Originaltitel: The Black Queen Episodennummer: 1x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 23. Oktober 2022 (HBO) Erstausstrahlung D: 23. Oktober 2021 (Sky) Drehbuch: Ryan Condal Regie: Greg Yaitanes Besetzung:
Paddy Considine als Viserys I Targaryen,
Olivia Cooke als Queen Alicent Hightower,
Rhys Ifans als Ser Otto Hightower,
Eve Best als Princess Rhaenys Targaryen,
Fabien Frankel als Ser Criston Cole,
Sonoya Mizuno als Mysaria 'The White Worm',
Graham McTavish als Ser Harrold Westerling,
Matthew Needham als Lord Larys 'The Clubfoot' Strong,
Jefferson Hall als Ser Tyland Lannister,
Tom Glynn-Carney als Prince Aegon Targaryen,
Ewan Mitchell als Prince Aemond Targaryen,
Phia Saban als Princess Helaena Targaryen,
Bill Paterson als Lord Lyman Beesbury,
Kurt Egyiawan als Grand Maester Orwyle,
Paul Kennedy als Lord Jasper 'Ironrod' Wylde,
Luke Tittensor als Ser Arryk Cargyll,
Elliott Tittensor als Ser Erryk Cargyll,
Alexis Raben als Talya,
Sean Cernow als Black Cell Gaunt Prisoner,
Michelle Bonnard als Brothel Madam,
Oliver Grange als Jon,
Paul Hickey als Lord Allun Caswell,
Simon Chandler als Septon Eustace,
Nina Barker-Francis als Jayne,
Tripti Tripuraneni als Helaena's Nurse,
Miriam Lucia als Lady Fell,
Paul Clayton als Lord Merryweather u.a.
Kurzinhalt:
Rhaenys fliegt mit gleich zwei düsteren Nachrichten für ihre Nichte Rhaenyra nach Drachenstein. So muss sie ihr nicht nur berichten, dass ihr Vater Viserys I. gestorben ist, sondern auch, dass Königin Alicent daraufhin ihren Sohn Aegon auf den Eisernen Thron gesetzt hat. Rhaenyra ist außer sich; doch trotz ihrer Trauer, die vom Verlust ihres gemeinsamen Kindes mit Daemon noch einmal verstärkt ist, reagiert sie besonnen. Statt sofort in den Krieg zu ziehen, beruft sie den Schwarzen Rat ein, und klärt mit ihren Verbündeten, auf wessen Hilfe sie in einem solchen Konflikt zählen könnte, und wer wohl eher auf Seiten von Aegon stehen dürfte. Dabei zeigt sich schon bald, dass es drei Königshäuser gibt, deren Loyalität sich nicht eindeutig bestimmen lässt. Sie schickt daraufhin ihre Söhne los, um sich die mit den jeweiligen Königen zu treffen, und sich deren Unterstützung zu sichern. Doch als Lucerys bei König Baratheon eintrifft, muss er erkennen, dass im Aemond zuvorgekommen ist…
Review:
Ich bemühe mich, Episoden die (in meinen Augen) Fehler von früheren Folgen nicht vorzuwerfen; auch wenn man natürlich argumentieren kann, dass die dortigen Entwicklungen natürlich erst hier so richtig Früchte tragen, und man diese durchaus als "Früchte des vergifteten Baumes" ansehen könnte. So nachtragend will ich aber nicht sein, und stattdessen "Die Schwarze Königin" für sich selbst betrachten und bewerten. Und ohne die Kritik, die ich an "Der Grüne Rat" vorbringen musste, kam das Staffelfinale grundsätzlich mal schon besser an. Einer der wesentlichen Pluspunkte war dabei für mich die Inszenierung. Die Folge war optisch überaus imposant, und machte für mich generell inszenatorisch und produktionstechnisch einen besseren Eindruck, als der Großteil der Serie bislang; fast so, als hätte man sich fürs Finale besonders viel Budget übrig gelassen. Vor allem die Aufnahmen von Drachenstein, sowie das abschließende Drachenduell, waren sehr beeindruckend. Aber generell hat mir Greg Yaitanes Inszenierung, vor allem in visueller Hinsicht, ausgesprochen gut gefallen. Nichts zu bemängeln gibt es auch wieder bei den schauspielerischen Leistungen, wobei ich insbesondere mit Emma D'Arcys Rhaenyra mitgelitten habe.
Mir gefiel dabei vor allem auch, dass sie nicht – wie von mir vorab erwartet – gleich losprescht, sondern im Rat sorgfältig ihre Optionen abwägt. Wer ist auf ihrer Seite, von wem muss man erwarten, dass er den Anspruch von Alicent/Aegon unterstützt? Hat Rhaenyra denn überhaupt eine Chance zu gewinnen, oder würde sie ihre Truppen in einen aussichtslosen Krieg führen? Hauptverantwortlich für ihre Zurückhaltung sind natürlich die warnenden Worte ihres Vaters im Hinblick auf die Bedrohung, die im Norden lauert – und die es erforderlich macht, dass das Königreich geeint bleibt, um sich dieser stellen zu können. Insofern entscheidet sich Rhaenyra, im Zweifelsfall das Wohl des Königreichs über ihre eigenen Ambitionen zu stellen – was dann unweigerlich zum Konflikt mit (dem deutlich egoistischer eingestellten) Daemon führt, der diesen Aufstand so rasch und entschieden wie möglich niederschlagen will – wohl auch deswegen, weil er Rhaenyra nicht zuletzt deshalb geheiratet hat, um als Prinzgemahl doch noch dem Thron nahezukommen. Eben diese Chance droht ihm nun angesichts der zurückhaltenden Reaktion seiner Gattin durch die Finger zu schlüpfen. Aber auch die Entscheidung von Lord Corlys – der ja, so wie seine Frau, nach wie vor glaubt, Rhaenyra hätte ihren Sohn getötet – hat mich positiv überrascht. Jedoch, am Ende zeigt sich, dass die hier betriebenen Anstrengungen, um nicht vorschnell zu handeln, wohl insofern vergeblich waren, als Rhaenyra zwar auf den Tod ihres Vaters und den Verlust ihres Kindes erstaunlich zurückhaltend reagiert hat. Nun auch noch einen ihrer Söhne zu verlieren, noch dazu durch Aemonds Hand, wird uns aber nun endgültig jenen potentiell verheerenden Bürgerkrieg einbringen, auf den "House of the Dragon" natürlich unweigerlich seit der ersten Folge hingesteuert ist.
Aber: Wie es dazu schließlich kommt, hat mich wieder einmal maßlos geärgert. Zum dritten Mal haben die Serienmacher hier nicht die Eier, eine Figur – im Gegensatz zur Buchvorlage – einfach eine böse Tat verüben zu lassen. Und dabei geht es diesmal um Aemond, der auf der Sympathieskala von vornherein ziemlich weit unten war. Selbst der darf Lucerys nicht absichtlich ermorden, es muss natürlich ein Unfall sein, und Aemond noch dazu vor Verzweiflung aufschreien, weil natürlich, das hat er nicht gewollt, er wollte seinem Vetter (? – wie schon erwähnt, ich hab's leider nicht mit Familienverhältnissen) ja nur ein bisschen Angst einjagen, bzw. ihm zeigen, wer der Herr im (Königs-)Haus ist. Ich bin's echt so leid. Ziemlich schwach und wenig überzeugend fand ich auch die Erklärung, warum Prinzessin Rhaenys nicht einfach alle Thronräuber niedergebrannt hat, wenn sie eh nicht auf deren Seite steht. Und generell muss ich leider sagen, dass ich auch diese Folge wieder eher interessant als wirklich mitreißend fand.
An dieser Stelle bietet es sich an, ein allgemeines Fazit zur ersten Staffel zu ziehen. Ihr habt es bei meinen Episoden-Kritiken ja gemerkt: Ich kann die überwiegend positiven Reaktionen, die "House of the Dragon" geerntet hat, leider nur bedingt verstehen. Im direkten Duell mit "Die Ringe der Macht" halte ich die "Der Herr der Ringe"-Serie in allen Belangen – Story, Produktion, Schauspieler usw. – für überlegen. Aber auch an die noch überwiegend großartigen ersten sechs Staffeln von "Game of Thrones" kommt der Ableger nicht heran. Ein wichtiger Grund, warum es "House of the Dragon" nicht ähnlich gelingen wollte, mich zu packen, liegt an den zeitlichen Sprüngen, die teilweise eine etwas abgehackte Erzählweise mit sich bringen. Schwerer wiegt aber, dass es hier letztendlich nur um den Dynastie-internen Wettstreit um den Eisernen Thron geht. Der Kampf um eben diesen mag zwar auch ein wesentlicher Bestandteil von "Game of Thrones" gewesen sein (nicht umsonst trug die Serie ja eben auch diesen Titel, und nicht – wie die Buchreihe – "A Song of Ice and Fire"), aber eben nicht der einzige. Ich vermisse die erzählerische und auch thematische Breite, die unterschiedlichen Schauplätze, die verschiedenen Fraktionen, aber eben auch, dass es nicht nur rein um den Kampf um den Eisernen Thron ging, sondern auch um die die persönlichen Entwicklungen und Erlebnisse der einzelnen Figuren (insbesondere natürlich den Stark-Kindern), der hinter der Mauer lauernden Bedrohung, und und und. Eben dies machte "Game of Thrones" so abwechslungsreich, und auch episch. "House of the Dragon" erinnert eher an die Seifenopern á la "Dallas", "Der Denver-Clan", "Falcon Crest" und so weiter, in denen es darum geht, dass eine oder mehrere Familien um ein Imperium streiten. Mich spricht das einfach nicht wirklich an. Erschwerend kommen dann noch die Fehler dazu, die man in meinen Augen selbst bei der ersten Staffel bei der Adaptierung der Vorlage gemacht hat (beim Vorgänger hat das deutlich länger gedauert). In Verbindung mit dem gegenwärtigen Serien-Überangebot ist es somit mehr als fraglich, dass ich mir auch die weiteren Staffeln vorknöpfen werde.
Fazit:
Mit "Die Schwarze Königin" endet die erste Staffel von "House of the Dragon" so, wie sie angefangen hat: Solide. Positiv fand ich vor allem Rhaenyras – von mir in dieser Form nicht erwartete – bedachte Reaktion auf die Machtübernahme nur Alicent/Aegon. Diese war ganz offensichtlich von den mahnenden Wortes ihres Vaters im Hinblick darauf, dass das Königreich geeint und stark bleiben muss, beeinflusst – wobei am Ende zusammen mit Lucerys auch die letzte Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts begraben wird. Die Art und Weise, wie sein Tod vonstattenging, war mir aber wieder einmal viel zu mutlos. Und generell wollte mich "Die Schwarze Königin" wieder einmal nie so recht packen. Was nun die erste "House of the Dragon"-Staffel insgesamt betrifft, so ist es dieser leider nicht gelungen, den bitteren Nachgeschmack der letzten zwei "Game of Thrones"-Seasons wegzuspülen; eher im Gegenteil. Neben der Verharmlosung im Vergleich zur Vorlage störe ich mich vor allem auch an der mangelnden erzählerischen und thematischen Breite. Mich interessiert dieser Targaryen-interne Streit um den Eisernen Thron leider nur äußerst bedingt. Letztendlich ist "House of the Dragon" für mich weniger "Game of Thrones" zu seinen besten Zeiten, als vielmehr "Dallas mit Drachen". Wer's mag.