Inhalt & Review:
In "Omnibus – Volume 2" sind nun die letzten fünf von Dark Horse in den 90ern veröffentlichten "Indiana Jones"-Comics versammelt. Den Anfang macht "Indiana Jones and the Golden Fleece", welches inhaltlich leider an den überwiegend enttäuschenden Eindruck der Comics aus dem ersten Band (die Comic-Adaption von "Fate of Atlantis", wo die Story ja nicht von Dark Horse-Autoren direkt stammte, sondern die Geschichte des PC-Spiels adaptiert wurde, außen vor gelassen) anknüpft. Dabei war die Story nicht einmal schlecht, und mit zwei Ausgaben auch knackig genug erzählt, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Das Problem ist vielmehr die Erzählweise: Man zitiert hier aus den Memoiren von Indiana Jones, der die gezeigten Geschehnisse durchgehend aus dem Off kommentiert – und eben diese Textstellen klingen so überhaupt nicht wie der Indiana Jones aus den Filmen. Oder glaubt ihr, dass sich Indy so bemüht geschwollen ausdrücken würde, wie z.B. "The promise of blossiming life, of nature redeeming itself, was carried on the warm-scneted breezes of that sun-drenched afternoon in spring." Ich meine, echt jetzt: What the fuck?! Und das war gleich der erste Satz aus seinen Memoiren. Insofern bin ich irgendwie nie so wirklich in die Geschichte hineingekommen. Ohne dieses Stilmittel hätte es wohl um einiges besser funktioniert. "Indiana Jones and the Shrine of the Sea Devil" erspart sich eben dieses dann zum Glück, dort fand ich aber leider wiederum das geschilderte Abenteuer an sich nicht wirklich interessant. Zumal mich auch der Bösewicht überhaupt nicht überzeugte. Und mit gerade mal knapp dreißig Seiten ist der Comic dann auch noch ziemlich kurz. Immerhin mündet er mit dem Clou, dass Indy von Amelia Earhart aufgelesen wird, was insofern ein ganz netter Clou war, als er die Tradition der "Young Indy"-Serie, ihn auf historische Persönlichkeiten treffen zu lassen, fortsetzt.
"Indiana Jones and the Iron Phoenix" ist dann das unbestrittene Highlight, und das nicht einfach nur von diesem Omnibus, sondern für mich eigentlich von allen "Indiana Jones"-Comics, die es bislang gab. Zwar möchte ich Lee Mars, der diesen geschrieben hat, nicht Unrecht tun, aber ich hatte den starken Eindruck, dass dies nicht zuletzt daran lag, dass hier auf eine von u.a. Hal Barwood ausgearbeitete Story zurückgegriffen wurde, die kurzzeitig als Fortsetzung zu "Fate of Atlantis" gedacht war – ehe das Projekt dann im Sande verlief. Angesiedelt im Jahr 1947, zeigt er Indiana Jones im geteilten Berlin der Nachkriegszeit, wo er zuerst die Aufmerksamkeit einer russischen Agentin erregt, es in weiterer Folge aber mit untergetauchten Nazis zu tun bekommt, die auf der Jagd nach dem Stein der Weisen sind, mit dessen Hilfe sie ihre toten Armeen – und auch ihren Führer Adolf Hitler – wieder zum Leben erwecken, und so doch noch die Welt erobern wollen. Ich fand die Story einfach nur fantastisch; mir hat sie sogar noch besser als jene von "Fate of Atlantis" gefallen. Da und dort merkt man der Geschichte zudem ihre Herkunft als potentielles Adventure-Spiel an. Nicht nur ist auch hier, ähnlich wie bei "Atlantis", der Weltenbummel-Aspekt sehr ausgeprägt, da und dort muss Indiana Jones – für mich ein in den Comics leider größtenteils sträflichst vernachlässigter Aspekt – auch ein paar Rätsel lösen. Und auch für die nötige übernatürliche, dabei jedoch nie übertreibende, Note ist gesorgt. Für mich ist der Comic allein den Kauf des zweiten Sammelbands schon wert. Wobei es daran anknüpfend mit "Indiana Jones and the Spear of Destiny" durchaus gelungen weitergeht. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs angesiedelt, ist die größte Stärke des Comics zweifellos die Rückkehr von Henry Jones Sr. Die Geschichte an sich fand ich jedoch nur bedingt interessant. Die Action war ebenfalls wenig packend und/oder einfallsreich. Und nicht zuletzt der große Zufall, dass dann just einer von Indys Assistenten, Brendan O'Neal, eine entscheidende Rolle rund um den Speer des Schicksals spielt, fand ich doch ein bisschen konstruiert. Grundsätzlich war der Comic aber ok.
Den Abschluss bildet dann "Indiana Jones and the Sargasso Pirates", und mit dem fällt man leider wieder auf den mäßigen inhaltlichen Eindruck der überwiegenden Dark Horse-Comics zurück. Angefangen bei jenem nervigen Typen, der sich als Indys Bruder ausgibt, über das Setting rund um verschollene, nur auf dem Meer lebende Piraten an sich (was sich nun mal rasch abnutzt; hier fehlt der zuvor bei "Iron Phoenix" gelobte Reise-Aspekt; die klassische Karte mit rotem Strich bräuchte man hierfür jedenfalls nicht), bis hin zur Tatsache, dass die sogenannte Seehexe – die Anführerin der Piraten – gleich mehrere Schüsse aus einem Revolver überlebt. Und Bill Lawton war ein doch eher nerviger, dabei jedoch nie wirklich bedrohlicher, Bösewicht. Immerhin, die direkte Überleitung in "Jäger des verlorenen Schatzes" am Ende war ganz nett. Davon abgesehen ist "Sargasso Pirates" aber alles andere als ein triumphaler Abschied von Indiana Jones aus der Welt der Comics. Was die künstlerische Gestaltung betrifft: Da machte auf mich kurioserweise "Golden Fleece" sowohl was die Illustrationen als auch die Farbgebung betrifft den besten Eindruck. Aber auch "Iron Phoenix", "Spear of Destiny" und "Sargasso Pirates" schlagen sich diesbezüglich durchaus wacker. Nur "Sea Devils" fällt – zumindest im allerersten Teil, der mir ausgewaschenen Farben präsentiert wird – doch eher ab. Von den Bildern her müssen sich die Dark Horse-Comics gegenüber der Marvel-Konkurrenz größtenteils aber nicht verstecken, und übertreffen diese überwiegend sogar. Inhaltlich hatte "Marvel" aber überwiegend die Nase vorn – mit "Iron Phoenix" als die größte Ausnahme.
Fazit:
Der zweite Omnibus der Dark Horse-Comics schlug sich in meinen Augen zumindest ein bisschen besser als der erste. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem wirklich großartigen "Indiana Jones and the Iron Phoenix" – der ursprünglich als Fortsetzung zum PC-Spiel "Fate of Atlantis" gedacht war. Für mich zählt das definitiv zu den besten Lizenz-Geschichten, die je zu Indiana Jones geschrieben wurden. "Spear of Destiny" war ebenfalls noch ganz ok. "Golden Fleece", "Shrine of the Sea Devil" und "Sargasso Pirates" fand ich hingegen leider ziemlich schwach. Insgesamt sorgt das dann für einen doch eher mittelmäßigen Eindruck. Angesichts der horrenden Preise, die für diese Omnibus-Sammlungen mittlerweile verlangt werden, würde ich euch daher empfehlen, eure Schatzsuche auf die Comics von "Iron Phoenix" und "Spear of Destiny" zu begrenzen.