auch, dass ein Vorwurf von Nicole (?) an ihre Tochter (in ihren Gedanken) war, dass sie sexuell promiskuitiv sei! Oh mein Gott, wie schrecklich! Ich sag's euch, diese prüden Amis. Wobei bei diesem Vorwurf natürlich – leider – auch Sexismus mitschwingt.

Generell gab es auch bei diesem Roman wieder einige Momente und/oder Aussagen, die mich zum Kopfschütteln brachten, wie z.B. wenn Nicole darüber sinniert, dass vor allem junge Männer ein Problem mit älteren Frauen hätten, da dies ihre Fantasien über das andere Geschlecht zerschmettern würde. Ich meine, what the actual fucking fuck? Mit am schlimmsten war allerdings ein Moment, der dann in eigentlich besten und interessantesten Teil des Romans kam, nämlich rund um die versuchte Vergewaltigung von Maria durch einen von Nicoles Enkel. Wie hier eine klassische Opfer-Täter-Umkehr vollzogen wird, hätte mich echt fast zum Speiben gebracht. Trotz dieser Kritikpunkte hat mir – wie ihr schon an der Wertung sehen könnt – "Nodus" zumindest einen Hauch besser gefallen als seine beiden vorangegangenen Romane. Hauptverantwortlich dafür ist, dass diesmal die "echten" Science Fiction-Elemente ausgeprägter waren. Das beginnt schon, nachdem man als Leser die ersten rund hundert Seiten rund um Nicoles Flucht endlich hinter sich gebracht hat, und mehr noch, sobald sie von den Oktospinnen in ihrem Reich aufgenommen werden. Der Einblick in deren Kultur und Geschichte war durchaus faszinierend. So richtig dreht "Nodus" dann für mich aber (abseits des gerade erwähnten, eklatanten Kritikpunkts) erst nach der Ankunft beim titelspendenden Knotenpunkt der Rama-Aliens auf. Dort erhalten wir auch endlich eine Antwort auf so manche seit dem allerersten (von Arthur C. Clarke geschriebenen) Teil offene Fragen rund um das Rama-Raumschiff. Zwar wäre es für mich auch ok gewesen, wenn diese Aspekte ein Mysterium geblieben wären, zumindest konnten mir die hier präsentierten Offenbarungen aber gut gefallen. In erster Linie waren es aber die letzten rund 50 Seiten, wo sich Nicole auf ihre letzte Reise begibt, die mich so richtig faszinieren konnten, und wo zum ersten Mal innerhalb der Lee-Trilogie ein echter "sense of wonder" aufkam. Hätte er sich stärker auf diese Aspekte konzentriert, hätte ich mit seinen "Rama"-Fortsetzungen deutlich mehr anfangen können.

Fazit: "Nodus" war im Vergleich zu Gentry Lees ersten beiden "Rama"-Büchern zumindest eine leichte Steigerung. Hauptsächlich deshalb, weil diesmal die Science Fiction-Elemente ausgeprägter waren, und insbesondere zum Ende hin dann stellenweise ein echter "sense of wonder" aufkam. Bis es soweit war, war aber auch "Nodus" wieder viel zu sehr auf menschliche Geschichten und Probleme fokussiert, erschien mir die Entwicklung rund um die Nakamura-Diktatur unter den Freiwilligen auf Rama unglaubwürdig, mangelte es an Spannung, und gab es vor allem auch wieder einige Elemente – wie Nicoles Träumen/Vorahnungen, die Geschichte von Katie, und nicht zuletzt alles rund um die Vergewaltigung – mit denen ich mir enorm schwer tat. Für mich persönlich wird "Rendezvous mit Rama" jedenfalls ein – phantastischer – Einzelroman bleiben; die Gentry Lee-Trilogie wird nun in den Second Hand-Markt abgegeben.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 1995 Bantram Spectra)





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