Kurzinhalt:
Die Bewohner des Planeten Ntignano sind in großer Gefahr, droht ihre Sonne doch zur Supernova zu werden. Um das Volk rechtzeitig evakuieren zu können, braucht die Föderation die Zustimmung der Tsoranier, ihren Raumbereich durchfliegen zu dürfen. Doch diese sind nicht nur ein sehr stolzes, sondern auch recht abgeschieden lebendes Volk, das Fremde eher toleriert als willkommen heißt. Zudem legen sie viel Wert auf Protokoll und Höflichkeit – was die Verhandlungen ebenso erschwert, wie ihr Beharren auf alte Zeremonien und Traditionen. Letzteres bietet der Enterprise unter dem Kommando von Captain Jean-Luc Picard dann allerdings genau jenen Spalt, um die Tür für Verhandlungen zu öffnen. Denn in Kürze soll Prinz Akarr mit einer Schar Begleitern zu einer Safari auf einem fremden, unter Naturschutz stehenden Planeten aufbrechen – was eine Art Initiationsritus darstellt. Um zu verhindern, dass dieser von Wilderern heimgesucht wird, sind auf diesem Dämpfer für Technologie installiert. Mit einem Shuttle der Enterprise sollte es aber möglich sein, Akarr und seine Expedition so tief wie noch niemanden zuvor ins Naturschutzgebiet zu fliegen. Dann jedoch zwingen heftige Stürme Commander Riker, der den Prinzen begleitet, zu einer Notlandung. Ohne fortschrittliche Waffen, muss sich das Expeditionsteam daraufhin gegen die im Dschungel von Fandre lauernden Zähne und Klauen verteidigen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ein Survival-Thriller rund um Riker, der zusammen mit Außerirdischen auf einem Planeten voller Biester ohne Technologie ums Überleben kämpfen muss – das klingt im ersten Moment eigentlich ziemlich cool. Und hätte es wohl auch sein können. Bedauerlicherweise holt "Tooth and Claw" aus dem vielversprechenden Grundkonzept aber viel zu wenig heraus. Eines der größten Probleme ist dabei, dass die Autorin das ewig gleiche Muster kontinuierlich wiederholt, bis man irgendwann den Eindruck hat, das Lesezeichen irrtümlich 30-40 Seiten zu weit hinten ins Buch gelegt zu haben: Das Expeditionsteam rund um Akarr wird von den gefährlichen Wesen auf dem Planeten angegriffen, wobei (mindestens) ein Mitglied des Teams ums Leben kommt, woraufhin Riker darauf drängt, in die relative Sicherheit des Shuttles zurückzukehren, was Akarr jedoch ablehnt. Eben dies spielt sich auf den knapp dreihundert Seiten von "Tooth and Claw" locker fünf Mal ab, vermutlich sogar öfter. Dabei gelang es Doranna Durgin leider auch nicht, zumindest durch die unterschiedlichen Bestien, die angreifen, für Spannung zu sorgen. Als zusätzlich ermüdend fand ich zudem die – sich ebenfalls nur Millimeter weiterbewegende – Dynamik zwischen Riker und Akarr. Mit jedem Angriff der Tiere im Reservat, mit dem sich Riker auszeichnet, wird Akarr eifersüchtiger, und nur umso mehr bestrebt, den Konkurrenten (natürlich nur in seinen Augen) in die Schranken zu verweisen. Erst auf den letzten Seiten ist dann endlich etwas wie Einsicht, und ein gewisser Respekt Riker gegenüber, zu erkennen. Statt jedoch diese Entwicklung nachvollziehbar zu beschreiben, kommt es doch eher aus dem Nichts; es passiert, weil es in den Augen der Autorin passieren soll, oder gar muss.
Der Nebenhandlung rund um Picard und seinen Verhandlungen mit Akaars Eltern ergeht es kaum besser. Auch hier wiederholt Durgin mehrmals die gleichen Muster, dahingehend, dass Picard mit seinem Anliegen gegen eine Wand läuft, und sich auch mehrmals einen Fauxpas (zumindest aus Sicht der – was das Protokoll betrifft doch recht empfindlichen – Tsoranier) leistet. Und ähnlich wie in der Haupthandlung war auch hier für mich nicht wirklich nachvollziehbar, was an dem Jagdprogramm auf dem Holodeck jetzt so toll (bzw. seitens Picard so clever) gewesen sein soll, dass es sich der König dann doch auf einmal anders überlegte. Aber auch mit Durgins Schreibstil – oder besser gesagt, ihrem Humor – tat ich mir schwer. Das bezieht sich weniger auf Dinge, die passieren oder gesagt werden, sondern vielmehr bewusste Formulierungen, die von mir offensichtlich amüsant gedacht waren, mich aber eher mit den Augen rollen ließen. Als letzter wesentlicher Schwachpunkt sei dann noch erwähnt, dass die Bedrohung für die Bewohner von Ntignano bis zuletzt viel zu abstrakt bleibt. Es hätte geholfen, wenn dort schon jemand aus der Enterprise-Crew stationiert gewesen wäre, um alles für die Evakuierung vorzubereiten; dann hätte sich über diesen Handlungsstrang die Dringlichkeit vermitteln lassen. So hingegen blieb das hingegen leider alles viel zu vage, war das drohende Schicksal der Bewohner des Planeten einfach nicht greifbar. Trotz dieser Kritik: Es gibt zwischendurch ein paar Momente, wo sich so etwas wie Spannung einstellt. Wie schon erwähnt sorgen die sehr unterschiedlichen Monster, von denen Riker, Akarr & Co. angegriffen werden, zumindest für ein bisschen Abwechslung. Vor allem aber gelingt es "Tooth and Claw" zum Ende hin, sich leicht zu steigern – wenn auch die Offenbarung rund um die Verschwörung im königlichen Haus wiederum viel zu offensichtlich war. Last but not least trifft Duranna Durgin auch die Figuren recht gut – wobei es ihr wiederum nur bedingt gelingt, auch wirklich alle Mitglieder der Brückenbesatzung eine gewichtige Rolle spielen zu lassen, und sie sich für meinen Geschmack dann doch etwas zu sehr auf Riker, Picard und Worf konzentrierte. Insgesamt fand ich "Tooth and Claw" somit leider doch ziemlich dürftig.
Fazit:
Mit "Tooth and Claw" konnte ich leider überwiegend nichts anfangen. Dabei fand ich die Idee eines solchen Survival-Thrillers á la "Jurassic Park" im "Star Trek"-Universum eigentlich recht vielversprechend. Leider wiederholt Doranna Durgin bei den Angriffen der Tiere das immer gleiche Muster, welches sich doch rasch abnutzte. Lediglich die unterschiedlichen, durchaus nett erdachten, Kreaturen sorgen dann noch für ein bisschen Abwechslung. Ähnlich ergeht es der Nebenhandlung rund um Picard und dem König. In beiden Fällen fand ich zudem die plötzliche Einsicht des jeweiligen Gegenübers nicht wirklich nachvollziehbar. Und auch was den Humor betrifft – der sich hier weniger in Situationen und/oder Dialogen, sondern dem Schreibstil offenbart – sind Durgin und ich offensichtlich nicht wirklich kompatibel. Zwar steigert sich "Tooth and Claw" zum Ende hin leicht, und fängt die Autorin die Figuren – wobei sich das Geschehen stark auf Riker, Picard und Worf konzentriert ein – stimmig ein. Ich persönlich würde "Tooth and Claw" aber zu den schwächeren TNG-Romanen zählen.