Die Abenteuer des Brisco County Jr. - 1x02: Der Schüler der Macht
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Originaltitel: The Orb Scholar Episodennummer: 1x02 Bewertung: Erstausstrahlung US: 23. September 1993 Erstausstrahlung D: 23. November 1994 Drehbuch: Carlton Cuse Regie: Andy Tennant Besetzung:
Bruce Campbell als Brisco County Jr.,
Julius Carry als Lord Bowler,
Christian Clemenson als Socrates Poole,
Robert Picardo als Puel,
Billy Drago als John Bly,
Brandon Maggart als Professor Ogden Coles,
Pat Skipper als Donovan Joe,
Herman Poppe als Sheriff Worth,
Tom Simmons als Dobbs,
Dewey Weber als Tate,
David Youse als Todd the Waiter u.a.
Kurzinhalt:
Brisco County Jr. wird auf Donovan Joe angesetzt, einen früheren Freund, der ihn einst im Stich gelassen hat, und der nun im Verdacht steht, mit Blys Gang in Verbindung zu stehen. Auf dem Weg zur betreffenden Stadt nimmt Brisco drei Banditen gefangen. Doch statt der erwarteten Belohnung wird er vom Deputy dort vielmehr ins Gefängnis gesteckt – würde es sich bei den Gangstern doch um weitere Deputies handeln. Im Knast leistet ihm nicht Lord Bowler Gesellschaft, sondern auch Professor Ogden Coles, der die mysteriöse Kugel erforscht, auf die Brisco bei der Jagd nach John Bly gestoßen ist. Kurz darauf kommt es zum Wiedersehen mit Donovan Joe, dem korrupten Sheriff der Stadt, der der Brisco wenig überraschend an John Bly verraten hat. Dieser will von County Jr. wissen, wo sich die Kugel befindet. Um das Leben des Kopfgeldjägers zu retten, knickt Professor Coles schließlich ein, und sagt Bly, was er weiß – nur um zu sehen, wie dieser Brisco County Jr. kaltblütig erschießt…
Review:
"Der Schüler der Macht" wiederholt für alle, die diesen vielleicht verpasst haben sollten, die wichtigsten Szenen aus dem Pilotfilm in einer Art Prolog. Dies ist auch insofern wichtig, als die erste reguläre Episode der Serie direkt an die dortigen Ereignisse anknüpft, und sowohl die Geschichte rund um die Kugel, als auch Briscos Jagd nach John Bly und seiner Gang, aufgreift. Dabei mag es ihr zwar nicht ganz gelingen, qualitativ an den packenden Pilotfilm heranzukommen, für gute Unterhaltung ist jedoch auch bei "Der Schüler der Macht" wieder gesorgt. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt einigen starken, hervorstechenden Momenten. Diesbezüglich ist in erster Linie jene Szene zu nennen, wo Lord Bowler dem im Sterben liegenden Brisco ein Ständchen singt. Julius Carry hat echt eine Wahnsinnsstimme, und seine Interpretation von "Amazing Grace" bescherte mir Gänsehaut. Briscos Rettung durch die Macht der Kugel verstärkt zudem wieder einmal das mysteriöse Element rund um eben diese – wie auch das plötzliche Verschwinden von Professor Coles und der besagten Kugel. Es ist vor allem auch dieser Aspekt, der "Die Abenteuer von Brisco County Jr." zu mehr macht, als "nur" einer reinen Western-Serie.
Gleiches gilt natürlich auch für den Humor. Dieser wurde zwar im Vergleich zum Piloten ein bisschen zurückgefahren, trägt aber nach wie vor viel zum Unterhaltungswert der Serie bei. Aber auch die Besetzung bleibt eine wesentliche Stärke, wobei vor allem das Zusammenspiel zwischen Campbell, Carry und Clemenson besticht. Neben dem mehrfachen Gaststar Billy Drago erfreut man sich als Genre-Fan zudem über die Auftritte von Robert Picardo (den mal wohl nicht näher vorstellen muss) als erster Deputy Puel, sowie Pat Skipper (u.a. bei "Akte X" als Dana Scullys Bruder im Einsatz) als Briscos Jugendfreund – und korrupter Sheriff – Donovan Joe. Als erste reguläre Episode bekommen wir hier zudem zum ersten Mal das Intro zu sehen, welches ich ebenfalls sehr cool finde – wobei neben der großartigen Titelmelodie (die ich echt immer wieder hören könnte) vor allem der an "Indiana Jones" angelehnte Schriftzug hervorsticht. Insgesamt kommt "Der Schüler der Macht" aber zugegebenermaßen nicht an den – wirklich großartigen – Pilotfilm heran. Denn kurioserweise, obwohl "Die Kugel der Macht" ja eigentlich doppelt so lang war, geht "Der Schüler der Macht" insbesondere im Mittelteil – so in etwa von dem Moment, wo Brisco eingesperrt wird, bis zur Konfrontation mit Bly – ein bisschen die Puste aus. Nicht dramatisch, aber doch merklich, brechen Erzähltempo und Unterhaltungswert hier ein bisschen ein. Zudem fand ich, dass man aus der Vorgeschichte rund um Brisco und Joe mehr hätte machen können. Wie ich es generell spannender gefunden hätte, wenn dieser nicht von vornherein ein Verräter gewesen wäre, sondern sich nun einfach in einer schwierigen Lage wiederfinden würde, wo er letztendlich seinen eigenen Interessen den Vorzug gibt. Großes Drama ist das allerdings nicht; schon allein auch deshalb, weil die Episode zum Ende hin nochmal ordentlich aufdreht, und noch einige starke Momente präsentiert – wobei neben Lord Bowlers Gesangseinlage insbesondere noch der Showdown zwischen Brisco und Joe hervorsticht.
Fazit:
"Der Schüler der Macht" knüpft inhaltlich direkt an den Pilotfilm an. Qualitativ gelingt ihm das allerdings nicht vollständig, denn obwohl doppelt so lang, war "Die Kugel der Macht" irgendwie dennoch kurzweiliger. Vor allem im Mittelteil verliert die erste reguläre Folge ein bisschen an Tempo und Unterhaltungswert. Dafür dreht sie im letzten Drittel dann nochmal so richtig auf, wobei insbesondere die starke Szene rund um Lord Bowler und dem im Sterben liebenden Brisco County Jr. in Erinnerung bleibt. Aber auch von solchen Highlights abgesehen verstand es auch "Der Schüler der Macht" wieder überwiegend sehr gut, zu unterhalten. Neben der charmanten Besetzung verdankt er das nicht zuletzt der gelungenen Mischung aus Western, Komödie und Science Fiction. Aber auch Intro, Inszenierung und Musik hatten es mir (wieder) angetan. Trotz kleinerer Schwächen war somit auch bei "Der Schüler der Macht" wieder für gute Unterhaltung gesorgt.
