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Jäger des verlorenen Schatzes Drucken E-Mail
Campbell Blacks Romanversion des Films Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 29 Juli 2023
 
Titel: "Jäger des verlorenen Schatzes"
Originaltitel: "Raiders of the Lost Ark"
Bewertung:
Autor: Campbell Black
Übersetzung: Roland Fleissner
Umfang: 181 Seiten (E)
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 1981 (E)
ISBN: 978-3-4423-7089-2 (D, Sammelband), 978-0-345-35375-7 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D, Sammelband), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: 1936: Indiana Jones, Archäologe und Professor am Marshall College in Connecticut, ist gerade erst von einer erfolglosen Expedition aus dem peruanischen Dschungel zurückgekehrt, bei dem ihm das Objekt der Begierde von seinem Konkurrenten René Belloq aus den Händen gerissen wurde. Lange bleibt ihm jedoch nicht, um diesen Rückschlag zu verdauen, wollen ihn doch ein paar Regierungsbeamte dringend sprechen. Sie stellen ihm einige Fragen rund um die Bundeslade – jene Reliquie, in der Moses einst die Tafeln mit den zehn Geboten vom Berg Sinai gebracht haben soll, und der übernatürliche Kräfte nachgesagt werden. Wie es scheint, sind die Nazis – auf Anweisung des vom Okkulten faszinierenden Adolf Hitler – auf die Suche nach der Lade. Gelingt es ihnen, diese an sich zu bringen, könnte dies ihre Armee unverwundbar machen. Doch um die Lade zu finden, benötigen sie ein Artefakt, welches zuletzt in den Händen von Indys altem Mentor Abner Ravenwood war. Er reist nach Nepal, um sich mit dessen Tochter – und seiner früheren Geliebten – Marion zu treffen. Nachdem sie gemeinsam einen Angriff der Nazis abgewehrt haben, schließt sich Marion ihm an. Zusammen reisen sie nach Ägypten, um mit Hilfe von Indys Freund Sallah die Lade ausfindig zu machen, bevor sie den Nazis in die Hände fällt…

Review: Am 12. Juni 1981 kam "Jäger des verlorenen Schatzes" in die US-Kinos. Neugierige Leser konnten jedoch bereits zwei Monate davor Bekanntschaft mit Indiana Jones schließen, denn bereits im April des Jahres stand Campbell Blacks Romanfassung des Drehbuchs von Lawrence Kasdan (basierend auf der Geschichte von George Lucas und Philip Kaufman) in den Regalen. Wie bei solchen Veröffentlichungen üblich, ist es nicht zuletzt immer spannend, die Unterschiede zwischen der auf dem Drehbuch basierenden Adaption und dem fertigen Film zu betrachten. Dabei fallen unter anderem gleich mehrere Szenen rund um die Nazis auf, die insbesondere Heinrich, aber auch Belloq, näher beleuchten (und sich teilweise in Berlin zutragen). Aber auch die Frage, wie es Indiana Jones gelang, zum Ende hin wenn die Nazis mit dem U-Boot zur Insel fahren sie zu begleiten, wird hier direkter beantwortet (im Film wird es mit dem kurzen "Periskop ausfahren" ja nur sehr vage angedeutet). Und nicht zuletzt erklärt die Romanversion, woher Indiana Jones am Ende wusste, dass Marion und er die Augen vor der Macht der Bundeslade verschließen müssen: Denn jener alte Mann, den Sallah und er aufsuchen, um sich die Inschrift des Medaillons übersetzen zu lassen, hatte für ihn auch noch folgende warnenden Worte parat: "Jene welche die Lade öffnen und ihre Macht freilassen werden sterben, wenn sie diese betrachten." Zusammen mit ein paar weiteren, kleineren Ergänzungen (wie z.B. rund um Indys Ankunft in Nepal) werteten diese zusätzlichen Stellen die Geschichte für mich durchaus auf, und ließen sie etwas runder wirken (auch wenn ich im Film nie das Gefühl hatte, dass etwas fehlen würde). Es gibt jedoch auch einen wesentlichen Unterschied, in dem die Adaption im Vergleich zum Film abfällt. Denn: Im Drehbuch fehlte noch jene Szene, in der Marion versucht, Belloq unter den Tisch zu trinken – und damit einen aktiven Versuch unternimmt, zu fliehen. Das Fehlen dieses entscheidenden Moments lässt sie deutlich passiver – und damit mehr wie ein (leider) genretypisches Fräulein in Nöten – wirken.

Darüber hinaus ist die Romanversion dem Film naturgemäß auch in einem entscheidenden Aspekt unterlegen: Denn gerade auch so Adventure-Filme leben von den Bildern, der Inszenierung, der Musik, und dem Adrenalin. Insbesondere die Action-Szenen kommen auf der Leinwand (oder dem TV-Schirm) natürlich ungleich besser zur Geltung, als wenn man sie auf eine simple Textbeschreibung reduziert. Campbell Black schlägt sich diesbezüglich zwar wackerer als so manch andere Autoren, die versuchen, in einem Roman packende Action zu schildern – aber die unvergleichliche Energie, die der Film verströmt (und ihn eben so auszeichnet), fehlt halt. Sieht man von diesem – zwar nicht unerheblichen, zugleich aber wohl auch unweigerlichen – Kritikpunkt ab, weiß das Abenteuer jedoch auch in dieser textbasierten Form zu gefallen. Dies liegt einerseits daran, dass "Jäger des verlorenen Schatzes" eben nicht nur super inszeniert ist, sondern auch die Story zu gefallen weiß. Die Bundeslade ist ein großartiger McGuffin, und mit der drohenden Macht, die von ihr ausgeht, und den Nazis, die es eben darauf abgesehen haben, schafft man eine packende Ausgangssituation, bei der nicht weniger als das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Darüber hinaus ist Indiana Jones ein charmanter Held, den man gerne auf dieses Abenteuer begleitet. Dabei sticht vor allem hervor, wie er – ganz im Stile der "Serials", die Lucas und Spielberg hier ja als Vorlage dienten – in eine bedrohliche Situation nach der anderen gerät, aus der er sich mit List, Kampfgeist und natürlich seiner ikonischen Peitsche immer wieder irgendwie befreien muss. Zudem gibt man ihm mit Belloq, Toht und Dietrich (der in der Romanversion deutlich stärker zur Geltung kommt, als im Film) interessante Widersacher, und mit Sallah und Marion (auch wenn letztere hier, wie erwähnt, leider nicht ganz so kämpferisch rüberkommt wie im Film) sympathische Begleiter mit auf den Weg. Der letzte wesentliche Erfolgsfaktor dieser Adaption ist dann Campbell Black, der sich hier als (mindestens) kompetenter Autor erweist, der es versteht, den Text des Drehbuchs zu nehmen, und in zu einem packenden Abenteuerroman umzuwandeln. Wer schon einige solche Romanfassungen von Filmen gelesen hat, weiß, dass dies manchen besser, und anderen schlechter gelingt. Black ist hier definitiv eher der ersten Kategorie zuzuordnen (wenn er auch an den in meinen Augen diesbezüglichen Kaiser, Peter David, nicht herankommen mag).

Fazit: "Jäger des verlorenen Schatzes" ist nicht nur einer der besten Filme aller Zeiten, sondern vor allem auch einer, der sehr stark von den Möglichkeiten des Mediums Film profitiert (und diese fast schon meisterlich ausschöpft). Angefangen bei Steven Spielbergs famoser Inszenierung, über die charismatische Performance von Harrison Ford, bis hin zur peitschenden Musik von John Williams. All dies sind Aspekte, auf die eine rein auf die Story reduzierte Romanversion natürlich verzichten muss (zumindest größtenteils; weil natürlich kann man sich Harrison Fords Gesicht und Stimme dazudenken, und beim Lesen den Soundtrack anwerfen). Erschwerend kommt hinzu, dass solche Action-Abenteuer auf der großen oder kleinen Leinwand natürlich immer besser wirken lesen, als wenn man sie "nur" liest. Und dennoch: Die Story ist faszinierend und mitreißend genug, um auch in dieser reduzierten Form gefallen zu können. Die packende Ausgangssituation trägt hierfür ebenso viel bei, wie Indiana Jones als Hauptfigur. Campbell Black ist zudem ein guter Autor, der es versteht, die reinen Dialoge sowie Szenenbeschreibungen aus dem Drehbuch in einen packenden, vollwertigen Roman umzuwandeln. Mit das Spannendste an "Jäger des verlorenen Schatzes" sind aber die Änderungen im Vergleich zum Film; diese zu entdecken, machen für mich einen Großteil des Reizes solcher Adaptionen im Allgemeinen, und diesem Roman im Besonderen aus. Schon allein deshalb rate ich allen Indy-Fans – da der Roman ja mittlerweile vergriffen ist – in die Fußstapfen ihres Helden zu treten, und diesen verlorenen Schatz zu jagen.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2008 Del Rey)





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