Auf der Jagd nach einem Tierquäler
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 24 Juli 2023
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Titel: |
"Wie die Tiere" |
Bewertung: |
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Autor |
Wolf Haas |
Umfang: |
224 Seiten |
Verlag: |
Rowohlt |
Veröffentlicht: |
2002 |
ISBN: |
978-3-4992-3331-2 (D) |
Kaufen: |
Taschenbuch (D) |
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Kurzinhalt:
Eigentlich ist Simon Brenner nur nach Wien zurückgekehrt, um aufgrund seiner Migräne einen Antrag auf Frühpension zu stellen. Dann jedoch wird er vom Leiter eines Bordells damit beauftragt, nach jenem Tierquäler zu suchen, der im Augarten Hundekekse mit Stecknadeln darin ausstreut. Etwas, dass nicht nur Tierliebhaber, sondern auch Eltern auf den Plan ruft – ist doch nicht auszuschließen, dass früher oder später ein solcher Hundekeks im Mund eines unaufmerksamen Kinds landet. Doch der Brenner hat noch nicht einmal richtig mit den Ermittlungen begonnen, da bekommt er es neben den toten Hunden plötzlich auch mit einem menschlichen Opfer zu tun, dass von einem Hund zu Tode gebissen wurde. All dies scheint mit einem tragischen Ereignis aus der Vergangenheit, aber auch mit Immobilienspekulation, in Verbindung zu stehen…
Review:
Vielleicht liegt es daran, dass "Wie die Tiere" die undankbare Aufgabe hat, auf meinen (bisherigen) Lieblings-Brenner "Silentium!" zu folgen, aber für mich viel der fünfte Band der Reihe doch ein bisschen ab. Und das nicht nur gegenüber dem direkten Vorgänger, sondern allen bisherigen Romanen. Dies gilt auf der einen Seite für den Fall, der auf mich selbst im Vergleich zum diesbezüglich auch noch nicht sonders komplexen "Auferstehung der Toten" noch einmal um einiges weniger ausgeklügelt wirkte. Dabei fand ich das Setup mit dem ausgestreuten Hundekeksen eigentlich recht interessant und vielversprechend. Darüber hinaus profitiert "Wie die Tiere" davon, dass ich den Augarten selbst von gelegentlichen Besuchen kenne; so etwas schadet auch nie. Aber irgendwie lief das Ganze für mich in weiterer Folge ziemlich ins Nichts, und wollte sich vor allem nie wirklich Spannung einstellen – ja selbst am Ende nicht. Mit ein Grund dafür mag sein, dass wir die meisten Figuren bzw. Verdächtigen nur sehr oberflächlich kennenlernen (vielleicht von 1-2 Ausnahmen abgesehen). Mir fehlten da ein bisschen die Interaktionen zwischen dem Brenner und den Charakteren. Wie ich generell fand, dass sich seine Ermittlungen diesmal irgendwie ziemlich in Grenzen hielten. Bezeichnend: Letztendlich fand ich den Nebenplot rund um sein Frühpensions-Ansuchen deutlich interessanter, als den Fall an sich. Doch es liegt nicht nur daran; auch was die Kommentare des Erzählers betrifft, kam "Wie die Tiere" für mich an die Vorgänger nicht ganz heran; wenn es auch zugegebenermaßen durchaus auch hier wieder ein paar interessante und/oder amüsante Beobachtungen rund um das Leben und die Gesellschaft gab. In diesen lag für mich, neben der eigenwilligen Erzählweise, auch hier wieder die größte Stärke des Romans. Zusätzlich aufgewertet wird der Roman von der Rückkehr von Berti (das erste Mal innerhalb der Brenner-Reihe, dass eine frühere Figur nochmal aufgegriffen wird). Und zugegebenermaßen war das Finale dann, wenn auch nie wirklich spannend, so doch zumindest recht unterhaltsam. Wie der Roman generell, trotz aller Kritik, viel zu gut geschrieben (aber auch kurz) ist, um Langeweile aufkommen zu lassen. Ähnlich begeistert wie seine früheren Fälle hat mich Brenners fünfter Einsatz aber leider nicht.
Fazit:
Zwar immer noch gut, konnte mich "Wie die Tiere" nicht mehr ganz so begeistern wie die vorherigen Brenner-Romane. Hauptverantwortlich ist dafür der Fall, den ich – trotz eigentlich eines vielversprechenden, originellen Setups – nie sonderlich mitreißend fand. Aber auch was die Kommentare des Erzählers betrifft fand ich die Vorgänger überlegen. Was nicht heißt, dass "Wie die Tiere" gar keine Stärken hätte. Die größte war für mich auch hier wieder die ungewöhnliche Erzählweise. Aber auch das Setting hatte es mir wieder durchaus angetan. Zudem gelingt es "Wie die Tiere", sich zum Ende hin zumindest ein bisschen zu steigern. Und nicht zuletzt das Wiedersehen mit Berti – ein Novum innerhalb der Reihe – hat mich gefreut. Insgesamt ist somit auch "Wie die Tiere" zweifellos kein schlechter (Ösi-)Krimi; aber gerade auch nach dem großartigen "Silentium!" war ich vom fünften Brenner-Fall doch ein bisschen enttäuscht.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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